Mit vier Neulingen reist die Nati an den Deutschland Cup, spielt in Krefeld gegen die Slowakei (Donnerstag), Deutschland (Samstag) und Russland (Sonntag). blue Sport stellt sie vor.
Ludovic Waeber (25, Torhüter, ZSC Lions)
Bei seinem Heimklub Fribourg sah er keine Perspektiven, auf mehr als 12 Einsätze pro Saison kam er nie. Und so zog er vor anderthalb Jahren nach Zürich aus. Vorgesehen war er auch bei den ZSC Lions als Nummer 2, doch als Lukas Flüeler schwächelte und mit Verletzungen zu kämpfen hatte, da stand der Romand seinen Mann und avancierte mit seinen starken Leistungen zur Nummer 1 und zum grossen Aufsteiger. In Zürich baut man auf den Freiburger. Während Flüeler am Wochenende seinen Rücktritt per Ende Saison verkündet hat, wurde zuvor Waebers Vertrag bis 2025 verlängert.
Das erste Nati-Aufgebot ist daher so etwas wie die logische Folge. Zumal sich die Schweiz langsam, aber sicher auf die Ära nach Leonardo Genoni und Reto Berra vorbereiten muss. Mit Melvin Nyffeler, Joren van Pottelberghe, Gilles Senn, Gauthier Descloux, Waeber, vielleicht auch Sandro Aeschlimann und den noch jüngeren Philipp Wüthrich, Luca Hollenstein sowie Akira Schmid gibt es mehrere Kandidaten, die sich nun in eine gute Position bringen können.
Philip Wüthrich (23, Torhüter, SC Bern)
Behutsam wurde Philip Wüthrich in Bern zur neuen Nummer 1 aufgebaut. Nachdem er beim SCB sämtliche Juniorenstufen durchlief, ging es 2018 zur weiteren Entwicklung für zwei Jahre mittels Leihe zum SC Langenthal in die Swiss League. Letzte Saison machte er dann seine ersten 17 Spiele in der National League, doch in der Hauptverantwortung stand da noch der Finne Tomi Karhunen. Nun bestreitet Wüthrich seine erste Saison als Nummer 1 und überzeugt von A bis Z.
Es ist beeindruckend, wie ruhig und abgeklärt der junge Goalie bereits auftritt. Bei all den Problemen, die der SCB auch in dieser Saison hat – Wüthrich ist keines, er rechtfertigt das in ihn gesetzte Vertrauen Spiel für Spiel. Das sorgt im SCB-Management nun für eine gewisse Nervosität, denn noch hat das Goalie-Juwel seinen Ende Saison auslaufenden Vertrag bei den Mutzen nicht verlängert.
Nando Eggenberger (22, Stürmer, SC Rapperswil-Jona Lakers)
Der Churer ist zwar erst 22, aber hat in seiner Karriere trotzdem schon viel erlebt. Bereits als 13-Jähriger wechselte er vom EHC Chur zu den Junioren des HC Davos, dort debütierte er mit 16 unter einem gewissen Arno Del Curto in der NLA. Und es war vom «nächsten Nino Niederreiter» die Rede. Das Interesse an Eggenbergers Person war gross und so zog er 2018 auch prompt in die kanadische Juniorenliga OHL zu den Oshawa Generals weiter.
Nach einer Saison war Eggenberger dann schon wieder zurück in Davos, die Freude beim Rekordmeister war gross und so wurde er als 20-Jähriger doch allen Ernstes zum Assistenzcaptain erkoren. Aber Eggenberger kam plötzlich nicht mehr mit der Erwartungshaltung klar, stand nach 20 Spielen mit einer statistischen Brille da (0 Tore, 0 Assists) und wurde mitten in der Saison nach Rapperswil-Jona weitergereicht. Auch dort hatte der Flügelstürmer zunächst grosse Schwierigkeiten (19 Spiele, 1 Tor, 0 Assists). Eggenbergers Karriere befand sich plötzlich am Scheideweg und er schien im Frühling 2020 näher an der Swiss League als dem Nationalteam.
Doch bei den Lakers zeigte man sich geduldig mit Eggenberger und baute ihn wieder auf. Im Lauf der Saison 20/21 kam er immer besser in Fahrt und war eine der Schlüsselfiguren beim Sturm der Lakers in die Playoff-Halbfinals. Aktuell befindet sich der Bündner auf einem neuen persönlichen Saison-Rekordkurs (9 Tore, 7 Assists), sein Rappi ist weiterhin das Überraschungsteam und nun darf er sich erstmals im Nationalteam zeigen. Auf das schwere Tief ist ein schönes Hoch gefolgt.
Sandro Schmid (21, Stürmer, HC Fribourg-Gottéron)
Der jüngste der vier Nati-Neulinge ist ein Freiburger Eigengewächs, zog aber zwecks Weiterbildung als 16-Jähriger nach Schweden aus und spielte dort in den Junioren-Equipen der Malmö Redhawks. 2019 erfolgte die Rückkehr zu Gottéron, wo er sich auf Anhieb behaupten konnte und zu einer schnittigen, kreativen und torgefährlichen Waffe im Sturm wurde. 11 Skorerpunkte (19/20), 16 Skorerpunkte (20/21) und nun schon 13, bevor die Hälfte der Qualifikation 21/22 absolviert ist. Schmid wird immer besser.
Die Konkurrenz auf der Center-Position ist in der Nati gross, aber bei Schmid, wie auch den anderen Neulingen Eggenberger, Wüthrich und Waeber, geht es nicht um ein Aufgebot für die Olympischen Spiele im Februar in Peking, an denen alle NHL-Stars dabei sein werden. Sondern darum, sich allenfalls für die WM im Frühling 2022 in Finnland bei Nationaltrainer Patrick Fischer beliebt zu machen.
Nati-Aufgebot für den Deutschland Cup
Torhüter (3): Joren van Pottelberghe (EHC Biel-Bienne), Ludovic Waeber (ZSC Lions), Philip Wüthrich (SC Bern).
Verteidiger (8): Santeri Alatalo (HC Lugano), Lukas Frick (Lausanne HC), Roger Karrer (Genève-Servette HC), Mirco Müller (HC Lugano), Elia Riva (HC Lugano), Dominik Schlumpf (EV Zug), Ramon Untersander (SC Bern), Yannick Weber (ZSC Lions).
Stürmer (13): Andres Ambühl (HC Davos), Sven Andrighetto (ZSC Lions), Alessio Bertaggia (HC Lugano), Enzo Corvi (HC Davos), Nando Eggenberger (SC Rapperswil-Jona Lakers), Luca Fazzini (HC Lugano), Lino Martschini (EV Zug), Simon Moser (SC Bern), Tyler Moy (Genève-Servette HC), Inti Pestoni (HC Ambrì-Piotta), Sandro Schmid (Fribourg-Gottéron), Calvin Thürkauf (HC Lugano), Joël Vermin (Genève-Servette HC).