Helikopter-Absturz Iranischer Präsident Raisi ist tot – alle neun Insassen gestorben

dpa/afp/toko/dmu

19.5.2024 - 23:48

Rettungskräfte befinden sich nahe der mutmasslichen Absturzstelle.
Rettungskräfte befinden sich nahe der mutmasslichen Absturzstelle.
Azin Haghighi, Moj News Agency via AP/Keystone

Ein Helikopter mit dem iranischen Präsidenten an Bord ist am Sonntag abgestürzt. Nun bestätigen iranische Staatsmedien den Tod von Ebrahim Raisi und den weiteren neun Insassen.

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  • Ein Helikopter mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi an Bord hat nach einem Bericht des Staatsfernsehens am Sonntag eine «harte Landung» hingelegt.
  • Laut der Nachrichtenagentur Irna ist Raisi gemeinsam mit dem iranischen Aussenminister Hossein Amir-Abdollahian, dem Gouverneur der iranischen Provinz Ost-Aserbaidschan und anderen Behördenvertretern unterwegs gewesen.
  • 40 Rettungsteams suchten mit Spürhunden und Drohnen nach der Unglücksstelle.
  • Gemäss iranischen Staatsmedien sind alle Insassen ums Leben gekommen.

Bei dem Absturz des Präsidentenhelikopters im Iran sind Staatsmedien zufolge alle Insassen ums Leben gekommen. Unter den neun Toten sind Präsident Ebrahim Raisi und Aussenminister Hussein Amir-Abdollahian, wie die staatliche Nachrichtenagentur Irna und das Staatsfernsehen am Montag berichteten.

Der Helikopter verunglückte am Sonntag im Nordwesten des Landes nach einem Treffen zwischen Raisi mit dem Präsidenten des Nachbarlandes Aserbaidschan, Ilham Aliyev.

An der Absturzstelle des Präsidentenhelikopters im Iran haben die Rettungskräfte keine Anzeichen für Überlebende gefunden. Das berichtete das iranische Staatsfernsehen am Montagmorgen. Von offizieller Seite gab es zunächst keine Bestätigung zum Verbleib der neun Insassen des Helikopters.

Die staatliche Nachrichtenagentur Irna veröffentlichte von einer Drohne aufgenommene Bilder, die Trümmerteile eines völlig zerstörten Helikopters an einem Hang zeigen. Zuvor hatte der Chef des iranischen Roten Halbmonds, Pir-Hussein Kuliwand, die Lage als düster beschrieben. Nähere Details waren zunächst nicht bekannt.

Schwierige Wetterverhältnisse

Der iranische Rundfunk hatte sein reguläres Programm unterbrochen, um zu zeigen, dass im ganzen Land Gebete für Raisi abgehalten werden. In den frühen Morgenstunden des Montags (Ortszeit) wurden Aufnahmen eines Rettungsteams ausgestrahlt, das sich in hellen Jacken und mit Stirnlampen um ein GPS-Gerät schart, während es zu Fuss und in einem Schneesturm einen stockdunklen Berghang absucht.

«Wir suchen jeden Zentimeter des Absturzgebietes gründlich ab», zitierten die staatlichen Medien einen regionalen Armeekommandanten. «In dem Gebiet herrschen sehr kalte, regnerische und neblige Wetterbedingungen. Der Regen geht allmählich in Schnee über.»

Irans Kabinett ist derweil erneut zu einer Dringlichkeitssitzung zusammengekommen. Darüber berichteten iranische Medien am Montagmorgen übereinstimmend. Der erste Vizepräsident, Mohammed Mochber, hatte bereits am späten Abend eine Sitzung geleitet. Er würde gemäss Protokoll im Todesfall Raisis die Regierungsgeschäfte übernehmen. Innerhalb von 50 Tagen müssen Neuwahlen stattfinden.

Türkei entsendet Bergretter

Die Türkei hatte ausserdem speziell ausgebildete Bergretter in den Iran entsandt. Ein Team von 32 Bergrettungsspezialisten sowie sechs Fahrzeuge würden in den Iran gebracht, erklärte der staatliche Rettungsdienst Afad am Sonntagabend. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte Teheran zuvor «jede notwendige Hilfe» zugesagt.

Laut dem türkischen Rettungsdienst forderte der Iran zudem einen Spezialhelikopter mit Ausrüstung für die Suche bei nächtlicher Dunkelheit an. Weitere Rettungsteams hielten sich in der Türkei bereit.

Hier hebt der Helikopter mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi an der iranischen Grenze zu Aserbaidschan ab. 
Hier hebt der Helikopter mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi an der iranischen Grenze zu Aserbaidschan ab. 
EPA/Ali Hamed/Irna News Agency Handout

Auch Aussenminister an Bord

Raisi war zusammen mit Irans Aussenminister Hussein Amir-Abdollahian auf der Rückreise von einem Treffen mit dem Präsidenten des Nachbarlandes Aserbaidschan, Ilham Aliyev. Gemeinsam hatten sie einen Staudamm eingeweiht. Es sollte ein Zeichen der Kooperation sein, nachdem die Beziehung der Nachbarländer zuletzt angespannt war. Der Helikopter verunglückte dann in Irans Provinz Ost-Aserbaidschan in einer bergigen Waldregion. Mit an Bord war auch der Gouverneur sowie der Freitagsprediger aus der Provinzhauptstadt Tabris.

Innenminister Ahmad Wahidi zufolge haben die Rettungskräfte wegen des Wetters und der Beschaffenheit des Geländes keinen einfachen Zugang zum Absturzort. Daher gebe es keine genauen Informationen über die Lage vor Ort. Ein Reporter im Staatsfernsehen stand während einer Liveschalte aus der Provinz mitten in dichtem Nebel.

In den sozialen Medien wurde gemutmasst, dass sowohl Präsident Raisi als auch Aussenminister Amir-Abdollahian etwas zugestossen sei. Irans Regierung warnte jedoch vor unbestätigten Informationen.

Der iranische Präsident Ebrahim Raisi war an Bord eines Helikopters, der notlanden musste.
Der iranische Präsident Ebrahim Raisi war an Bord eines Helikopters, der notlanden musste.
Vahid Salemi/AP/dpa

Anhänger beten für Raisi

Zahlreiche Regierungsanhänger beteten für Ebrahim Raisi. In dessen Heimatstadt Maschhad im Nordosten des Landes versammelten sich Dutzende Gläubige in dem zentralen Pilgerschrein, wie der staatliche Rundfunk berichtete.

Auch in anderen Landesteilen, wie der religiösen Hochburg Ghom, strömten Anhänger in die Moscheen.

Menschen in Teheran beten für Irans Präsidenten Raisi.
Menschen in Teheran beten für Irans Präsidenten Raisi.
AP Photo/Vahid Salemi/Keystone

Luftwaffe stark veraltet

Irans Luftwaffe gilt als stark veraltet, ihre Modernisierung kommt angesichts scharfer internationaler Sanktionen kaum voran. Viele der Flugzeuge und Helikopter stammen noch aus der Zeit vor der Islamischen Revolution von 1979, als das Land enge Beziehungen zu den USA unterhielt.

Raisi wurde im August 2021 als neuer Präsident des Irans vereidigt. Der 63 Jahre alte, erzkonservative Kleriker wurde damit offiziell der Nachfolger von Hassan Ruhani, der nach zwei Amtsperioden nicht mehr antreten durfte. Als Spitzenkandidat der politischen Hardliner sowie Wunschkandidat und Protegé des obersten Führers Ajatollah Ali Chamenei hatte Raisi die Präsidentenwahl im Juni mit knapp 62 Prozent der Stimmen gewonnen.

Der 1960 in Maschad im Nordosten des Iran geborene Raisi gilt innerhalb des islamischen Systems als sehr einflussreich. Er pflegt auch ein enges Verhältnis zum obersten Führer Chamenei. Raisi war über drei Jahrzehnte in der Justizbehörde tätig, 2019 wurde er zum Justizchef ernannt.

Ihm wird nachgesagt, dass er in seiner früheren Funktion als Staatsanwalt für zahlreiche Verhaftungen und Hinrichtungen politischer Dissidenten verantwortlich gewesen sei. Laut Verfassung ist Raisi nur die Nummer zwei im Land, weil Chamenei das eigentliche Staatsoberhaupt ist und auch das letzte Wort in allen strategischen Belangen hat.

dpa/afp/toko/dmu