Vom 0:2 zum 3:2 Vom 0:2 zum 3:2 – Belgien schafft gegen Japan sensationelle Wende

SDA

2.7.2018 - 22:01

Die Belgier jubeln nach einem 0:2-Rückstand doch noch.
Die Belgier jubeln nach einem 0:2-Rückstand doch noch.
Source: Getty Images

Belgien steht wie vor vier Jahren im Viertelfinal der Fussball-WM. Und dies nach einem 0:2-Rückstand gegen Japan.

Bis zur 69. Minute stand in Rostow am Don nach Deutschland (1), Portugal (4) und Argentinien (5) mit Belgien auch die Nummer 3 der FIFA-Weltrangliste vor dem Aus. Die Belgier setzten sich aber gegen Japan nach einem 0:2-Rückstand noch mit 3:2 durch.

Für die Wende benötigten die Belgier nicht einmal die Verlängerung. Nacer Chadli erzielte nach 93 Minuten und 45 Sekunden, am Ende der letzten Nachspielminute, das Siegtor. Die Belgier konterten Japan im letzten Angriff aus. Sekunden vorher hatte Keisuke Honda mit einem Freistoss aus über 20 Metern Distanz Belgiens Goalie Thibaut Courtois noch zu einer Glanzparade gezwungen. Die Japaner suchten beim letzten Corner viel zu euphorisch den späten Sieg und wurden dafür bestraft.

Eine Wende für die Geschichtsbücher

Belgien trifft in den Viertelfinals auf Brasilien – und muss sich steigern. Denn der WM-Geheimfavorit offenbarte gegen Japan Schwächen. Nur dank des Efforts von drei Toren innerhalb von 25 Minuten dürfen die Belgier überhaupt noch hoffen. Zuletzt gelangen derartige Wenden nur noch Deutschland: 1970 in Mexiko in den Viertelfinals gegen England (3:2 n.V. nach einem 0:2-Rückstand) und 1982 im Halbfinal gegen Frankreich (Sieg im Penaltyschiessen nach einer Aufholjagd vom 1:3 zum 3:3 in der Verlängerung).

Generell gab es derartige Wenden erst sechs Mal an WM-Endrunden. Das berühmteste derartige Spiel ist das «Wunder von Bern», als Deutschland 1954 im WM-Final im Wankdorf Ungarn nach einem frühen 0:2-Rückstand ebenfalls mit 3:2 besiegte.

«Das sind Geschichten, wie sie nur an Weltmeisterschaften geschrieben werden», jubelte am Ende Belgiens spanischer Coach Roberto Martinez. «Für mein Team war dieser 0:2-Rückstand ein Charaktertest. Wir haben diese Prüfung bestanden. Und sie wird meine Mannschaft noch mehr motivieren. Unsere Reaktion hat gezeigt, was in dieser Mannschaft steckt.»

Coach Martinez hat ein goldenes Händchen

Coach Martinez leitete die Wende ein. Er hatte mit Ausnahme von Vincent Kompany, der nach langer Verletzungspause als Abwehrchef in die Mannschaft zurückkehrte, genau jene Akteure aufgestellt, die in der Vorrunde Panama (3:0) und Tunesien (5:2) klar besiegt hatten. Nach dem 0:2-Rückstand reagierte Martinez mit Einwechslungen – und er bewies ein goldenes Händchen. Marouane Fellaini und Nacer Chadli erzielten als Joker die Goals zum 2:2 und 3:2.

Belgien erzielte sowohl das 1:2 wie das 2:2 per Kopf. Beim ersten Treffer von Rekordnationalspieler Jan Vertonghen, der beim ersten Gegentreffer miserabel ausgesehen hatte, war auch viel Glück im Spiel. Vertonghens Kopfball aus 13 Metern Distanz und aus äusserst ungünstigem Winkel flog über den bis zu diesem Zeitpunkt grossartigen japanischen Goalie Eiji Kawashima hinweg in die entfernte Ecke.

Obwohl das erste Goal auf glückhafte Art und Weise fiel, verdiente sich Belgien die mirakulöse Wende. Die Flamen und Wallonen reagierten auf den Rückstand und das drohende Ausscheiden erstaunlich abgeklärt für ein Team, das sich derartige Situationen überhaupt nicht gewohnt ist. Seit September 2016 und einem 0:2 gegen Spanien blieb Belgien in 22 Länderspielen ungeschlagen (17 Siege, 5 Remis). Vor Vertonghens Anschlusstreffer hatten sich schon Romelu Lukaku zwei hervorragende Möglichkeiten geboten (62. und 69.).

Die beiden japanischen Tore fielen zu Beginn der zweiten Halbzeit innerhalb von 256 Sekunden. Genki Haraguchi und Takashi Inui bezwangen Courtois mit platzierten Schüssen. Dazwischen hatte Eden Hazard in der 49. Minute für Belgien nur an den Innenpfosten getroffen. Japan, das in der Vorrunde nur Kolumbien besiegt hatte und nur dank der Fairplay-Wertung weitergekommen war, gab danach trotz weiterer Torchancen das Heft aus der Hand.

Die niedergeschlagenen Japaner bedanken sich bei den mitgereisten Fans.
Die niedergeschlagenen Japaner bedanken sich bei den mitgereisten Fans.
Bild: Getty Images

Belgien – Japan 3:2 (0:0)

Rostow am Don. - 41'466 Zuschauer. - SR Diedhiou (SEN). - Tore: 48. Haraguchi 0:1. 52. Inui 0:2. 69. Vertonghen 1:2. 74. Fellaini 2:2. 94. Chadli 3:2.

Belgien: Courtois; Alderweireld, Kompany, Vertonghen; Meunier, De Bruyne, Witsel, Carrasco (65. Chadli); Mertens (65. Fellaini), Lukaku, Eden Hazard.

Japan: Kawashima; Hiroki Sakai, Yoshida, Shoji, Nagatomo; Hasebe, Shibasaki (81. Yamaguchi); Haraguchi (81. Honda), Kagawa, Inui; Osako.

Bemerkungen: 50. Pfostenschuss Eden Hazard. Verwarnungen: 40. Shibasaki (Foul).

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