Was für ein Klassiker! In allerletzter Sekunde rettet Assan Ceesay dem FCZ mit seinem Tor zum 3:3 gegen Basel noch einen Punkt. Augenblicke davor jubelten die Bebbi schon über die vermeintliche Entscheidung. Nimmt man die Szene des vierten FCB-Treffers unter die Lupe, kommen aber Fragen auf.
Es läuft bereits die dritte Minute der Nachspielzeit, die Zürcher liegen 2:3 zurück, dürfen aber nochmals einen Eckball treten. Goalie Yannick Brecher stürmt nach vorne, doch der FCZ bringt den Ball nicht aufs Tor. Im Gegenteil: Die Basler lancieren den Konter und schliesslich trifft Jordi Quintilla zum 4:2. Gross ist der Jubel beim FC Basel und seinen Fans – bis Schiedsrichter Lukas Fähndrich seinen Arm hebt und das Tor aberkannt.
Offensichtlich hat der VAR sich die Sache noch einmal angeschaut und ein Abseits gesehen. In der Wiederholung ist zu sehen, dass Valentin Stocker bei Quintillas Abschluss im Abseits steht. Zwar berührt er den Ball nicht, steht aber im Blickfeld des zurückgeeilten Brechers.
So gibt's einen Freistoss für den FCZ, aus dem schliesslich das Tor zum 3:3 resultiert. Doch eine Sache wirft Fragen auf: Der Freistoss wird nämlich an der Mittellinie ausgeführt. Warum? Weil der VAR offenbar gesehen hat, dass bei der Entstehung des Treffers Sergio Lopez nach dem Zuspiel von Liam Millar schon zu weit vorne stand (weil Goalie Brecher noch nicht zurück war, stand nur ein FCZ-Verteidiger näher zum Tor als Lopez).
Doch jetzt wird es kompliziert. Denn Akaki Gogia, der hinterste FCZler, lenkt den Ball nach Millars Zuspiel zu Lopez. Die Rede ist hier von «Deliberate Play», vom bewussten Handeln des Verteidigers, der den Ball aktiv ablenkt und so eine neue Spielsituation entsteht. Aus diesem Grund wurde auch das umstrittene Tor von Kylian Mbappé im Nations-League-Final gegen Spanien vor drei Wochen nicht aberkannt.
Man kann von der Regel halten was man will, aber es ist nun mal eine Regel. Und so stand Lopez bei der Entstehung des vermeintlichen 4:2 für den FCB eben doch nicht im Abseits.
War das Tor ohnehin irregulär?
Doch womöglich hätte der Treffer ohnehin nicht gezählt. Denn Schiedsrichter-Chef Daniel Wermelinger teilt auf Anfrage von blue Sport mit, dass Stocker danach tatsächlich in Brechers Schussbahn und damit im Abseits stand. Obwohl der FCZ-Keeper den Ball niemals hätte halten können, da er noch entscheidend abgelenkt wurde.
Doch warum durfte Brecher dann den Freistoss an der Mittellinie ausführen? Womöglich hätten die Basler keine Grosschance mehr zugelassen, wäre der Freistoss direkt vor dem FCZ-Tor getreten worden. Zumal die Nachspielzeit längst abgelaufen war.
Wie auch immer. Fakt ist, dass die Schweizer Schiedsrichter erneut über die Bücher müssen, nachdem bereits am vorletzten Wochenende die Fehler des VAR zum grossen Thema wurden.