Gegen Italien darf man verlieren, aber nicht so. Das Team von Vladimir Petkovic ist von A bis Z chancenlos, leistet in den matchentscheidenden Szenen nur Begleitschutz und agiert offensiv mutlos. Die Spieler in der Einzelkritik.
Bewertungsschlüssel
6 Sackstark
5 Gut
4 Genügend
3 Schwach
2 Sehr schwach
1 Unterirdisch
Torhüter
Torhüter
Yann Sommer
Für einmal ist unsere Nummer eins nicht der sichere Rückhalt, der er normalerweise ist. Bei den ersten beiden Gegentreffern ist er machtlos, den dritten verhindert er an einem guten Tag. Hat zudem Glück, dass sein äusserst risikobehafteter Fehlpass in der 12. Minute unbestraft bleibt. Vielleicht ist er da in Gedanken schon im Kreissaal. Direkt nach dem Spiel ist Sommer zu seiner hochschwangeren Frau geflogen.
Verteidiger
Innenverteidiger (rechts)
Nico Elvedi
In der 10. Minute lässt er sich zu einfach überlaufen und prompt wird es nach einer Flanke gefährlich. Fällt danach über weite Strecken weder auf noch ab. Beim zweiten Gegentreffer trifft ihn allerdings eine Teilschuld.
Innenverteidiger
Fabian Schär
Schär ist bekannt dafür, dass er kompromisslos einsteigt, gegen Italien ist davon rein gar nichts zu sehen – mehr als einmal gewährt er seinen Gegenspielern viel zu viel Raum. Liegt es daran, dass er gelb-vorbelastet ist? Dass zwei seiner langgezogenen Bälle als Offensiv-«Highlights» der ersten Halbzeit betrachtet werden müssen, das sagt viel über die Leistung der Nati aus. In der 57. Minute wird er ausgewechselt.
Innenverteidiger (links)
Manuel Akanji
Akanji kann nicht an die Leistung vom Wales-Spiel anknüpfen, doch er zeigt eine einigermassen solide Partie. Bei den Gegentoren steht er nicht im Fokus, ohne VAR könnte man das nicht behaupten. Vor dem vermeintlichen 1:0 der Italiener verliert er nach einer Ecke das Kopfballduell gegen Chiellini. Später bleibt er in einer ähnlichen Situation Sieger.
Mittelfeldspieler
Rechter Aussenläufer
Kevin Mbabu
Leistet sich keinen Totalaussetzer, wird aber das eine oder andere Mal überspielt. Seine beste Aktion hat er in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit. Er erobert den Ball und zieht mit viel Tempo der Linie entlang, doch es nützt nichts, denn seine Mitspieler sind gedanklich schon beim Pausentee und rücken nicht nach. In der 57. Minute muss er Widmer Platz machen.
Zentraler Mittelfeldspieler
Remo Freuler
Beim ersten Gegentreffer läuft er nicht mit seinem Gegenspieler mit, beim zweiten stimmt die Abstimmung mit Elvedi nicht, sodass Locatelli am Schweizer Sechzehner ohne Gegenwehr abdrücken kann.
Zentraler Mittelfeldspieler
Granit Xhaka
Der blonde Xhaka weiss in den ersten 20 Minuten zu gefallen, arbeitet gut nach hinten und glänzt mit drei starken Balleroberungen. Dass die Abstände zwischen Angriff und Verteidigung viel zu gross sind, das muss er sich zumindest teilweise ankreiden lassen, denn er ist der Dirigent im Mittelfeld und muss das Zepter in die Hand nehmen, wenn die Ordnung auf dem Platz nicht stimmt. Offensiv kann er keinerlei Akzente setzen und vor dem zweiten Gegentor läuft er ins Leere. Und natürlich fragt man sich, was plant das selbsternannte Vorbild (für die Jungen) als Nächstes? Ein Tattoo hat er sich ja Tage vor dem EM-Auftaktspiel gegen Wales stechen lassen, die Haare hat ihm der eingeflogene Coiffeur vor dem Italien-Spiel blondiert – und nun? Lassen wir uns überraschen. Wünschen würden wir uns eine Topleistung gegen die Türkei. Das wird auch nötig sein, will er mit der Schweiz sein Ziel, den EM-Titel zu gewinnen, erreichen.
Linker Aussenläufer
Ricardo Rodriguez
Rodriguez wirkt wie ein Schatten seiner selbst, da ist kein Selbstvertrauen zu spüren. Da eine schlechte Ballkontrolle, dort ein Querschläger. Ja, da spürt man förmlich, dass ihm die Spielpraxis und das Selbstvertrauen fehlt. Vor dem ersten Gegentor wird er im Laufduell an der Seitenlinie gnadenlos abgetrocknet.
Angreifer
Stürmer (links)
Haris Seferovic
Man kann den Benfica-Torjäger eigentlich gar nicht bewerten. Er sieht kaum einen Ball, wird aber auch von seinen Teamkollegen nicht gesucht. Nach dem Pausentee kehrt er nicht zurück aufs Feld.
Hängende Spitze
Xherdan Shaqiri
45 Minuten lang ist nichts zu sehen von Shaqiri, nach der Pause ist er bemüht, das zu ändern und geht das eine oder andere Mal in den Abschluss, dabei wird es aber nur in der 61. Minute ansatzweise gefährlich. Schön zieht er an den gegnerischen Spielern vorbei, sein Abschluss landet aber weit über dem Tor. Insgesamt erwartet man von Shaqiri einfach mehr, viel mehr. In der 76. Minute wird er beim Stand von 0:2 ausgewechselt.
Stürmer (rechts)
Breel Embolo
Gegen Wales hat er mit seiner Power und Dynamik überzeugt, gegen Italien ist davon kaum einmal etwas zu sehen. Er sorgt nicht ein einziges Mal für Gefahr im letzten Drittel. In der 78. Minute sieht er Gelb.
Eingewechselte Spieler
Ab 46. Minute für Seferovic
Mario Gavranovic
Hat wie Seferovic zuvor einen schweren Stand und kann sich kaum in Szene setzen. Immerhin bietet er den Kommentatoren eine Gelegenheit, seinen Namen zu erwähnen: Drei Minuten nach seiner Einwechslung sieht er Gelb.
Ab 57. Minute für Mbabu
Silvan Widmer
Er kommt beim Stand von 0:2 ins Spiel und zumindest hat man das Gefühl, dass die Einstellung stimmt und er bemüht ist, Gas zu geben. Aber wirklich auffallen tut auch Widmer nicht.
Ab 57. Minute für Schär
Steven Zuber
Zuber übernimmt nach seiner Einwechslung die Position von Rodriguez und hat deutlich mehr Zug nach vorne. In der 64. Minute sorgt er dafür, dass sich auch der italienische Schlussmann einmal auszeichnen kann. Wir hätten es lieber gesehen, dass er den Ball über die Linie bugsiert, aber immerhin ein Torabschluss – wir geben uns mit wenig zufrieden.
Ab 76. Minute für Shaqiri
Ruben Vargas
Zu kurz für eine Benotung
Ab 84. Minute für Freuler
Djibril Sow
Zu kurz für eine Benotung
Telegramm
Italien – Schweiz 3:0 (1:0)
Olympiastadion, Rom. – 12'445 Zuschauer. – SR Karassew (RUS). – Tore: 26. Locatelli (Berardi) 1:0. 52. Locatelli (Barella) 2:0. 89. Immobile (Toloi) 3:0.
Italien: Donnarumma; Di Lorenzo, Bonucci, Chiellini (25. Acerbi), Spinazzola; Barella (86. Cristante), Jorginho, Locatelli (86. Pessina); Berardi (69. Toloi), Immobile, Insigne (69. Chiesa).
Schweiz: Sommer; Elvedi, Schär (57. Zuber), Akanji; Mbabu (57. Widmer), Freuler (84. Sow), Xhaka, Rodriguez; Shaqiri (76. Vargas); Embolo, Seferovic (46. Gavranovic).
Bemerkungen: Italien ohne Florenzi (verletzt). 19. Tor von Chiellini wegen Handspiels annulliert (VAR). 25. Chiellini verletzt ausgeschieden. Verwarnungen: 49. Gavranovic (Foul). 79. Embolo (Foul).