Nach der 0:1-Niederlage gegen Rumänien ist der seit Wochen in der Kritik stehenden Nationaltrainer Murat Yakin noch deutlicher angezählt. Der Captain nimmt ihn jedoch in Schutz.
So sagte Granit Xhaka nach dem Spiel: «Was kann der Trainer dafür, wenn wir die Chancen nicht verwerten? Wir Spieler müssen die Verantwortung für die Niederlage übernehmen.» Und als der Mittelfeldstratege gefragt wurde, ob er denke, dass die Mannschaft mit Yakin als Trainer die EM in Deutschland bestreite, antwortete dieser bestimmt: «Ich hoffe es.»
Seit Xhakas vielzitierter Aussage zur fehlenden Trainingsintensität in der Nationalmannschaft, wurde wiederholt vermutet, dass die Stimmung zwischen Captain und Trainer zumindest angespannt sei. Ein klares Dementi war von Seite Xhakas lange nicht gekommen. Daher überrascht das Statement des 31-Jährigen. «Es ist doch normal, dass man mal nicht gleicher Meinung ist», sagte Xhaka mit Blick auf den damaligen Disput. Das bedeute aber nicht, dass alles schlecht sei.
Es ist ein Lebenszeichen für den Zusammenhalt in der Mannschaft, die in den letzten vier Spielen kein Bein vors andere gebracht hat. Die Niederlage in Rumänien war der Abschluss einer äusserst mittelmässigen Qualifikationskampagne. Diese gelte es nun sorgfältig zu analysieren, hielten Spieler und Trainer fest. «Ich denke immer noch, dass in diesem Team viel Qualität steckt», so Xhaka. Leider habe man diese in den letzten Wochen nicht genügend abrufen können. Das gehe teils aufs eigene Verschulden zurück, teils sei man auch vom Pech verfolgt gewesen. «Unsere Gegner machten aus quasi jeder Chance ein Tor, während sie bei uns einfach nicht mehr rein gingen.»
Mit der Qualifikation in der Tasche konnte man über die abschliessende Niederlage in Bukarest hinwegsehen. Auch, weil der Platz in Topf 4 neben Serbien und Italien (auf die man also nicht treffen kann) vorerst gar nicht so schlimm wirkt. Dennoch muss sich das Team im Hinblick aufs nächste Jahr zusammenraffen und das Selbstvertrauen von Beginn der Qualifikation wieder finden. Xhaka jedenfalls hat im Moment der Niederlage einen Schritt auf seinen Trainer zu gemacht.
Unterschiedliche Ansichten zu den Ansprüchen
Die von Xhaka geforderten zehn Siege aus zehn Spielen hat die Schweizer Nationalmannschaft nicht erreicht. Darauf angesprochen meint Xherdan Shaqiri nach dem Spiel: «Ich denke, wir Spieler müssen alle bodenständiger bleiben und aufpassen, was wir sagen.» Shaqiri erklärt, dass es heutzutage nicht so einfach sei, auch gegen vermeintlich kleine Gegner zu spielen: «Wir sind immer noch die kleine Schweiz.»
Mit dieser Aussage kann Xhaka offenbar wenig anfangen. Er sagt ganz diplomatisch: «Jeder hat seine eigene Meinung.» Der Captain erläutert, weshalb er weiterhin viel von der Mannschaft erwartet: «Verstecken müssen wir uns auf keinen Fall. Wenn man diese hohen Ansprüche nicht hat, muss man nicht so weit denken. Wir waren die letzten sechs Grossturniere dabei und dann kann man auch hohe Ansprüche haben.» Falls das einer nicht habe, sei das dessen Meinung. Für Xhaka wird sich aber auch nach der unglücklichen EM-Quali nichts ändern: «Diese Ansprüche habe ich persönlich für diese Mannschaft und die wird es auch in Zukunft geben.»
zap/sda