«Panenka-Heber» Als ein gestreichelter Penalty 1976 in Belgrad Fussballgeschichte schrieb

sda

5.6.2021 - 06:00

Thurnheer erinnert sich an den legendären Panenka-Elfer

Thurnheer erinnert sich an den legendären Panenka-Elfer

Bei «blue News» plaudert Kommentator-Legende Beni Thurnheer aus dem Nähkästchen. Er erinnert sich an seine ganz persönlichen EM-Höhepunkte. Im ersten Teil spricht er über das legendäre Penaltyschiessen von 1976. Stichwort Panenka.

04.06.2021

Man braucht nicht viele Zeilen, um die EM-Endrunde 1976 zusammenzufassen. Schon der Begriff Endrunde ist hochtrabend. Am Ende siegt die Tschechoslowakei.

5.6.2021 - 06:00

Die EM 1976 war eine familiäre Sache von vier Spielen mit vier qualifizierten Mannschaften in fünf Tagen, unterbrochen von einem Ruhetag und ausgetragen in Jugoslawien. Zweimal wurde in Zagreb gespielt, zweimal in Belgrad. Also wurden am ganzen EM-Turnier zwei Spiele weniger ausgetragen als heute in jeder der sechs Gruppen der Gruppenphase.

Keine der vier Partien war nach 90 Minuten entschieden. In den Halbfinals siegte die Tschechoslowakei gegen die Niederlande ebenso nach Verlängerung wie die BRD gegen Jugoslawien. In 120 Minuten gewannen auch die Niederländer das Spiel um den 3. Platz gegen die Jugoslawen.

Im Final im Roter-Stern-Stadion in Belgrad führten die Tschechoslowaken früh 2:0 und nach 89 Minuten noch 2:1. Dann kam es so wie nicht selten an wichtigen Turnieren. Die Deutschen glichen in letzter Minute aus – es traf Bernd Hölzenbein – und holten den Vorteil im Kopf auf ihre Seite. Dennoch glückte ihnen die Entscheidung in der Verlängerung nicht. Es ging ins Penaltyschiessen, die deutsche Spezialität schlechthin.

Panenka verlädt Sepp Maier

Die Tschechoslowaken konnten beginnen und versenkten die ersten drei Penaltys. Die Deutschen glichen jeweils aus. Ladislav Jurkemik, der spätere langjährige St. Galler, erhöhte den Druck auf die Deutschen stark, indem er zum 4:3 traf. Dieser Druck lastete auf Uli Hoeness. Er nahm mit hochrotem Kopf Anlauf und schlug den Ball ziemlich weit über das Tor. Jetzt war es an Antonin Panenka, dem vereinstreuen Mittelfeldspieler von den Bohemians Prag. Er konnte den Final entscheiden. Der Gegenspieler im deutschen Tor war Sepp Maier.

Panenka erzielte das bejubelte Tor, aber nicht auf die Weise, wie es alle erwartet hatten. Er spekulierte damit, dass Maier mit einem platzierten Schuss rechnen würde. Tatsächlich hechtete Maier nach links. Panenka streichelte den Ball und lupfte ihn sanft und mit unbeschreiblicher Lässigkeit in die Mitte des Tores. Der «Panenka-Heber» oder «Panenka-Penalty» hielt in die Fussballgeschichte Einzug, in der er sich bis heute hält. Antonin Panenka wurde letzten Dezember 72-jährig, der sanfte Penalty wird am 20. Juni 45 Jahre alt.

sda