Für den einzigen Treffer im Achtelfinal-Hinspiel zwischen Atlético und Chelsea sorgte im Bukarester Nationalstadion Olivier Giroud mit einem spektakulären Fallrückzieher. Der einst so verspottete Franzose wächst bei den «Blues» auf europäischer Bühne regelmässig über sich hinaus.
Es schien alles auf ein torloses Remis hinauszulaufen. Atlético verriegelte sein Tor mit elf Spielern, sodass die Londoner zwar viel Ballbesitz hatten, aber selten Torgefahr erzwingen konnten. Bis in der 68. Minute Giroud zum Fallrückzieher ansetzte und das goldene Tor für Chelsea erzielte. Wieder einmal Giroud.
Der Stürmer ist in der laufenden Champions-League-Kampagne nun bereits bei sechs Treffern angelangt. Der letzte Chelsea-Profi, der so viele Treffer in der Königsklasse erzielen konnte, war Klub-Legende Didier Drogba 2011/12. Damals gelangen dem Ivorer auf dem Weg zum Triumph ebenfalls sechs Tore.
Giroud ist mit 34 Jahren und 146 Tagen Chelseas ältester Torschütze in einer Knockout-Runde der Champions League. 2018 kam er für weniger als zwanzig Millionen Euro von Arsenal. Obwohl er bei den Gunners regelmässig ins Tor traf, machten sich Kritiker immer wieder über ihn lustig. Mit seiner Physis wirkt seine Spielart in der Tat technisch nicht sehr ansehnlich, doch effektiv und mannschaftsdienlich ist sie trotzdem. Nichtsdestotrotz liess man den Torjäger zum Liga-Rivalen ziehen.
Nicht unumstrittener Stammspieler – aber trotzdem Torjäger
Auch bei den «Blues» pendelt er seither zwischen Startelf und Ersatzbank, doch der kopfballstarke Angreifer beeindruckt vor allem international (Champions- und Europa League) mit seinen Statistiken: In insgesamt 23 Einsätzen bringt er es seit seiner Ankunft auf 17 Tore, kam dabei siebenmal als Joker rein. Umgerechnet auf seine 1407 Einsatzminuten ergibt das alle 83 Minuten ein Tor. Ein starker Wert. Zudem hat er schon viele sehenswerte Treffer erzielt.
Sein Vertrag läuft in fünf Monaten aus. Sein neuer Trainer Thomas Tuchel meinte kürzlich: «Er ist ein extrem guter Stürmer im Strafraum. Er ist physisch auf einem enorm hohen Level, besitzt ein gutes Gefühl für die richtige Entscheidung. Dazu ist er mit dem Kopf stark», so der Deutsche.
Mit Timo Werner oder Tammy Abraham besitzt Giroud zwei starke Konkurrenten um den Platz im Sturmzentrum. Die Zukunft des Routiniers ist noch offen: «Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen», hält Tuchel fest. Er habe noch keine Zeit gehabt, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.
Tuchel könnte vielleicht bei Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps nachfragen. Dieser hielt Giroud stets die Treue und wurde belohnt. So etwa auch bei der WM 2018, als sein Stossstürmer zwar torlos blieb, aber sich stets in den Dienst der Mannschaft stellte. Am Ende wurde man Weltmeister.
Und dass er trotz seiner damaligen Trefferflaute Tore schiessen kann, beweist auch hier seine Bilanz: In 105 Länderspielen ist er mit 44 Treffern zweitbester Torschütze. Nur Thierry Henry (51) liegt noch vor ihm. Nicht schlecht für einen Spieler, der überall um seine Anerkennung kämpfen muss. Vielleicht macht ihn aber gerade der ewige Tanz auf der Rasierklinge zum messerscharfen Angreifer.