Das Duell Halbfinal-Prognose England – Kroatien: Löwen gegen Krieger

Mit England und Kroatien stehen sich heute zwei Teams im Halbfinale gegenüber, mit denen nicht jeder gerechnet hat. Die Redaktoren Benz (Pro England) und Battistuzzi (Pro Kroatien) über die Stärken der beiden Mannschaften.

Taktik & Einstellung

Gareth Southgate und sein Team haben enorm viel Zeit in die Vorbereitung investiert. Besonders viel Wert wurde dabei auf Standards und aufs Elfmeterschiessen gelegt. Mit Erfolg, bisher erzielte das englische Team acht Tore nach ruhenden Bällen. Durchdacht.

Die Kroaten haben am meisten Fouls begangen (78) und am meisten einstecken müssen (80). Kein Wunder, wenn Leute wie Mandzukic, Lovren oder Vida auf dem Platz stehen. Egal, wie das Spiel ausgeht: Fehlende Leiden- und Kampfbereitschaft wird man den Kroaten (im Gegensatz zu einem anderen Team, *hihi*) sicher nicht unterstellen.

Torhüter

Mit Jordan Pickford scheint England endlich einen richtig guten Torhüter gefunden zu haben. Hält er weiterhin so stark, wird es sehr schwierig sein, die «Three Lions» zu bezwingen. Abgesichert.

Im Achtelfinale gegen Dänemark parierte Danijel Subasic drei Elfmeter. Im Viertelfinale gegen Russland (trotz Zerrung!) hat dieser Teufelskerl wieder einen Penalty gehalten. Unter seinem Goalie-Trikot trägt der Monaco-Söldner jeweils ein T-Shirt mit einem Foto eines verstorbenen Freundes drauf. Es muss auch im WM-Finale zu sehen sein.

Zusammenhalt

Jamie Vardy hat vor dem Turnier die Stimmung im englischen Nationalteam hervorgehoben. Es fühle sich so an wie während der Meistersaison von Leicester City. Und tatsächlich, die englische Mannschaft beweist in Russland starken Teamgeist – man ist bereit, die Fehler der Teamkameraden auszubügeln. Einheitlich.

Wer die Singeinlagen der Kroaten in der Kabine gesehen hat, bekommt Hühnerhaut. Nicht nur wegen der schiefen Töne, sondern auch, weil bei jedem einzelnen Spieler so viel Herz dabei ist.  Dieter Bohlen würde die Kroaten sicher eine Runde weiter voten.

Fans

Vor der Weltmeisterschaft waren die Erwartungen in England sehr verhalten. Das war vor der Weltmeisterschaft. Mittlerweile gibt es auf der Insel kein Halten mehr. Während in der Gruppenphase noch verhältnismässig wenig englische Fans in den russischen Stadien anzutreffen waren, gingen die schwedischen Anhänger im Viertelfinal in einem weiss-roten Fahnenmeer unter. Motiviert.

Was bei der letzten WM Angela Merkel war, ist nun Kroatiens Staatspräsidentin Kolinda Grabar-Kitarović. Der neue Glücksbringer der «Vatreni» trägt im Gegensatz zu anderen Staatsoberhäuptern nicht einen biederen schwarzen Anzug, sondern fiebert im Kroatien-Trikot stilvoll auf der Tribüne mit. Da müsste schon die Queen im Sterling-Shirt auftauchen, um das zu toppen. Ausserdem unterstützt uns Ivana Knöll, der neue Fanliebling. Googlen in 3, 2, 1 ... (oder hier klicken für Knölls Insta-Account).

Stars

Harry Kane ist in bestechender Form. Mit sechs Toren nach vier Spielen in Russland bestätigt der 24-jährige Stürmer der Tottenham Hotspurs eine starke Saison und steht an der Spitze der WM-Torjägerliste. Weltmeisterlich.

Luka Modric hat mehr Gefühl in seinem rechten Zeh als das ganze englische Team inklusive Ed Sheeran. Mit diesem schlägt er vorwiegend Aussenristpässe, die bei jedem Fussballästhet reflexartiges Zungenschnalzen auslöst. Mit seiner grandiosen Spielübersicht wirkt der Supertechniker wie ein Spieler aus einer romantischeren Fussballzeit. Modric wuchs in einem Flüchtlingsheim auf. Ein WM-Final mit ihm wäre also irgendwie auch ein Zeichen in diesen politisch turbulenten Zeiten.