Seit Jahren ist Gaëlle Thalmann die Nummer 1 in der Frauen-Nati. Ob sie diesen Status auch an der WM innehat, ist noch nicht in Stein gemeisselt. Wie geht die 37-Jährige damit um – und was sagt ihre Konkurrentin?
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Gaëlle Thalmann ist seit Jahren Stammtorhüterin in der Nati und stand bei allen WM- und EM-Spielen in der Geschichte der Schweizer Frauen-Nati zwischen den Pfosten.
- Unter Inka Grings, der neuen Trainerin, wurde der Kampf um die Nummer 1 neu lanciert. Noch legt sich die Deutsche nicht fest, wer an der WM im Tor stehen wird.
- Thalmann rechnet sich gute Chancen aus, wie sie im Interview mit blue Sport sagt.
- Aber auch die 21-jährige Livia Peng träumt davon, an der WM das Schweizer Tor zu hüten. Im Gespräch gibt sie sich kämpferisch.
Am 25. März 2005 sitzt Gaëlle Thalmann erstmals in einem Länderspiel auf der Ersatzbank. 11 Tage zuvor feiert Livia Peng ihren 3. Geburtstag. 18 Jahre später ist Thalmann immer noch in der Nati, über Jahre hinweg ist sie die unumstrittene Nummer 1.
Bei der Weltmeisterschaft 2015 und bei den Europameisterschaften 2017 und 2022 bestreitet die inzwischen 37-Jährige jedes Spiel. Anders ausgedrückt: Thalmann stand bei allen WM- und EM-Spielen in der Geschichte der Schweizer Frauen-Nati zwischen den Pfosten.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sie auch als Stammkraft an die WM in Australien und Neuseeland reist, ist gross. Doch die 21-jährige Livia Peng hegt ebenfalls Ambitionen. Und natürlich möchte auch Seraina Friedli ein Wörtchen mitreden im Kampf um die Nummer 1.
Gaëlle Thalmann will sich «nicht verrückt machen lassen»
Die Trainerin selbst sagt bei einer Medienrunde, dass sie noch keine Entscheidung getroffen habe bezüglich der Goalieposition. Sie werde dies aber vor der WM tun. Thalmann spricht diesbezüglich von einem ganz normalen Prozess und meint: «Ich glaube, ich muss mich deswegen nicht verrückt machen lassen.» Sie versuche einfach in jedem Training ihre Leistungen abzurufen und sich so aufzudrängen. Selbstvertrauen gibt ihr auch, dass sie bei Real Betis Balompié viele Spiele bestritten hat in der Rückrunde.
«Ich denke, dass ich gute Karten habe», blickt Thalmann denn auch optimistisch auf die anstehende Entscheidung. Doch was, wenn sie ihren Status als Nummer 1 verliert? «Eigentlich denke ich gar nicht daran, ich habe mich echt nicht damit beschäftigt. Aber es ist schon so, dass wenn man an ein Turnier geht und die Rollen klar sind, dass man die akzeptieren muss. Oder sonst muss man nicht mitfahren.»
Livia Peng träumt davon, an der WM zu spielen
Herausforderin Liva Peng blickt derweil auf ein schwieriges Jahr zurück. Im Sommer 2022 wechselte sie als Double-Siegerin vom FCZ nach Schweden zum Spitzenteam BK Häcken FF, wo ihr falsche Versprechungen gemacht wurden. Anstatt wie vereinbart nach einem halben Jahr zur Stammtorhüterin aufzusteigen, wurde ihr eine Leihe nahegelegt. Und so wechselte sie im Januar auf Leihbasis zum spanischen Top-Team UD Levante. Aber auch dort kam die 21-Jährige nur selten zum Zug, allerdings stand sie in den Spielen gegen Meister Barcelona und Vize-Meister Real Madrid zwischen den Pfosten. Peng spricht von wertvollen Erfahrungen, die sie sammeln durfte.
Wünschte sie sich nicht manchmal, dass Gaëlle den Platz freiwillig hergibt? Peng lässt sich nicht auf die Frage ein, sagt aber klar: «Es wäre mein grösster Traum an der WM zu spielen und ich gebe einfach in jedem Training Vollgas, ich gebe alles. Im Moment ist noch alles offen, es wurde noch nichts kommuniziert.» Und was sagt ihr das Bauchgefühl, was rechnet sich die 21-Jährige aus? «Ich rechne eigentlich mit allem.» Aber am Ende müsse sie einfach die Rolle annehmen, die für sie vorgesehen sei.
Auch Seraina Friedli ist im Rennen um die Nummer 1
Und wie bereits erwähnt, befindet sich mit Seraina Friedli noch eine weitere Torhüterin in Lauerposition. Die 30-Jährige wechselte nach dem Abgang von Peng zum FCZ und holte mit den Zürcherinnen den Meistertitel. Ihre Leistungen wurden auch im Ausland registriert, denn nach der WM wird sie beim belgischen Vize-Meister RSC Anderlecht im Tor stehen. 10 Länderspiele hat sie bereits bestritten, gut möglich, dass vor der WM, in den Testspielen gegen Sambia (30. Juni) oder Marokko (5. Juli) noch ein 11. Einsatz hinzukommt. Trotzdem: Sollte sie als Nummer 1 zur WM fahren, käme dies einer grossen Überraschung gleich.
Am wahrscheinlichsten ist, dass sich Friedli mit Peng um den Status als Nummer 2 duellieren wird und Thalmann auch 16 Jahre nach ihrem Nati-Debüt im Tor stehen wird. Doch das letzte Wort in dieser Angelegenheit hat natürlich Nationaltrainerin Inka Grings.
Die Steckbriefe der aktuellen Nati-Torhüterinnen
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Gaëlle Thalmann
Steckbrief
- Geburtsdatum: 18. Januar 1986
- Grösse: 1,70
- Position: Tor
- Verein: Real Betis Balompié (Vertrag bis 30.6.2023)
- Marktwert: 20'000 €
- Länderspiele: 104
- Instagram-Profil
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Seraina Friedli
Steckbrief
- Geburtsdatum: 20. März 1993
- Grösse: 1,73
- Position: Tor
- Verein: FC Zürich Frauen / wechselt zu RSC Anderlecht Women
- Marktwert: 15'000 €
- Länderspiele: 10
- Instagram-Profil
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Livia Peng
Steckbrief
- Geburtsdatum: 14. März 2002
- Grösse: 1,74
- Position: Tor
- Verein: UD Levante (Leihende => BK Häcken FF)
- Marktwert: 25'000 €
- Länderspiele: 2
- Instagram-Profil