Mit dem Titelverteidiger Zug und den ZSC Lions stehen sich ab Ostermontag die beiden unbestritten besten Teams des Landes im Playoff-Final gegenüber. Ein Favorit ist nur schwer auszumachen.
Der Final-Tipp Zug gegen ZSC war vor der Saison die langweiligste Prognose – und genau deshalb goldrichtig. Erst zum zweiten Mal seit Einführung des aktuellen Modus (best of 7) endeten beide Halbfinals bereits nach vier Spielen. 2000 gewannen die Löwen den einen Halbfinal gegen Zug 4:0 – und feierten anschliessend im Final gegen Lugano ihren ersten Meistertitel nach 39 Jahren. Ein gutes Omen also?
Ein solches kann jeder Gegner des EV Zug gut gebrauchen. Die Zentralschweizer sind in den letzten Jahren zu einer bestens geölten Maschine geworden, die fast nicht vom Weg abzubringen ist. Das Team des norwegischen Trainers Dan Tangnes ist saisonübergreifend seit zwölf Playoff-Spielen ungeschlagen. Und wer Leonardo Genoni im Tor hat, geht grundsätzlich in jede Playoff-Serie als Favorit. Der Zürcher und ehemalige ZSC-Junior in Zuger Diensten weist die sensationelle Bilanz von sechs Meistertiteln aus sechs Finals auf – 2009, 2011 und 2015 holte er den Titel mit Davos, 2017 und 2019 mit Bern sowie vor einem Jahr mit Zug.
Zuger Charakter und Systemtreue
Die Zuger haben also das Verlieren praktisch verlernt. Stürmer Jérôme Bachofner, 2018 mit dem ZSC Meister und ab nächster Saison wieder in Zürich tätig, erklärt den Erfolg mit dem «Vertrauen ins System». Und: «Wir haben viel Charakter im Team. Jeder geht all in, das zahlt sich aus.» Der Final werde eine Riesenserie. «Wir freuen uns unglaublich darauf.»
Das dürfen sich auch die Hockeyfans, denn für einen Durchmarsch der Zuger spricht trotz deren Stärken wenig. Auch ZSC-Coach Rikard Grönborg, über dessen Entlassung noch kurz vor Weihnachten heftig diskutiert wurde, hat sein System gefunden. Aus hochbegabten Einzelkämpfern ist ein Team entstanden, das defensiv konsequent arbeitet und offensiv einige Spieler hat, die den Unterschied machen können. Im vierten Spiel gegen Fribourg blieb die Parade-Linie mit Malgin, Andrighetto und Hollenstein für einmal ohne Skorerpunkt, dafür zeichneten sich Marcus Krüger, Simon Bodenmann und Marc Aeschlimann als Doppel-Torschützen aus.
Test bestanden
«Die defensive Stabilität ist immer der Schlüssel», betont Bodenmann. «Zug hat eine grundsolide Qualifikation gespielt, das muss man neidlos anerkennen. Aber wir werden alles daran setzen, dass es keine einseitige Finalserie gibt.» Ein Vorteil für die ZSC Lions könnte sein, dass sie in diesen Playoffs schon getestet wurden – und diesen Test mit fliegenden Fahnen bestanden haben. Gegen Biel standen sie im Viertelfinal beim 0:2 und 2:3 mit dem Rücken zur Wand, seither haben sie sechs Spiele in Folge gewonnen.
«Nach dem zweiten Spiel gegen Biel wussten wir, dass wir zu wenig geliefert hatten», gibt sich Captain Patrick Geering selbstkritisch. «Dann hat jeder die Schräublein nochmals ein wenig angezogen. Wir haben es als Mannschaft geschafft, die paar Prozente noch herauszuholen, die es im Playoff braucht.»
Fans sind zurück
Ein Gewinner ist bereits vor dem Final klar: das Schweizer Hockey. Es hat die zweite Pandemie-Saison besser als erwartet überstanden, in den Playoffs wird wieder vor vollen Rängen gespielt. Sogar das Hallenstadion war am Donnerstag mit 11'200 Zuschauern erstmals seit vier Jahren ausverkauft – die Lions bestreiten ihre letzte Saison dort. «Jetzt toben die Fans wieder, zuhause und auswärts, das ist extrem schön», schwärmt Geering stellvertretend für wohl alle Beteiligten.
Weil beide Halbfinals vorzeitig beendet wurden, beginnt der Final schon am Ostermontag in Zug, fünf Tage früher als geplant, was Nationaltrainer Patrick Fischer im Hinblick auf die WM freuen dürfte. Die Spiele 2 und 3 folgen am Mittwoch und Samstag, ehe es wieder im Zweitages-Rhythmus weitergeht.
ck, sda