In der 97. Minute hält St. Gallen-Goalie Lawrence Ati Zigi beim Stand von 3:2 den Penalty von Guillaume Hoarau. Weil sich der Keeper aber zu früh von der Linie gelöst hat, greift der VAR ein und lässt den Elfer wiederholen. Lukas Görtler kann das nicht verstehen.
Mit seinem vermeintlichen Siegtreffer zum 3:2 in der 91. Minute wäre Lukas Görtler zum Matchwinner im Spitzenspiel gegen YB (3:3) geworden. Das Schiedsrichter-Team um Alain Bieri macht dem deutschen Mittelfeldspieler des FC St. Gallen aber einen Strich durch die Rechnung, weshalb sich Görtler nach dem Spiel gezwungen fühlt, sich vor die Kamera zu stellen und den Unparteiischen gehörig die Meinung zu geigen.
Aber der Reihe nach: Es läuft die 95. Minute, die Nachspielzeit ist eigentlich bereits abgelaufen, doch YB hat noch einen letzten Angriff. Im Strafraum springt Miro Muheim der Ball an die Hand, der VAR schaltet sich ein und gibt Schiedsrichter Bieri ein Zeichen; er soll sich die Szene nochmals anschauen. Das macht der Unparteiische dann auch. Und er kommt zum Verdikt: Klares Handspiel, Elfmeter.
Die Emotionen im Kybunpark kochen hoch, doch das Stadion explodiert dann regelrecht, als St. Gallens Goalie Lawrence Ati Zigi den Penalty von Guillaume Hoarau pariert. Aber zu früh gefreut: Der Torhüter hat die Linie zu früh verlassen, weshalb der VAR sich noch einmal bei Bieri meldet und signalisiert, dass der Elfer wiederholt werden muss. Hoarau verwandelt dann souverän und sichert YB doch noch einen Punkt.
Nach dem Schlusspfiff geht Lukas Görtler zu den Teleclub-Reportern und lädt sich damit selbst ins Interview ein. Offenbar muss der 25-Jährige Dampf ablassen. «Da muss doch mal etwas gesagt werden. Du spielst Fussball, weil du die Emotionen liebst. Und das war heute natürlich der Höhepunkt», sagt Görtler und holt aus: «Wir kommen nach dem 1:2 zurück, machen das 3:2 kurz vor Schluss und dann gibt's wegen des VAR noch einen Elfmeter – ich weiss nicht, ob es ein klarer Fehlentscheid war.»
Was Görtler aber gewaltig ärgert: Dass sich der Videoassistent auch bei Zigis Penalty-Parade einschaltet. «Dann greift er wieder ein, weil der Fuss drei Zentimeter von der Linie weg ist. In der ganzen Saison werden etwa 50 Elfmeter geschossen und bei 49 davon geht der Torwart mit den Füssen vor die Linie. Unbegreiflich für mich, (dass sich da der VAR meldet). So macht man die Emotionen kaputt», so der FCSG-Profi. «Was in den letzten zwei Minuten passiert ist, ist unlogisch.»
Bieri: «Ich hatte keine Wahl»
Das Einschreiten des Video Assistent Referee in Volketswil wirft auch bei St. Gallens Trainer Peter Zeidler Fragen auf. «Wieso schaut sich Herr Bieri die Szene nicht nochmal selber an?», fragt der 57-Jährige nach der Partie. Der Schiedsrichter gibt die Antwort darauf beim «SRF»: «Es ist ein klar messbarer Entscheid, bei dem es keinen Interpretationsspielraum gibt. Der Goalie hat die Linie zu früh verlassen, nachdem ich ihn vor dem Penalty noch davor gewarnt hatte. Der VAR hat es mir dann mitgeteilt, ich hatte keine Wahl.»
Bieri zeigt über die hochgehenden Emotionen bei den Ostschweizern durchaus Verständnis. Schliesslich, so gibt auch der Schiedsrichter zu, wäre der Millimeter-Entscheid gegen den FCSG ohne den VAR nicht gefällt worden. «Aber die Regeln sind klar und die Klubs wurden vor der Saison auch darüber informiert.»