Nati-Noten Schär macht es Yakin nicht leicht ++ Seferovic weiter im Tief ++ Sommer ist zurück

Von Patrick Lämmle

17.11.2022

Die Schweizer Startelf gegen Ghana.
Die Schweizer Startelf gegen Ghana.
Bild: Keystone

Die Schweizer Nati verliert das letzte Testspiel vor der WM 0:2 gegen Ghana. Das Resultat ist nebensächlich, doch wer hat überzeugt und wer fiel durch? Die Spieler in der Einzelkritik.

Von Patrick Lämmle

Bewertungsschlüssel
6 Sackstark
5 Gut
4 Genügend
3 Schwach
2 Sehr schwach
1 Unterirdisch

Torhüter

Portrait von Yann Sommer, Torhueter der Schweizer Fussballnationalmannschaft, fotografiert am Donnerstag, 26. Mai 2022 in Bad Ragaz. (KEYSTONE/SFV/Christian Beutler)
Ø  4.5

Torhüter

Yann Sommer

Dem Fuss gehe es gut, «ich bin wirklich happy», sagt Sommer nach dem 0:2 gegen Ghana strahlend. Kurz zuvor kann er sich in den Schlussminuten mit zwei Paraden auszeichnen. Dass er auch vor Hochrisikopässen nicht zurückschreckt, sie kommen alle beim Mitspieler an, zeigt, dass sein Selbstvertrauen intakt ist. Bei den Gegentoren ist er machtlos. Sommer ist bereit für die WM und das ist in seinem Fall alles, was zählt.


Verteidiger

Portrait von Manuel Akanji, Spieler der Schweizer Fussballnationalmannschaft, fotografiert am Donnerstag, 26. Mai 2022 in Bad Ragaz. (KEYSTONE/SFV/Christian Beutler)
Ø  4.5

Innenverteidiger (rechts)

Manuel Akanji

Der ManCity-Legionär zeigt eine ordentliche Partie, geht aber nicht ganz so kompromisslos in die Zweikämpfe, wie er das an der WM tun wird. So lässt er sich in der 24. Minute austricksen und kommt ein paar Minuten später einen Schritt zu spät und fehlt dann hinten. Nach der ersten Halbzeit ist sein Arbeitstag beendet.


Portrait von Fabian Schaer, Spieler der Schweizer Fussballnationalmannschaft, fotografiert am Donnerstag, 26. Mai 2022 in Bad Ragaz. (KEYSTONE/SFV/Christian Beutler)
Ø  5

Innenverteidiger

Fabian Schär

Bei Newcastle ist Schär gesetzt, in der Nati gibt es diesbezüglich noch Fragezeichen. Gegen Ghana erledigt er seinen Job unaufgeregt und wird in der 65. Minute beim Stand von 0:0 ausgewechselt. Beim Verlassen des Platzes streicht er sich mit der Hand über den rechten Hamstring. Ist er in einer Woche voll bei Kräften, so ist er ein Kandidat für die Startelf.


Portrait von Eray Coemert, Spieler der Schweizer Fussballnationalmannschaft, fotografiert am Donnerstag, 26. Mai 2022 in Bad Ragaz. (KEYSTONE/SFV/Christian Beutler)
Ø  3.5

Innenverteidiger (links)

Eray Cömert

Cömert überzeugt über weite Strecken, kein anderer Verteidiger löscht gegen Ghana mehr Brände als er. Doch der Wassertank wird beschädigt. In der 66. Minute wird Cömert am Fuss getroffen und bleibt am Boden liegen, ab da läuft nichts mehr nach Plan. Da die Schweiz schon sechsmal gewechselt hat, beisst Cömert auf die Zähne, fällt aber fortan mehrmals negativ auf. Das 1:0 nach einer Ecke bereitet Cömert unglücklich vor und er steht auch am Ursprung des zweiten Gegentreffers. In der ersten Halbzeit hat er Glück, dass die Pfeife des Schiedsrichters nach einem Foul im eigenen Sechzehner stumm bleibt. Cömert hinterlässt deshalb insgesamt einen zwiespältigen Eindruck.


Mittelfeldspieler

Portrait von Silvan Widmer, Spieler der Schweizer Fussballnationalmannschaft, fotografiert am Donnerstag, 26. Mai 2022 in Bad Ragaz. (KEYSTONE/SFV/Christian Beutler)

Ø
  4.5

Rechter Flügel

Silvan Widmer

Früh im Spiel lanciert er Embolo mit einem feinen Pässchen in die Tiefe, es ist seine auffälligste Aktion. Widmer arbeitet nach vorne und nach hinten und zeigt, dass er fit ist für die WM. In der 59. Minute hält er seinen Gegenspieler so sehr zurück, dass der Unparteiische die Gelbe Karte zücken muss. Kurz darauf nimmt ihn Murat Yakin vom Feld, denn eine Rote Karte hätte eine Sperre an der WM zur Folge, eine Gelbe bleibt gänzlich folgenlos.


Portrait von Denis Zakaria, Spieler der Schweizer Fussballnationalmannschaft der Maenner, fotografiert am 21. September 2022 in Bad Ragaz, Kanton St. Gallen. (SFV/KEYSTONE/Valeriano Di Domenico)
Ø  4

Zentrales Mittelfeld

Denis Zakaria

Zakaria ist mit wenig Spielpraxis zur Nati gereist, bei Chelsea kam er in der Liga nicht ein einziges Mal zum Einsatz und so tut ihm jede Minute auf dem Feld gut. Er ist weit davon entfernt ein Totalausfall zu sein, aber Werbung in eigener Sache kann er auch nicht betreiben. Nach etlichen Wechseln übernimmt er dann den Posten als Innenverteidiger. Man merkt, dass er sich auf dieser Position nicht wirklich heimisch fühlt. An der WM wird er kaum über die Rolle des Jokers hinauskommen.


Portrait von Granit Xhaka, Spieler der Schweizer Fussballnationalmannschaft, fotografiert am Donnerstag, 26. Mai 2022 in Bad Ragaz. (KEYSTONE/SFV/Christian Beutler)
Ø  4.5

Zentrales Mittelfeld

Granit Xhaka

Bei Arsenal spielte er eine überragende Vorrunde, musste im letzten Spiel vor dem Nati-Zusammenzug allerdings mit Magenproblemen ausgewechselt werden. Deshalb sind es gute Neuigkeiten, dass er gegen Ghana über 90 Minuten durchhält. In der ersten Halbzeit leitet der Kapitän kurz vor der Pause eine Top-Chance ein, schon zuvor beweist er zwei, drei Mal ein gutes Auge. Bei Xhaka gibt es zwar noch Luft nach oben, aber bis zur WM sollte er wieder in Topform sein.


Portrait von Remo Freuler, Spieler der Schweizer Fussballnationalmannschaft, fotografiert am Donnerstag, 26. Mai 2022 in Bad Ragaz. (KEYSTONE/SFV/Christian Beutler)
Ø  4

Zentrales Mittelfeld

Remo Freuler

In der 38. Minute sticht er in die Tiefe, erreicht ein im Ansatz brandgefährliches Zuspiel von Xhaka aber knapp nicht, in der 44. will er Embolo ein Tor auflegen, hätte aber wohl besser selbst in den Abschluss gehen sollen. Zwischen diesen beiden Aktionen kassiert er noch einen Ellbogen ins Gesicht. Es gibt Tage, die machen mehr Spass. Nach der Pause bleibt er in der Kabine. Seine Leistung ist weder berauschend noch schlecht.


Portrait von Ruben Vargas, Spieler der Schweizer Fussballnationalmannschaft, fotografiert am Donnerstag, 26. Mai 2022 in Bad Ragaz. (KEYSTONE/SFV/Christian Beutler)
Ø  4

Linker Flügel

Ruben Vargas

Phuuuu, den muss er machen. In der 6. Minute kommt Vargas aus kurzer Distanz frei zum Abschluss und schiesst mit seinem schwächeren linken Fuss weit am Tor vorbei. Vargas arbeitet aber viel fürs Team, geht grosse Wege und ist sowohl vorne als auch hinten anzutreffen. Er wird an der WM seine Minuten bekommen, ob es für die Startelf reicht, das hängt dann wohl auch vom System ab. In der 62. Minute macht er Platz für Steffen.


Angreifer

Portrait von Xherdan Shaqiri, Spieler der Schweizer Fussballnationalmannschaft der Maenner, fotografiert am 21. September 2022 in Bad Ragaz, Kanton St. Gallen. (SFV/KEYSTONE/Valeriano Di Domenico)
Ø  4

Hängende Spitze

Xherdan Shaqiri

Shaqiri hat länger keinen Ernstkampf mehr bestritten, nun hat er immerhin 90 Minuten in den Beinen. In der Startviertelstunde landen zwei seiner Pässe noch im Nirgendwo, doch kurz nach dem Pausentee lässt er dann doch noch mal seine Klasse aufblitzen und lanciert Okafor sehenswert. Andere nennenswerte Offensivaktionen hat man kaum gesehen. In den Schlussminuten ist die Luft bei Shaq raus, davon zeugt sein pomadiges Zweikampfverhalten vor Ghanas Topchance, die aber nicht zum 3:0 führt.


Portrait von Breel Embolo, Spieler der Schweizer Fussballnationalmannschaft, fotografiert am Donnerstag, 26. Mai 2022 in Bad Ragaz. (KEYSTONE/SFV/Christian Beutler)
Ø  4.5

Mittelstürmer

Breel Embolo

Die Form stimmt, das Selbstvertrauen ist gross. In der 4. Minute wird es nach einer Embolo-Hereingabe gefährlich, zwei Minuten später bereitet er die Top-Chance von Vargas mit einem perfekt getimten Querpass vor. Abzüge gibt's für sein Defensivverhalten kurz vor der Pause. Nach einem durch ihn verursachten Freistoss wird es brandgefährlich, weil Embolo seinen Gegenspieler gewähren lässt. An der WM darf so etwas nicht passieren. Nach der Pause kehrt er nicht zurück aufs Feld.


Eingewechselte Spieler

Portrait von Nico Elvedi, Spieler der Schweizer Fussballnationalmannschaft, fotografiert am Donnerstag, 26. Mai 2022 in Bad Ragaz. (KEYSTONE/SFV/Christian Beutler)
Ø  4.5

Ab 46. Minute für Akanji

Nico Elvedi

Kaum auf dem Platz, leitet er mit einem starken Pass auf Shaqiri den gefährlichsten Schweizer Angriff ein. Defensiv macht er seine Sache ordentlich. Dass die Nati in der letzten halben Stunde ordentlich ins Schwitzen kommt, liegt nicht an Elvedi, viel mehr geht durch die vielen Wechsel die Grundordnung verloren.


Portrait von Michel Aebischer, Spieler der Schweizer Fussballnationalmannschaft, fotografiert am Donnerstag, 26. Mai 2022 in Bad Ragaz. (KEYSTONE/SFV/Christian Beutler)
Ø  4

Ab 46. Minute für Freuler

Michel Aebischer

Mit seinen Leistungen in der Serie A hat er sich das Nati-Aufgebot verdient, ob er an der WM seine Einsatzminuten bekommt, wird sich zeigen. Seine Stunde könnte schlagen, wenn die Schweiz eine Führung verteidigen muss, da er läuferisch stark ist und offensiv kaum Risiken eingeht.


Portrait von Noah Okafor, Spieler der Schweizer Fussballnationalmannschaft, fotografiert am Donnerstag, 26. Mai 2022 in Bad Ragaz. (KEYSTONE/SFV)Christian Beutler)
Ø  4.5

Ab 46. Minute für Embolo

Noah Okafor

Gegen Ghana fügt er sich nach seiner Einwechslung gleich hervorragend ins Spiel ein. Ballannahme, Haken, Abschluss, alles aus einem Guss. Einziger Makel, die Kugel segelt knapp über die Querstange. Ein paar Minuten später fällt er durch ein hartes Einsteigen auf, auf weitere Torchancen wartet man vergeblich. Gegen Kamerun dürfte Okafor aber in der Startelf stehen, neben Embolo ist er derzeit die gefährlichste Waffe im Angriff.


Portrait von Renato Steffen, Spieler der Schweizer Fussballnationalmannschaft, fotografiert am Donnerstag, 26. Mai 2022 in Bad Ragaz. (KEYSTONE/SFV/Christian Beutler)
Ø  3

Ab 62. Minute für Vargas

Renato Steffen

Steffen kann das Spiel gegen Ghana nicht nutzen, um sich in eine bessere Position zu bringen. Gleich zweimal kann er den Ball am Flügel nicht kontrollieren und dann fällt er auch noch mit einem fahrlässigen Fehlpass negativ auf.


Portrait von Christian Fassnacht, der Schweizer Fussballnationalmannschaft, aufgenommen am 22. Maerz 2021 in Abtwil (SG). (KEYSTONE/Gaetan Bally)
Ø  3

Ab 62. Minute für Widmer

Christian Fassnacht

Mit Fassnacht kann auch der zweite Superligist aufseiten der Schweizer nicht überzeugen. Sein Abwehrverhalten vor dem 0:2 ist schlichtweg ungenügend. Offensiv kann er keine Akzente setzen.


Portrait von Haris Seferovic, Spieler der Schweizer Fussballnationalmannschaft, fotografiert am Donnerstag, 26. Mai 2022 in Bad Ragaz. (KEYSTONE/SFV/Christian Beutler)
Ø  3

Ab 65. Minute für Schär

Haris Seferovic

Seferovic kommt für Schär ins Spiel, übernimmt aber nicht die Rolle als Innenverteidiger, sondern jene als Mittelstürmer. Dennoch ist es eine Aktion im eigenen Sechzehner, die wir unter die Lupe nehmen müssen. Vor dem ersten Gegentreffer verliert er seinen Gegenspieler aus den Augen, der dann prompt zum 1:0 einnickt.