Zweite Amtszeit bei YB Bickel: «Ein abgekartetes Spiel – ich wurde die ganze Zeit angelogen»

tbz

13.9.2019

Fredy Bickel fühlte sich nach seiner Entlassung bei YB hintergangen.
Fredy Bickel fühlte sich nach seiner Entlassung bei YB hintergangen.
Bild: Keystone

In einem Interview mit der «Berner Zeitung» blickt Fredy Bickel, nun GC, auf seine zweite Amtszeit bei YB zurück. Er spricht von einem abgekarteten Spiel und vielen Lügen.

Im September 2016 wird Fredy Bickel als Sportchef bei YB entlassen. Unter seinem Nachfolger, Christoph Spycher, feiern die Young Boys aktuell die erfolgreichste Zeit seit den 50er-Jahren. Gegenüber der «Berner Zeitung» verrät der neue Geschäftsführer bei GC, wie es vor drei Jahren zu seiner Entlassung bei YB kam und weshalb auch er seinen Teil zu den aktuellen Erfolgen der Berner beitrug.

«Es war ein abgekartetes Spiel», so Bickel über seine letzten Monate bei den Young Boys. Als Vertretung für den erkrankten Andy Rihs holte Richard Gostony im Frühling 2016 Urs Siegenthaler in den Verwaltungsrat. «Ich wusste sofort: Das ist mein Ende. Siegenthaler zeigte mir das bei jeder Gelegenheit deutlich. Also bot ich Verwaltungsratspräsident Hanspeter Kienberger im Mai 2016 meinen Rücktritt an.»

«Ich wurde die ganze Zeit angelogen»

Davon habe man aber nichts wissen wollen, so Bickel weiter, der glaubt, keine Chance gehabt zu haben. «Ich wurde die ganze Zeit angelogen. Im Geheimen wurde alles vorbereitet, mit Paul Meier war bereits im Juni ein Sportchef verpflichtet worden. Auch andere wie Chefscout Stéphane Chapuisat wären entlassen worden. (...) Zum grossen Glück für YB gab Siegenthaler dann diese merkwürdigen Interviews, die ihn untragbar machten und alles veränderten. Und dann erzählen diese Leute, die das alles geplant hatten, es sei immer die Idee gewesen, Christoph Spycher zum Sportchef zu machen. Das ist lachhaft.»

Bickel verteidigt auch seine Finanzstrategie. Er hätte auch «schönere Zahlen» schreiben können, das aber schlicht nicht gewollt, weil es dem Verein nicht gut getan hätte. «Vielleicht war ich zu nett und hoffte zu lange, es würde schon gut kommen. Wir hätten Zakaria 2016 für sieben Millionen Franken an Liverpool verkaufen können. Ich sagte, das machen wir nicht, wir brauchen ihn, in einem Jahr ist er viel mehr wert. So war es dann auch.»


Auch der spätere Meistertrainer Adi Hütter stiess während Bickels Amtszeit zu den Berner Young Boys.
Auch der spätere Meistertrainer Adi Hütter stiess während Bickels Amtszeit zu den Berner Young Boys.
Bild: Keystone

Ein Grundstein für den Erfolg

Dass er durchaus auch am aktuellen Erfolg der Berner etwas beitrug, sollen die getätigten Transfers nach seinem Abgang bestätigen. «YB hat danach sehr viel Geld durch Ablösesummen eingenommen. Ein Grossteil dieser Spieler wurde verpflichtet, als ich dabei war. Ich möchte daran erinnern, dass wir noch 2015 sechs Millionen Franken erhielten, um mit dem ‹Projekt Avanti› den FCB anzugreifen. Wir holten Miralem Sulejmani, Loris Benito und Denis Zakaria.»

Und Bickel legte tatsächlich einen Grundstein für den Erfolg, denn auch Spieler wie Steve von Bergen, Guillaume Hoarau, Kevin Mbabu oder Sékou Sanogo trugen das YB-Shirt zum ersten Mal, als er noch das Amt des Sportchefs inne hatte. 

Trotzdem will er Christoph Spycher den Erfolg nicht absprechen: «Er ist ein exzellenter Fachmann und ein toller Mensch, der eine starke Ambiance geschaffen hat.» Allerdings hätte Spycher in Bern etwas durchsetzen können, dass er selber nie geschafft hätte. «Er analysierte die Situation ausgezeichnet und sagte, er mache den Job nur, wenn der Verwaltungsrat sich komplett aus dem operativen Geschäft heraushält. Das war das Beste, was YB passieren konnte.»

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