62 Minuten sind beim Spiel des Jahres im Berner Wankdorf gespielt, da herrscht plötzlich Verwirrung unter den 31'500 Zuschauern. Nach einem YB-Einwurf springt Man-City-Star Jack Grealish der Ball im eigenen Strafraum an den Arm. Penalty?
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Beim Champions-League-Gruppenspiel zwischen YB und Manchester City kommt es zu zwei Handspiel-Szenen, die vom Schiedsrichter-Team unterschiedlich bewertet werden.
- blue Schiedsrichter-Experte Urs Meier erklärt, wie die Entscheide zustande kamen und weshalb der Unparteiische richtig lag, als er YB einen Penalty verweigerte.
Klare Sache, findet das aufmerksame Berner Publikum, das sich augenblicklich und lautstark beschwert. Auch die YB-Spieler protestieren ein Handspiel, aber Schiedsrichter Morten Krogh, der die Situation ausgezeichnet sieht, will davon nichts wissen. Der VAR bleibt stumm.
Nach genauerem Betrachten der Szene ist der Entscheid verständlich. Der Ball springt Grealish völlig unabsichtlich vom Körper an den Arm. Kein Fussballfan will bei so einer Szene einen Elfmeterpfiff hören. Aber hey, es wäre das 2:1 für YB – gegen ManCity! Da muss man ja nicht immer so unparteiisch sein.
Zumal Krogh 20 Minuten später bei einer fast identischen Szene an den VAR-Bildschirm beordert wird, um das vermeintliche 3:1 der Citizens für ungültig zu erklären. Auch da springt Grealish der Ball unabsichtlich vom eigenen Körper an die Hand. Dieses Mal wird es vom dänischen Referee als Handspiel gewertet. Weshalb diese unterschiedliche Beurteilung?
Urs Meier: «Das ist für mich kein Handspiel»
Für blue Schiedsrichter-Experte Urs Meier widerspiegelt die Situation eine Problematik, die er schon lange kritisiert. «Das Problem ist, dass es eine unterschiedliche Regelauslegung gibt, wenn das Handspiel von einem verteidigenden oder angreifenden Spieler getätigt wird. Das kritisiere ich schon lange, aber das ist nun mal so», erklärt der ehemalige Spitzenschiedsrichter.
Dass es in der 62. Minute keinen Penalty für YB gibt, ist gemäss Regelbuch der korrekte Entscheid. «Es gibt keine aktive Bewegung zum Ball, es ist keine Absicht von Grealish. Das ist für mich kein Handspiel. Auch die Spieler haben nicht gross protestiert, sie haben das gesehen», so die Analyse von Meier. Zum zweiten Entscheid: «In der Regelauslegung wird diese Situation anders behandelt, weil sie kurz vor einem Tor stattfindet und Grealish in dieser Szene ein angreifender Spieler ist.»
Glücklicherweise verliefen am gestrigen Abend nicht beide Entscheide gegen die Berner Young Boys. Dennoch zeigt die Szene klar auf, dass es in der so schwierigen Handspielregelung immer noch Luft nach oben gibt.