Für jeden Zuschauer war am letzten Samstag klar: Das Tor von Christian Fassnacht hätte zählen müssen. Ausgerechnet dem VAR ist dies entgangen. Schiedsrichter-Chef Daniel Wermelinger erklärt die Situation.
Für den Schiedsrichter auf dem Platz war die Szene im Super-League-Duell zwischen YB und dem FC Luzern tatsächlich nicht einfach einzuschätzen. Dem eigentlich regulären 1:1 von YB durch Christian Fassnacht ist auch eine Reihe von möglichen Regelwidrigkeiten vorausgegangen. Aus diesem Grund wurde der VAR kontaktiert.
Für diesen stellte sich zunächst die Frage, ob ein Abseits vorlag. Dann war nicht klar, ob der Ball schon hinter der Grundlinie war und schliesslich musste er auch noch beurteilen, ob ein Foul begangen wurde.
Die entscheidenden Szenen verpasst
«Wie wir im Nachhinein festgestellt haben, hat der VAR schlicht und einfach die beiden entscheidenden Szenen nicht angeschaut», erklärt Daniel Wermelinger im blue Fussball-Talk Heimspiel.
Es waren die Ausschnitte, wo genau ersichtlich war, dass das einleitende Zuspiel vom Luzerner Jordy Wehrmann kam und das Abseits deshalb aufgehoben war. Weil der VAR diese Wiederholung verpasst hatte, zählte das Tor schliesslich wegen eines angeblichen Abseits aber nicht.
Trotz des kapitalen Fehlers nimmt Wermelinger den VAR in Schutz: «Für die Videoschiedsrichter sind solche Momente unglaubliche Drucksituationen.» Innerhalb von wenigen Sekunden müssen ganze Reihen von möglichen Verstössen geprüft werden. Da der besagte VAR noch relativ unerfahren ist, war die Situation umso stressiger.
Nichtsdestotrotz soll das nicht als Entschuldigung herhalten. Wermelinger betonte mehrmals, dass ihm diese Fehlentscheide ebenso leidtun, wie allen anderen Unparteiischen auch. «Wir haben nun allerdings gelernt, dass wir uns in Zukunft vielleicht ein bisschen mehr Zeit lassen.»
In der Sendung Heimspiel – Der Fussballtalk vom 21. Oktober sprechen Daniel Wermelinger, NZZ-Sportjournalist Peter B. Birrer und blue-Fussballexperte Fredy Bickel über weitere Tücken des VAR, wie Spieler und Klubs diese auch versuchen zu beeinflussen und wie es in naher Zukunft weitergehen soll.