Am Montag gibt Inka Grings ihr WM-Kader bekannt. Dabei gibt es eine grössere Überraschung: Riola Xhemaili, die zum Topklub Wolfsburg wechselt, schafft es nicht ins Aufgebot. Wie hat die 20-Jährige reagiert?
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Am Montag vermeldet Inka Grings, welche 23 Spielerinnen die Schweiz an der WM in Australien und Neuseeland vertreten dürfen. Nicht dabei sind Riola Xhemaili und Amira Arfaoui.
- Dass Xhemaili nicht dabei ist, kommt einer Überraschung gleich, schien sie doch von aussen betrachtet keine Wackelkandidatin zu sein. Letztlich war es vor allem die fehlende Spielpraxis, die gegen Xhemaili sprach, wie Grings klarstellt.
- Mit Fabienne Humm ist dagegen eine Spielerin dabei, die letzte Woche nicht im Vorbereitungscamp weilte, weil sie ihrer «normalen» Arbeit nachgehen musste.
- Eine Entscheidung ist auch bezüglich der Nummer 1 gefallen: Nati-Urgestein Gaëlle Thalmann fliegt als Stammtorhüterin zur WM.
Riola Xhemaili
Steckbrief
- Geburtsdatum: 5. März 2003
- Grösse: 1,72
- Position: Mittelfeld
- Verein: SC Freiburg (wechselt zu Wolfsburg)
- Marktwert: 60'000 €
- Länderspiele: 22 (5 Tore)
- Instagram-Profil
Riola Xhemaili ist ein grosses Talent und wechselt auf die neue Saison hin von Freiburg zu Wolfsburg, einer der besten Adressen im Frauen-Fussball überhaupt. Die Wölfe wurden in der vergangenen Saison Vize-Meister und standen im Champions-League-Final, wo sie Barcelona denkbar knapp mit 2:3 unterlagen.
«Mit ihrer Spielfreude und Dribbelstärke bringt sie Fähigkeiten mit, die jede Abwehr vor Probleme stellen kann», begründete Wolfsburgs Frauenfussball-Direktor Ralf Kellermann den Transfer Xhemailis. Ihre fünf bisherigen Länderspieltore hat die 20-Jährige allesamt in der Qualifikation auf dem Weg zur WM erzielt. Ob als Stammkraft oder Joker, Xhemaili hat das Potenzial in jedem Spiel für den Unterschied zu sorgen.
Und dennoch schafft sie es nicht in den WM-Kader. Trainerin Inka Grings spricht von einem schwierigen Entscheid, Riola habe auch geweint als sie ihr die Nachricht übermittelt habe. «Sie ist eine junge Spielerin mit riesigem Potenzial.» Aber sie habe einfach eine «extrem schwierige Saison hinter sich mit ganz, ganz, ganz, ganz wenig Spielzeiten».
Grings sagt, dass sie viel Wert darauf gelegt hätten, «physisch starke Spielerinnen» mit zum Turnier zu nehmen, da man in diesem Jahr einen grösseren Fokus auf die Physis lege. Kein Wunder, denn an der EM im letzten Jahr schien der Schweizer Nati regelmässig gegen Ende der Partie die Luft auszugehen. «Und das reichte dann einfach nicht», begründet Grings mit Blick auf die aussortierte Xhemaili.
Bei Riola sei die Enttäuschung aber grösser gewesen als bei Amira, «weil sie (Riola) sicherlich ein sehr bescheidenes Jahr hinter sich hat mit jungen 20 Jahren. Aber nichtsdestotrotz geht das Leben weiter, sie hat von uns jegliche Rückendeckung. Wir unterstützen sie und lassen sie auf keinen Fall fallen, weil dafür ist sie zu wichtig für die Zukunft.» Aber Riola müsse aus der Saison lernen «und jetzt auch ein bisschen mehr investieren und bestmöglich auch spielen».
Amira Arfaoui trägt den Entscheid mit Fassung
Amira Arfaoui
Steckbrief
- Geburtsdatum: 8. August 1999
- Grösse: 1,60
- Position: Sturm
- Verein: Bayer Leverkusen (Keine Angaben zur Vertragsdauer)
- Marktwert: 25'000 €
- Länderspiele: 1 (0 Tore)
- Instagram-Profil
Das Gespräch mit Amira Arfaoui, die 2021 von Servette in die Bundesliga wechselte und in der vergangenen Saison bei Leverkusen Stammspielerin war, sei einfacher gewesen, gibt Grings zu. Die 23-Jährige, die im Mai ihren Vertrag bei der Werkself verlängert hat, spielte erst einmal für die Nati, das war im Januar 2020 als sie in einem Testspiel gegen Malta eingewechselt wurde. Entsprechend waren ihre Erwartungen weniger gross.
«Sie hat einen tollen Charakter und eine tolle Einstellung», lobt Grings und verrät, dass ihr Amira auch gesagt habe, dass sie mit der Ausbootung gerechnet habe. «Sie ist aber dankbar für die Chance und will unbedingt wieder kommen. Und das zeigt mir natürlich, dass sie von der Einstellung her alles tun wird.» Amira sei für die Zukunft eine sehr interessante Spielerin.
Fabienne Humm ist an der WM dabei
Fabienne Humm
Steckbrief
- Geburtsdatum: 20 Dezember 1986
- Grösse: 1,68
- Position: Sturm
- Verein: FC Zürich Frauen
- Marktwert: 25'000 €
- Länderspiele: 78 (25 Tore)
- Instagram-Profil
An die WM geschafft hat es dagegen Fabienne Humm, die letzte Woche nicht bei der Nati war, weil sie im Büro gebraucht wurde. Die 36-Jährige spielt seit 2009 für den FCZ und hat in dieser Zeit elfmal die Meisterschaft gewonnen und siebenmal den Cup. In wettbewerbsübergreifend 341 Spielen hat sie 283 Tore erzielt und 39 vorbereitet. Auch in der abgelaufenen Saison hat Humm auf dem Weg zum Meistertitel 21 Tore und 4 Assists beigesteuert. Profistatus geniesst sie trotzdem nicht und so muss sie neben dem Fussball einer normalen Arbeit nachgehen.
Im Nationalteam debütierte sie 2012 und hat seither 78 Länderspiele bestritten. Unvergessen ihr Hattrick für die Geschichtsbücher an der WM 2015. Am 12. Juni 2015 erzielte sie in Kanada beim 10:1-Sieg gegen Ecuador mit ihren Treffern in der 47., 49. und 52. Minute den schnellsten Hattrick bei einer WM der Frauen.
Humm schoss die Schweiz an die WM
Wichtig war sie auch auf dem Weg zur WM 2023, obschon sie in der Quali nur Teilzeitarbeiterin war in der Nati. Aber im Playoff-Duell gegen Wales erzielte sie, eine Viertelstunde nach ihrer Einwechslung, in der 121. Minute den 2:1-Siegtreffer und sicherte der Schweiz mit ihrem Last-Minute-Tor das WM-Ticket. Mit ihrer ganzen Erfahrung ist Humm auch abseits des Platzes Gold wert. Grings meint an der Pressekonferenz, dass man vielleicht mal darüber sprechen müsse, warum eine ihrer Spielerinnen es nötig habe, noch einer «normalen» Arbeit nachzugehen. Warum sie nicht auf Humm verzichten will, das hörst du im Video oben.
Grings: «Thalmann ist zurecht seit Jahren die Nummer 1»
Nati-Trainerin Inka Grings liess lange offen, wer als Nummer 1 zur WM fährt. Nun ist klar: Die 37-jährige Gaëlle Thalmann ist auch an der WM gesetzt. Im Video unten hörst du, wie Grings ihren Entscheid begründet.