Als Yann Sommer noch bei den Bayern spielte, ging Didi Hamann hart ins Gericht mit dem Schweizer. Inzwischen steht Sommer bei Inter im Kasten und kassiert kaum noch Gegentore. Was sagt der Deutsche dazu?
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Didi Hamann gehörte zu Yann Sommers grössten Kritikern, als der Schweizer noch das Tor der Bayern hütete.
- Jetzt gibt’s vom blue Sport-Experten aber auch viel Lob für den inzwischen bei Inter Mailand spielenden Nati-Goalie.
- Hamann sagt aber auch: «Wenn er besser gehalten hätte, dann wäre er jetzt noch in München.»
Didi Hamann ist bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Unvergessen seine scharfe Kritik an Yann Sommer, als der noch bei den Bayern zwischen den Pfosten stand. Nach der 0:3-Pleite im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Manchester City meinte der Deutsche damals, Sommer sei «heillos überfordert» gewesen. «Du hast einen Torwart drin, der sich nach 20 Minuten fast schon wieder selber den Ball reinschiesst. Da fängst du zu zittern an. Du denkst: ‹Können wir den noch anspielen?›»
Dabei startete Sommer bei Bayern richtig stark. So wurde er etwa nach dem Auswärtssieg im Achtelfinal-Hinspiel gegen PSG von allen Seiten gelobt. blue Sport-Experte Marcel Reif sagte damals auf die eine Glanztat angesprochen: «Wegen dieser Szene haben die Bayern Sommer geholt.»
Doch nach der Entlassung Julian Nagelsmanns zeigte Sommers Formkurve nach unten – und die Experten schossen fortan aus allen Rohren gegen den Schweizer. Trainer Thomas Tuchel hatte seinen Anteil daran, denn er stellte sich öffentlich nie hinter seinen Torhüter. Lieber gab er fleissig Updates über den Gesundheitszustand des noch immer verletzten Manuel Neuer, der auf gutem Weg zurück sei.
Unter Tuchel läuft es Sommer nicht mehr rund
Dass Sommer unter diesen Umständen nur noch selten sein volles Potenzial ausschöpfen konnte, darf nicht überraschen. Ebenso wenig, dass er nach der Saison nur noch wegwollte aus München. Nati-Coach Murat Yakin rechnete in einem Interview mit den Bayern ab und meinte: «Sommer wurde durch eine Dreckschleuder gezogen.»
Immerhin legte man Sommer in München dann keine Steine in den Weg und liess ihn zu Inter Mailand ziehen. Dort geriet er zwei Tage nach seiner Vertragsunterschrift abermals in die Kritik. Beim 4:3-Testspielsieg gegen RB Salzburg unterlief ihm der eine oder andere Schnitzer. Schon trauerten manche Fans dem zu Manchester United abgewanderten André Onana nach. Natürlich hatten auch sie mitbekommen, wie in den Wochen zuvor auf Sommer eingeschossen wurde und so befürchteten sie wohl, dass ihr Verein einen Fliegenfänger engagiert hat.
Sommer lässt Kritiker verstummen – auch Hamann?
Inzwischen steht der 34-Jährige wieder auf der Sonnenseite des Lebens. In der Liga führt Inter Mailand die Tabelle nach sieben Spieltagen an, fünfmal spielte Sommer schon zu null und kassierte erst drei Gegentreffer. In der Champions League hat er zwar im Auftaktspiel (1:1 gegen Real Sociedad) ein Gegentor kassiert, aber gleichzeitig mehrere verhindert und Inter so zum Punktgewinn gehext. Schon überschüttet ihn die italienische Presse mit Lob. Auch am Dienstagabend zeigt Sommer beim 1:0-Sieg gegen Benfica Lissabon früh im Spiel eine bärenstarke Parade.
Wie ordnet Didi Hamann die Leistungen ein? Er, der zu den schärfsten Kritikern Sommers zählte? Ist er nicht gut genug für die Bayern, aber gut genug für Inter, will Roman Kilchsperger schon vor dem Spiel wissen?
«Im Moment ja», meint der 50-jährige Champions-League-Sieger von 2005. «Also die Bilanz ist ja besser in Mailand, als das in München der Fall war. Ich hätte es ihm zugetraut in München. Er hat aber nicht so gehalten, wie es die Bayern sich vorgestellt haben – und ich auch nicht. Und wenn er besser gehalten hätte, dann wäre er jetzt noch in München.»
Hamann: «Bisher hält Sommer hervorragend»
Gegen Ende der Saison habe er sich dann stabilisiert und sei deutscher Meister geworden. Und was er bisher in Italien gezeigt habe, sei «wunderbar», so Hamann und betont: «Bisher hält er hervorragend. Er ist ein herausragender Torwart.»
Kilchsperger fasst zusammen: «Der Sommer ist heisser in Mailand als in München. Das ist jetzt einfach mal Behauptung in einem Wortspiel, aber man will es natürlich auch belegen.» Und das tut dann Valentina Maceri mit einer Palette an Zahlen, ehe sie von Hamann wissen will, warum es in Italien die Diskussion um die fehlenden Zentimeter nicht gibt.
Benedikt Höwedes sowie Roman Weidenfeller analysierten damals einen Treffer von Manchester City (Video unten) und glaubten zu wissen, dass Neuer den gehalten hätte, weil er ein paar Zentimeter grösser ist als Sommer.
Eine Kritik, von der sich Hamann distanziert: «Ich habe nie gesagt, dass er zu klein ist, weil er ist jetzt so gross wie er vor 12 oder 14 Jahren. Also ich glaube, seine Grösse hat sich nicht geändert. Und er ist ein herausragender Torwart. Das wissen wir. Aber in München sind halt die Ansprüche andere.»
Es habe auch einfach vieles nicht gepasst zu der Zeit: «Die Mannschaft hat nicht funktioniert. Man hat einen grossen Vorsprung auf Dortmund verspielt. Dann musste der Trainer gehen. Die Mannschaft war verunsichert. Die Defensive war verunsichert. Es sind viele Sachen zusammengekommen. Wenn das nicht gewesen wäre, vielleicht wäre es anders gelaufen für Sommer. Aber es ist müssig, darüber zu sprechen. Er ist jetzt bei einem tollen Verein, ist Tabellenführer in Italien. Er hat eine sehr gute Chance, mit dem letztjährigen Champions-League-Finalisten in der Champions League wieder für Furore zu sorgen. Ich wünsche ihm alles Gute, bis jetzt läuft’s ja wunderbar.»