Noch zwei Spiele hat YB vor der Winterpause zu absolvieren, zuerst am Mittwoch den Schlagermatch daheim gegen Basel. Im neuen Jahr, so hofft man in Bern, sollte es mit all den Kräften weitergehen, die im Herbst gefehlt haben.
Schon vor zwei Jahren, noch unter Trainer Gerardo Seoane, mussten sich die Berner entkräftet und mit ungewöhnlich vielen Patienten in die Halbzeit retten. In jenem Spätherbst fehlten, genau wie jetzt, bis zu zehn potentielle Leistungsträger, nachdem das Kader im Sommer einen Umbruch erfahren hatte.
Im Unterschied zu ihrer Meistersaison 2018/19, in der sie die verschiedensten Super-League-Rekorde aufgestellt hatten, konnten sich die Young Boys von der Konkurrenz nicht absetzen. Sie bildeten mit Basel und St. Gallen ein Spitzentrio, das immer noch kompakt war, als die Meisterschaft Ende Februar in der Coronavirus-Pandemie unterbrochen wurde. Für die ab Juni verbleibenden 13 Runden hatte Seoane sein Kader fast vollständig beisammen. Zuletzt wurde YB Meister mit acht Punkten Vorsprung auf St. Gallen und 14 Punkte vor dem FC Basel.
Auch Goalies im Lazarett
Auch in diesem Herbst wurden die Berner von Verletzungen heimgesucht wie keine andere Mannschaft. Es fehlten respektive fehlen beispielsweise der Captain und Abwehrchef Fabian Lustenberger und der zweimalige Torschützenkönig Jean-Pierre Nsame. Sogar das Camp der Goalies ist schwer getroffen. Sowohl die Nummer 1 David von Ballmoos (möglicherweise für den Rest der Saison) als auch die Nummer 2 Guillaume Faivre (mindestens für die zwei Spiele dieser Woche) stehen nicht zur Verfügung.
In der genannten vergleichbaren Saison 2019/20 verloren die Young Boys insgesamt sechs Meisterschaftsspiele. Jetzt, wo sie noch nicht in der halben Saison angelangt sind, weisen sie bereits vier Niederlagen vor.
«YB in der Krise» und «Wagner unter Druck», war hier und dort zu lesen. Ist David Wagner noch der richtige Cheftrainer auf dem Weg zum angestrebten fünften Meistertitel in Serie? Es ist nicht damit zu rechnen, dass sich die Klubführung im Wankdorf diese Frage stellt und in dieser Saison überhaupt noch stellen wird. In den letzten vier Saisons gab es verschiedene Male ein sportliches Rumpeln. Die Entscheidungsträger blieben jedes Mal unaufgeregt und kamen nicht vom Weg ab. Auch Sportchef Christoph Spycher wird im Frühling persönlich sehen wollen, welche Leistungen David Wagner aus der Mannschaft herausholt, wenn nur noch wenige Spieler verletzt sind.
Starke Konkurrenz
Ebenfalls im Lauf des Frühlings wird die Frage beantwortet werden, wie sehr die offensichtlich härtesten Konkurrenten Zürich und Basel den Bernern über die Marathondistanz von 18 Runden werden zusetzen können. Bis jetzt gab es drei Vergleiche: YB remisierte in Basel 1:1, schlug Zürich daheim 4:0 und verlor in Zürich 0:1. Die direkten Begegnungen, zu denen auch das Nachtragsspiel YB – Basel vom Mittwoch um 20.30 Uhr im Wankdorf zählt, werden jedoch nicht allein entscheiden. Es kann wohl nur Meister werden, wer in den Spielen gegen alle übrigen Mannschaften eine Konstanz erlangt.
YB darf, Basel muss
In Bern spricht niemand davon, dass sich der fünfte Titel am Stück unbedingt einstellen muss. Der Verein steht wirtschaftlich gut da, und nach den insgesamt gut 30 Millionen an Einnahmen aus der Champions League noch besser. Die Berner werden auch die Saison 2022/23 mit einem valablen Kader bestreiten können.
Der Herausforderer FC Basel unter dem Hauptaktionär David Degen rüstete auf diese Saison hin mit einer in der Schweiz beispiellosen Transferoffensive auf. Wenn der FCB nicht Meister wird und nicht in die Champions League kommt, könnte die Zukunft in einem so breiten Rahmen gefährdet sein.
plh, sda