Die ZSC Lions feiern nach sechs Jahren wieder einen Meistertitel – ausgelassen und erstmals in der neuen Arena. Die emotionalste Geschichte schreibt Denis Hollenstein.
Denis Hollenstein ringt nach Worten. «Es ist unglaublich, was wir mit dieser Mannschaft erreicht haben», sagt der Veteran mit 15 NL-Saisons in den Beinen mit stockender Stimme. Die Fans sind längst aufs Eis geströmt, der ehemalige Klotener, der einst nicht nur mit offenen Armen empfangen wurde, wird von allen Seiten gefeiert.
Hollenstein war zuvor der Erste, der den Pokal vor den 12'000 begeisterten Fans – minus ein paar hundert Lausannern – in die Höhe stemmen konnte. Er hatte ihn von Captain Patrick Geering überreicht bekommen. Warum? «Weil er es mehr verdient hat als ich», betont Geering. Zweimal hatte Hollenstein einen Final verloren, nun hat es endlich geklappt. «Ich hatte diesen Moment seit sechs Jahren geplant», verrät Geering mit einem Schmunzeln.
Die schöne Hülle mit Inhalt gefüllt
Sechs Jahre mussten die Zürcher, meist als Topfavorit in die Meisterschaft gestartet, auf ihren zehnten Meistertitel warten. Nun folgte aber die Krönung des Umzugs vom Hallenstadion in die neue Arena nach Zürich-Altstetten. «Wir haben die Hülle, nun mussten wir sie mit Inhalt füllen», erklärt der Captain. «Das ist nun der erste Schritt.»
Für Hollenstein ist Geerings «Megageste» ein Zeichen für den Charakter in dieser Mannschaft. Das Wort «Charakter» fällt bei den ZSC-Spielern immer wieder. Zwar war man der Topfavorit, doch man hatte harten Widerstand eines starken Lausanne und am Ende auch Verletzungspech zu überwinden.
Teamgeist und Charakter
Zum Abwehrstrategen Yannick Weber und dem lettischen Stürmer Rudolfs Balcers kam nach 18 Minuten der Finalissima auch der Topskorer Denis Malgin dazu. Zu seiner Verletzung will oder kann er sich nach dem Spiel nicht äussern. Aber auch Malgin streicht den Teamgeist heraus. Er versuchte noch einmal zaghaft ein paar Schritte auf dem Eis, ehe er das Handtuch werfen musste. Danach setzte sich Malgin auf die Bank. «Ich wollte alles tun, um meine Teamkollegen zu unterstützen. Ich wusste, dass sie das schaffen werden.» Wie Hollenstein gewannen auch Malgin, Weber, Sven Andrighetto und Dean Kukan ihren ersten Meistertitel.
Gar nicht zuschauen konnte Yannick Weber, der sich im fünften Spiel einen Muskelfaserriss zuzog. Bei der ersten, vergebenen Meisterchance am Samstag in Lausanne war er auf der Tribüne, diesmal verkroch er sich in einem Raum ohne Fernseher und verfolgte die Partie nur am Liveticker. «Es hatte beim letzten Mal ja nicht gut funktioniert», meint er mit einem zufriedenen Grinsen.
Mit einem sensationellen Gefühl in die Nacht
Nach Mitternacht zeigten sich die Spieler noch einmal mit dem Pokal den Fans auf dem Eis, meist mit Zigarre im Mund und Bierdose in der Hand. Mit wenigen Ausnahmen werden sie auch kommende Saison wieder dabei sein. Für Denis Hollenstein gibt es ein neues Ziel, nachdem sein Vater Felix ("Fige") mit Kloten vier Titel gewonnen hat. «Jetzt kann ich in dem Klub auch mitreden», sagt der Sohn zufrieden. Von einer Aufholjagd will der 34-Jährige nichts wissen. Vorerst. «Jetzt geniessen wir mal das erste Mal, dann sehen wir weiter.»
Weiter ging in Zürich auch die Meisterfeier. Erst in der Arena, dann bei einer Freinacht in den Beizen. Schlafen dürften alle erst spät, aber mit einem «sensationellen Gefühl», wie Captain Geering strahlend festhält.