Das kanadische Team, am Sonntag Gegner der Schweiz, ist voll von NHL-Stars. Einer steht aber besonders im Fokus: Der erst 18-jährige Connor Bedard, der die Hockeywelt verzaubert.
Wer knackige Aussagen will, für den ist Bedard die falsche Person. Dazu ist er viel zu bescheiden. Den grossen Rummel nimmt er gelassen. Bereits mit zwölf Jahren wurde er von der renommierten nordamerikanischen Fachzeitschrift «The Hockey News» als die «Zukunft des Eishockeys» bezeichnet.
Wie ist es, als Wunderkind betitelt zu werden? «Vor ein paar Jahren war es vielleicht anders, jetzt bin ich erwachsen, mache ich mir keine Sorgen darüber. Ich spiele einfach Eishockey, das ist sozusagen mein Leben», antwortet Bedard auf die Frage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Den Küchenboden ruiniert
Seit dem dritten Lebensjahr bilden Bedard und der Hockeystock eine Symbiose. Er habe stundenlang mit einem Ball in ihrer offenen Küche geübt und den Boden ruiniert, erinnert sich sein Vater. Auch Inline-Skates war aufgrund des Mangels an Outdoor-Eisbahnen im milden Vancouver ein ständiger Begleiter von Bedard. So nahm er diese und den Stock selbst in die Ferien auf Hawaii mit. Eine Woche ohne Hockey halte er nicht aus, begründete er. Auch blieb er lieber zu Hause, als ins Disneyland zu gehen. Mehr intrinsische Motivation geht fast nicht.
Allerdings gefiel es ihm nicht, als er das erste Mal auf dem Eis war. Das war nämlich ohne Ausrüstung, als er mit seiner Schwester in den Eislaufunterricht ging. Mit dem Stock war es dann anders, damit konnte er kreativ sein. Nicht umsonst ist es eine Augenweide, ihm zuzuschauen, wie er mit dem Puck umgeht.
Bedard wurde den extrem hohen Erwartungen bisher jedenfalls vollauf gerecht. In seiner ersten Saison in der NHL mit den Chicago Blackhawks gelangen ihm in 68 Partien 22 Tore und 39 Assists. Er durfte als jüngster Spieler der NHL-Geschichte am Allstar-Game teilnehmen. Nun brilliert er an der WM, nach fünf Partien steht er bei ebenso vielen Toren. Dass das Eisfeld grösser ist als in der NHL, hat er nicht einmal wirklich gemerkt. Auch das sagt einiges aus.
Duell zweier Freunde
Philipp Kuraschew, sein Schweizer Linienkollege bei den Blackhawks, ist zutiefst beindruckt, wie gut Bedard den ganzen Trubel um seine Person gehändelt hat. Am Sonntagabend sind die beiden Gegner. «Das ist sehr speziell», so Kuraschew. Haben die beiden Kontakt während des Turniers? «Wir schreiben uns immer mal wieder und haben uns auch schon ein paar Mal gesehen.»
Bedard sagt über Kuraschew: «Er ist ein grossartiger Spieler und Mensch, arbeitet sehr hart. Wir sind uns im Verlauf der Saison nahegekommen, er ist ein guter Freund von mir. Ich liebe es, mit ihm zu spielen und freue mich auf das Duell.» Gibt es eine Wette zwischen den beiden? «Nichts im Moment» sagt Bedard. Vielleicht würden sie noch etwas herausfinden.
Klar ist, dass für einen der beiden die Ungeschlagenheit in Prag endet. Die letzten beiden Duelle gewann die Schweiz.
sda