Nati-Noten Nati-Noten: Ferien-Vorfreude? Die frisch frisierten Schweizer leisten kaum Gegenwehr

Von Patrick Lämmle

17.6.2021

Marco Streller: «Die Schweizer Mannschaft hat mich enttäuscht»

Marco Streller: «Die Schweizer Mannschaft hat mich enttäuscht»

Marco Streller analysiert die klare Niederlage der Schweiz gegen Italien. Er hätte nicht gedacht, dass der Unterschied zwischen den beiden Mannschaften so gross sein würde. Trotzdem glaubt Streller weiter an eine Achtelfinal-Qualifikation.

16.06.2021

Gegen Italien darf man verlieren, aber nicht so. Das Team von Vladimir Petkovic ist von A bis Z chancenlos, leistet in den matchentscheidenden Szenen nur Begleitschutz und agiert offensiv mutlos. Die Spieler in der Einzelkritik.

Von Patrick Lämmle

Bewertungsschlüssel
6 Sackstark
5 Gut
4 Genügend
3 Schwach
2 Sehr schwach
1 Unterirdisch

Torhüter

Portrait von Yann Sommer, der Schweizer Fussballnationalmannschaft, aufgenommen am 22. Maerz 2021 in Abtwil (SG). (KEYSTONE/Gaetan Bally)
Ø  3.5

Torhüter

Yann Sommer

Für einmal ist unsere Nummer eins nicht der sichere Rückhalt, der er normalerweise ist. Bei den ersten beiden Gegentreffern ist er machtlos, den dritten verhindert er an einem guten Tag. Hat zudem Glück, dass sein äusserst risikobehafteter Fehlpass in der 12. Minute unbestraft bleibt. Vielleicht ist er da in Gedanken schon im Kreissaal. Direkt nach dem Spiel ist Sommer zu seiner hochschwangeren Frau geflogen.


Verteidiger

Portrait von Nico Elvedi, der Schweizer Fussballnationalmannschaft, aufgenommen am 22. Maerz 2021 in Abtwil (SG). (KEYSTONE/Gaetan Bally)
Ø  3.5

Innenverteidiger (rechts)

Nico Elvedi

In der 10. Minute lässt er sich zu einfach überlaufen und prompt wird es nach einer Flanke gefährlich. Fällt danach über weite Strecken weder auf noch ab. Beim zweiten Gegentreffer trifft ihn allerdings eine Teilschuld.


Ø  3

Innenverteidiger

Fabian Schär

Schär ist bekannt dafür, dass er kompromisslos einsteigt, gegen Italien ist davon rein gar nichts zu sehen – mehr als einmal gewährt er seinen Gegenspielern viel zu viel Raum. Liegt es daran, dass er gelb-vorbelastet ist? Dass zwei seiner langgezogenen Bälle als Offensiv-«Highlights» der ersten Halbzeit betrachtet werden müssen, das sagt viel über die Leistung der Nati aus. In der 57. Minute wird er ausgewechselt.


Portrait von Manuel Akanji, der Schweizer Fussballnationalmannschaft, aufgenommen am 22. Maerz 2021 in Abtwil (SG). (KEYSTONE/Gaetan Bally)
Ø  3.5

Innenverteidiger (links)

Manuel Akanji

Akanji kann nicht an die Leistung vom Wales-Spiel anknüpfen, doch er zeigt eine einigermassen solide Partie. Bei den Gegentoren steht er nicht im Fokus, ohne VAR könnte man das nicht behaupten. Vor dem vermeintlichen 1:0 der Italiener verliert er nach einer Ecke das Kopfballduell gegen Chiellini. Später bleibt er in einer ähnlichen Situation Sieger.


Mittelfeldspieler

Portrait von Kevin Mbabu, der Schweizer Fussballnationalmannschaft, aufgenommen am 22. Maerz 2021 in Abtwil (SG). (KEYSTONE/Gaetan Bally)
Ø  3.5

Rechter Aussenläufer

Kevin Mbabu

Leistet sich keinen Totalaussetzer, wird aber das eine oder andere Mal überspielt. Seine beste Aktion hat er in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit. Er erobert den Ball und zieht mit viel Tempo der Linie entlang, doch es nützt nichts, denn seine Mitspieler sind gedanklich schon beim Pausentee und rücken nicht nach. In der 57. Minute muss er Widmer Platz machen.


Portrait von Remo Freuler, der Schweizer Fussballnationalmannschaft, aufgenommen am 22. Maerz 2021 in Abtwil (SG). (KEYSTONE/Gaetan Bally)
Ø  3

Zentraler Mittelfeldspieler

Remo Freuler

Beim ersten Gegentreffer läuft er nicht mit seinem Gegenspieler mit, beim zweiten stimmt die Abstimmung mit Elvedi nicht, sodass Locatelli am Schweizer Sechzehner ohne Gegenwehr abdrücken kann.


Portrait von Granit Xhaka, der Schweizer Fussballnationalmannschaft, aufgenommen am 22. Maerz 2021 in Abtwil (SG). (KEYSTONE/Gaetan Bally)
Ø  3.5

Zentraler Mittelfeldspieler

Granit Xhaka

Der blonde Xhaka weiss in den ersten 20 Minuten zu gefallen, arbeitet gut nach hinten und glänzt mit drei starken Balleroberungen. Dass die Abstände zwischen Angriff und Verteidigung viel zu gross sind, das muss er sich zumindest teilweise ankreiden lassen, denn er ist der Dirigent im Mittelfeld und muss das Zepter in die Hand nehmen, wenn die Ordnung auf dem Platz nicht stimmt. Offensiv kann er keinerlei Akzente setzen und vor dem zweiten Gegentor läuft er ins Leere. Und natürlich fragt man sich, was plant das selbsternannte Vorbild (für die Jungen) als Nächstes? Ein Tattoo hat er sich ja Tage vor dem EM-Auftaktspiel gegen Wales stechen lassen, die Haare hat ihm der eingeflogene Coiffeur vor dem Italien-Spiel blondiert – und nun? Lassen wir uns überraschen. Wünschen würden wir uns eine Topleistung gegen die Türkei. Das wird auch nötig sein, will er mit der Schweiz sein Ziel, den EM-Titel zu gewinnen, erreichen.

Granit Xhaka und Manuel Akanji setzen modische Akzente.
Granit Xhaka und Manuel Akanji setzen modische Akzente.
Bild: Keystone
Portrait von Ricardo Rodriguez, der Schweizer Fussballnationalmannschaft, aufgenommen am 22. Maerz 2021 in Abtwil (SG). (KEYSTONE/Gaetan Bally)
Ø  3

Linker Aussenläufer

Ricardo Rodriguez

Rodriguez wirkt wie ein Schatten seiner selbst, da ist kein Selbstvertrauen zu spüren. Da eine schlechte Ballkontrolle, dort ein Querschläger. Ja, da spürt man förmlich, dass ihm die Spielpraxis und das Selbstvertrauen fehlt. Vor dem ersten Gegentor wird er im Laufduell an der Seitenlinie gnadenlos abgetrocknet.


Angreifer

Portrait von Paris Seferovic, der Schweizer Fussballnationalmannschaft, aufgenommen am 22. Maerz 2021 in Abtwil (SG). (KEYSTONE/Gaetan Bally)
Ø  3

Stürmer (links)

Haris Seferovic

Man kann den Benfica-Torjäger eigentlich gar nicht bewerten. Er sieht kaum einen Ball, wird aber auch von seinen Teamkollegen nicht gesucht. Nach dem Pausentee kehrt er nicht zurück aufs Feld.


Portrait von Xherdan Shaqiri, der Schweizer Fussballnationalmannschaft, aufgenommen am 22. Maerz 2021 in Abtwil (SG). (KEYSTONE/Gaetan Bally)
Ø  3

Hängende Spitze

Xherdan Shaqiri

45 Minuten lang ist nichts zu sehen von Shaqiri, nach der Pause ist er bemüht, das zu ändern und geht das eine oder andere Mal in den Abschluss, dabei wird es aber nur in der 61. Minute ansatzweise gefährlich. Schön zieht er an den gegnerischen Spielern vorbei, sein Abschluss landet aber weit über dem Tor. Insgesamt erwartet man von Shaqiri einfach mehr, viel mehr. In der 76. Minute wird er beim Stand von 0:2 ausgewechselt.


Portrait von Breel Embolo, der Schweizer Fussballnationalmannschaft, aufgenommen am 22. Maerz 2021 in Abtwil (SG). (KEYSTONE/Gaetan Bally)
Ø  3

Stürmer (rechts)

Breel Embolo

Gegen Wales hat er mit seiner Power und Dynamik überzeugt, gegen Italien ist davon kaum einmal etwas zu sehen. Er sorgt nicht ein einziges Mal für Gefahr im letzten Drittel. In der 78. Minute sieht er Gelb.


Eingewechselte Spieler

Portrait von Mario Gavranovic, der Schweizer Fussballnationalmannschaft, aufgenommen am 22. Maerz 2021 in Abtwil (SG). (KEYSTONE/Gaetan Bally)
Ø  3

Ab 46. Minute für Seferovic

Mario Gavranovic

Hat wie Seferovic zuvor einen schweren Stand und kann sich kaum in Szene setzen. Immerhin bietet er den Kommentatoren eine Gelegenheit, seinen Namen zu erwähnen: Drei Minuten nach seiner Einwechslung sieht er Gelb.


Portrait von Silvan Widmer, der Schweizer Fussballnationalmannschaft, aufgenommen am 22. Maerz 2021 in Abtwil (SG). (KEYSTONE/Gaetan Bally)

Ø
  4

Ab 57. Minute für Mbabu

Silvan Widmer

Er kommt beim Stand von 0:2 ins Spiel und zumindest hat man das Gefühl, dass die Einstellung stimmt und er bemüht ist, Gas zu geben. Aber wirklich auffallen tut auch Widmer nicht.


Portrait von Steven Zuber, der Schweizer Fussballnationalmannschaft, aufgenommen am 22. Maerz 2021 in Abtwil (SG). (KEYSTONE/Gaetan Bally)
Ø  4

Ab 57. Minute für Schär

Steven Zuber

Zuber übernimmt nach seiner Einwechslung die Position von Rodriguez und hat deutlich mehr Zug nach vorne. In der 64. Minute sorgt er dafür, dass sich auch der italienische Schlussmann einmal auszeichnen kann. Wir hätten es lieber gesehen, dass er den Ball über die Linie bugsiert, aber immerhin ein Torabschluss – wir geben uns mit wenig zufrieden.


Portrait von Ruben Vargas, der Schweizer Fussballnationalmannschaft, aufgenommen am 22. Maerz 2021 in Abtwil (SG). (KEYSTONE/Gaetan Bally)
Ø 

Ab 76. Minute für Shaqiri

Ruben Vargas

Zu kurz für eine Benotung


Portrait von Djibril Sow, der Schweizer Fussballnationalmannschaft, aufgenommen am 22. Maerz 2021 in Abtwil (SG). (KEYSTONE/Gaetan Bally)
Ø 

Ab 84. Minute für Freuler

Djibril Sow

Zu kurz für eine Benotung


Telegramm

Italien – Schweiz 3:0 (1:0)

Olympiastadion, Rom. – 12'445 Zuschauer. – SR Karassew (RUS). – Tore: 26. Locatelli (Berardi) 1:0. 52. Locatelli (Barella) 2:0. 89. Immobile (Toloi) 3:0.

Italien: Donnarumma; Di Lorenzo, Bonucci, Chiellini (25. Acerbi), Spinazzola; Barella (86. Cristante), Jorginho, Locatelli (86. Pessina); Berardi (69. Toloi), Immobile, Insigne (69. Chiesa).

Schweiz: Sommer; Elvedi, Schär (57. Zuber), Akanji; Mbabu (57. Widmer), Freuler (84. Sow), Xhaka, Rodriguez; Shaqiri (76. Vargas); Embolo, Seferovic (46. Gavranovic).

Bemerkungen: Italien ohne Florenzi (verletzt). 19. Tor von Chiellini wegen Handspiels annulliert (VAR). 25. Chiellini verletzt ausgeschieden. Verwarnungen: 49. Gavranovic (Foul). 79. Embolo (Foul).