Arno Del Curto hat eine spannende Biografie veröffentlicht. Der 65-jährige Engadiner und Hockey-Kulttrainer gewährt tiefe Einblicke in sein bewegtes Leben: Schulden, Erfolg, Schicksalsschläge.
«Heute mache ich, was ich will: Projekte und Pläne aushecken. Zu Hause sein. Überall sein. Nichts tun. Alles tun.» Arno Del Curto ist spürbar zufrieden und mit sich zu 100 Prozent im Reinen. «Ich habe richtig Freude, dass das Buch nun erschienen ist.» Der frühere Top-Coach sitzt in Lachen am Sitz des Wörterseh-Verlags entspannt an einem Holztisch, geniesst eine Tasse Kaffee und schweift gedanklich durch sein Leben.
In mehreren Erzählungen steht nicht nur der sportliche Alltag im Mittelpunkt. Die beeindruckende Persönlichkeit taucht tief in ihre teilweise schwierige Vergangenheit ein. Der früh verstorbene Bruder, sein inniges Verhältnis zum Vater sind bewegende Themen. «Mein Vater arbeitete viel, seine wichtigste Mission galt dem täglich gedeckten Tisch für unsere sechsköpfige Familie. Aber auch er war ein Wahnsinniger, ein Leidenschaftlicher, einer, der sich mit Haut und Haaren einer Sache verschrieben hatte.»
Musikalischer Rebell
Der erfolgreichste Schweizer Klubtrainer bekennt im Rückblick, in seiner Jugend von ganz anderen Berufungen geträumt zu haben: «Ich wollte Historiker oder Rockstar werden. Ich liebte harte, kraftvolle Musik. Led Zeppelin, Black Sabbath.» Ohne Führerschein und mit aufgedrehtem Radio sei er durch die Gegend gebraust und habe in Zürich im Kreis 4 wilde Party gefeiert. «Ich war auch später ein Rebell.»
Das Tempo und die Menschen faszinierten ihn auch innerhalb der Hockey-Rinks. In unzähligen Zeilen beschreibt Del Curto, wie er den HC Davos innerhalb seiner 23-jährigen Regentschaft zu sechs Titelgewinnen führte. «Fragt man mich, was innerhalb der Führung das Wichtigste ist, antworte ich: Vertrauen. Vertrauen entsteht und wird gestärkt, indem man authentische und ehrliche Beziehungen schafft, Interesse und Engagement unter Beweis stellt und die absolute Sicherheit vermittelt, dass man sich in jeder Krisensituation für den anderen einsetzt.»
Unwürdiges Ende
Auch schwere Brüche in langjährigen Freundschaften werden von ADC nicht ausgeklammert – aber ohne den Unterton einer Abrechnung. Im Gegenteil: Del Curto würdigt Reto von Arx als «einen der besten Eishockeyspieler der Schweiz». Er habe über einen einwandfreien Instinkt für interne Vorgänge und Stimmungen verfügt. «Einundzwanzig Jahre lang gab es an unserer Einheit nichts zu rütteln.» Bis sich die Wege der Charakterköpfe trennten.
Und Del Curto räumt dem unwürdigen Ende seiner Laufbahn mit dem Rückzug in Davos und dem erfolglosen Intermezzo bei den ZSC Lions im Frühling 2019 gleich im ersten Kapitel reichlich und ungefiltert Platz ein. «Nach vielen Jahren auf der Überholspur war ich gesundheitlich angeschlagen, was ich damals aber nicht erkannte. Sonst hätte ich alles, was zu diesem Zeitpunkt nicht gut lief, frühzeitig thematisiert, korrigiert, das Ruder herumgerissen.» Er habe möglicherweise «das Gefühl für die eigenen Limiten» verloren.
Arno Del Curto – Mit Köpfchen durch die Wand. Die Biografie eines Machers.
Erschienen im Wörterseh-Verlag. Autorin: Franziska K. Müller. 224 Seiten, 34.90 Franken, ISBN: 978-3-03763-132-4.
sda