Die Schweizer Nati verliert das letzte Testspiel vor der WM 0:2 gegen Ghana. Das Resultat ist nebensächlich, doch wer hat überzeugt und wer fiel durch? Die Spieler in der Einzelkritik.
Bewertungsschlüssel
6 Sackstark
5 Gut
4 Genügend
3 Schwach
2 Sehr schwach
1 Unterirdisch
Torhüter
Torhüter
Yann Sommer
Dem Fuss gehe es gut, «ich bin wirklich happy», sagt Sommer nach dem 0:2 gegen Ghana strahlend. Kurz zuvor kann er sich in den Schlussminuten mit zwei Paraden auszeichnen. Dass er auch vor Hochrisikopässen nicht zurückschreckt, sie kommen alle beim Mitspieler an, zeigt, dass sein Selbstvertrauen intakt ist. Bei den Gegentoren ist er machtlos. Sommer ist bereit für die WM und das ist in seinem Fall alles, was zählt.
Verteidiger
Innenverteidiger (rechts)
Manuel Akanji
Der ManCity-Legionär zeigt eine ordentliche Partie, geht aber nicht ganz so kompromisslos in die Zweikämpfe, wie er das an der WM tun wird. So lässt er sich in der 24. Minute austricksen und kommt ein paar Minuten später einen Schritt zu spät und fehlt dann hinten. Nach der ersten Halbzeit ist sein Arbeitstag beendet.
Innenverteidiger
Fabian Schär
Bei Newcastle ist Schär gesetzt, in der Nati gibt es diesbezüglich noch Fragezeichen. Gegen Ghana erledigt er seinen Job unaufgeregt und wird in der 65. Minute beim Stand von 0:0 ausgewechselt. Beim Verlassen des Platzes streicht er sich mit der Hand über den rechten Hamstring. Ist er in einer Woche voll bei Kräften, so ist er ein Kandidat für die Startelf.
Innenverteidiger (links)
Eray Cömert
Cömert überzeugt über weite Strecken, kein anderer Verteidiger löscht gegen Ghana mehr Brände als er. Doch der Wassertank wird beschädigt. In der 66. Minute wird Cömert am Fuss getroffen und bleibt am Boden liegen, ab da läuft nichts mehr nach Plan. Da die Schweiz schon sechsmal gewechselt hat, beisst Cömert auf die Zähne, fällt aber fortan mehrmals negativ auf. Das 1:0 nach einer Ecke bereitet Cömert unglücklich vor und er steht auch am Ursprung des zweiten Gegentreffers. In der ersten Halbzeit hat er Glück, dass die Pfeife des Schiedsrichters nach einem Foul im eigenen Sechzehner stumm bleibt. Cömert hinterlässt deshalb insgesamt einen zwiespältigen Eindruck.
Mittelfeldspieler
Rechter Flügel
Silvan Widmer
Früh im Spiel lanciert er Embolo mit einem feinen Pässchen in die Tiefe, es ist seine auffälligste Aktion. Widmer arbeitet nach vorne und nach hinten und zeigt, dass er fit ist für die WM. In der 59. Minute hält er seinen Gegenspieler so sehr zurück, dass der Unparteiische die Gelbe Karte zücken muss. Kurz darauf nimmt ihn Murat Yakin vom Feld, denn eine Rote Karte hätte eine Sperre an der WM zur Folge, eine Gelbe bleibt gänzlich folgenlos.
Zentrales Mittelfeld
Denis Zakaria
Zakaria ist mit wenig Spielpraxis zur Nati gereist, bei Chelsea kam er in der Liga nicht ein einziges Mal zum Einsatz und so tut ihm jede Minute auf dem Feld gut. Er ist weit davon entfernt ein Totalausfall zu sein, aber Werbung in eigener Sache kann er auch nicht betreiben. Nach etlichen Wechseln übernimmt er dann den Posten als Innenverteidiger. Man merkt, dass er sich auf dieser Position nicht wirklich heimisch fühlt. An der WM wird er kaum über die Rolle des Jokers hinauskommen.
Zentrales Mittelfeld
Granit Xhaka
Bei Arsenal spielte er eine überragende Vorrunde, musste im letzten Spiel vor dem Nati-Zusammenzug allerdings mit Magenproblemen ausgewechselt werden. Deshalb sind es gute Neuigkeiten, dass er gegen Ghana über 90 Minuten durchhält. In der ersten Halbzeit leitet der Kapitän kurz vor der Pause eine Top-Chance ein, schon zuvor beweist er zwei, drei Mal ein gutes Auge. Bei Xhaka gibt es zwar noch Luft nach oben, aber bis zur WM sollte er wieder in Topform sein.
Zentrales Mittelfeld
Remo Freuler
In der 38. Minute sticht er in die Tiefe, erreicht ein im Ansatz brandgefährliches Zuspiel von Xhaka aber knapp nicht, in der 44. will er Embolo ein Tor auflegen, hätte aber wohl besser selbst in den Abschluss gehen sollen. Zwischen diesen beiden Aktionen kassiert er noch einen Ellbogen ins Gesicht. Es gibt Tage, die machen mehr Spass. Nach der Pause bleibt er in der Kabine. Seine Leistung ist weder berauschend noch schlecht.
Linker Flügel
Ruben Vargas
Phuuuu, den muss er machen. In der 6. Minute kommt Vargas aus kurzer Distanz frei zum Abschluss und schiesst mit seinem schwächeren linken Fuss weit am Tor vorbei. Vargas arbeitet aber viel fürs Team, geht grosse Wege und ist sowohl vorne als auch hinten anzutreffen. Er wird an der WM seine Minuten bekommen, ob es für die Startelf reicht, das hängt dann wohl auch vom System ab. In der 62. Minute macht er Platz für Steffen.
Angreifer
Hängende Spitze
Xherdan Shaqiri
Shaqiri hat länger keinen Ernstkampf mehr bestritten, nun hat er immerhin 90 Minuten in den Beinen. In der Startviertelstunde landen zwei seiner Pässe noch im Nirgendwo, doch kurz nach dem Pausentee lässt er dann doch noch mal seine Klasse aufblitzen und lanciert Okafor sehenswert. Andere nennenswerte Offensivaktionen hat man kaum gesehen. In den Schlussminuten ist die Luft bei Shaq raus, davon zeugt sein pomadiges Zweikampfverhalten vor Ghanas Topchance, die aber nicht zum 3:0 führt.
Mittelstürmer
Breel Embolo
Die Form stimmt, das Selbstvertrauen ist gross. In der 4. Minute wird es nach einer Embolo-Hereingabe gefährlich, zwei Minuten später bereitet er die Top-Chance von Vargas mit einem perfekt getimten Querpass vor. Abzüge gibt's für sein Defensivverhalten kurz vor der Pause. Nach einem durch ihn verursachten Freistoss wird es brandgefährlich, weil Embolo seinen Gegenspieler gewähren lässt. An der WM darf so etwas nicht passieren. Nach der Pause kehrt er nicht zurück aufs Feld.
Eingewechselte Spieler
Ab 46. Minute für Akanji
Nico Elvedi
Kaum auf dem Platz, leitet er mit einem starken Pass auf Shaqiri den gefährlichsten Schweizer Angriff ein. Defensiv macht er seine Sache ordentlich. Dass die Nati in der letzten halben Stunde ordentlich ins Schwitzen kommt, liegt nicht an Elvedi, viel mehr geht durch die vielen Wechsel die Grundordnung verloren.
Ab 46. Minute für Freuler
Michel Aebischer
Mit seinen Leistungen in der Serie A hat er sich das Nati-Aufgebot verdient, ob er an der WM seine Einsatzminuten bekommt, wird sich zeigen. Seine Stunde könnte schlagen, wenn die Schweiz eine Führung verteidigen muss, da er läuferisch stark ist und offensiv kaum Risiken eingeht.
Ab 46. Minute für Embolo
Noah Okafor
Gegen Ghana fügt er sich nach seiner Einwechslung gleich hervorragend ins Spiel ein. Ballannahme, Haken, Abschluss, alles aus einem Guss. Einziger Makel, die Kugel segelt knapp über die Querstange. Ein paar Minuten später fällt er durch ein hartes Einsteigen auf, auf weitere Torchancen wartet man vergeblich. Gegen Kamerun dürfte Okafor aber in der Startelf stehen, neben Embolo ist er derzeit die gefährlichste Waffe im Angriff.
Ab 62. Minute für Vargas
Renato Steffen
Steffen kann das Spiel gegen Ghana nicht nutzen, um sich in eine bessere Position zu bringen. Gleich zweimal kann er den Ball am Flügel nicht kontrollieren und dann fällt er auch noch mit einem fahrlässigen Fehlpass negativ auf.
Ab 62. Minute für Widmer
Christian Fassnacht
Mit Fassnacht kann auch der zweite Superligist aufseiten der Schweizer nicht überzeugen. Sein Abwehrverhalten vor dem 0:2 ist schlichtweg ungenügend. Offensiv kann er keine Akzente setzen.
Ab 65. Minute für Schär
Haris Seferovic
Seferovic kommt für Schär ins Spiel, übernimmt aber nicht die Rolle als Innenverteidiger, sondern jene als Mittelstürmer. Dennoch ist es eine Aktion im eigenen Sechzehner, die wir unter die Lupe nehmen müssen. Vor dem ersten Gegentreffer verliert er seinen Gegenspieler aus den Augen, der dann prompt zum 1:0 einnickt.