Chefetage zieht die Notbremse Bayern streichen ungeimpften Spielern den Lohn

Von Klaus Bergmann, dpa

21.11.2021 - 11:58

Joshua Kimmich fehlte im letzten Spiel gegen Augsburg und wurde auch schmerzlich vermisst.
Joshua Kimmich fehlte im letzten Spiel gegen Augsburg und wurde auch schmerzlich vermisst.
Getty Images

In Augsburg stolpern die Bayern ohne den gesunden, aber daheim isolierten Antreiber Kimmich. Dem Trainer ist das als Ausrede «zu plump». Der Verein wird aktiv: Ungeimpfte Profis sollen ihren Corona-Preis zahlen.

Der Ton wird rauer beim FC Bayern. Die lästige Corona-Problematik mit dem zugespitzten Reizpunkt Joshua Kimmich versuchte Julian Nagelsmann nach dem erstaunlichen Aussetzer der Münchner Fussballstars in Augsburg noch möglichst kurz abzuhandeln. Als Ausrede für das frustrierende 1:2 (1:2) war ihm der Ausfall des als Kontaktperson erneut in Quarantäne geschickten Impf-Zauderers Kimmich «zu plump». Genervt ist Nagelsmann dennoch von den vielen Störgeräuschen nur zwei Wochen vor dem Gipfeltreffen in Dortmund. Die Borussia rückte bis auf einen Punkt an den Liga-Primus heran.



«Ich bin tatsächlich den ersten Tag als Bayern-Trainer richtig sauer auf uns, weil wir es deutlich besser machen müssen», bekannte Nagelsmann übellaunig. Sein grösster Kritikpunkt war das von ihm nicht zum ersten Mal angeprangerte «sorglose» Defensivverhalten seiner Mannschaft: «Wir bekommen zu viele Tore auf die gleiche Art und Weise in dieser Saison.» Die Dauer-Baustelle geht ihm mächtig auf den Keks.

Vier Spieler ab sofort ohne Lohn

Grösstes Gesprächsthema ist aber der Impfstatus einzelner Profis. Der Verein wirbt offensiv für eine Corona-Impfung, dringt aber bei einer geringen Anzahl von Spielern wie Kimmich mit seinen Argumenten nicht durch. «Es ist eine schwierige Situation», bekannte Sportvorstand Hasan Salihamidzic am Freitagabend in Augsburg. Und nun? Die durchs Land rasende vierte Welle erfasst auch das Rekordmeister-Personal, mit Infektionen wie gerade bei den Abwehrspielern Niklas Süle und Josip Stanisic und Quarantäne-Konsequenzen für ungeimpfte Kollegen.



Die «Bild am Sonntag» enthüllte nun eine «knallharte Konsequenz» der Bayern-Bosse um Oliver Kahn. Die als Kontaktpersonen in Quarantäne geschickten Kimmich, Gnabry, Musiala und Choupo-Moting sollen für die jeweilige Ausfallzeit auf Teile ihrer üppigen Gehälter verzichten. Der Verein gab zu dem Bericht auf Anfrage keine Stellungnahme ab.

«Wir bei Bayern sollten nicht jammern»

Kahn und Co. stecken in der Klemme. Ein Ausfall wie von Kimmich gefährdet die Saisonziele des Rekordchampions. Gleichzeitig sollen die durchgeimpften Kimmich-Kollegen zum dritten Piks schreiten. Corona, Impfen, Spiele mit nun wieder ohne Zuschauern, womit dem FC Bayern weitere Millionen-Einnahmen entgehen – all' das wird in der Münchner Kabine und auch auf der Vorstandsetage eifrig diskutiert.

Kapitän Manuel Neuer äusserte in Augsburg einen Satz, der diplomatisch klang, aber Interpretationsspielraum beinhaltete: «Einen Jo Kimmich wollen wir immer in der Mannschaft und auf dem Platz haben.»

Nagelsmann wollte die Niederlage verständlicherweise nicht auf Kimmichs Fehlen kaprizieren. «Es kann ja auch sein, dass der Josh sich im Abschlusstraining verletzt. Dann können wir auch nicht in Augsburg anrufen und sagen, wir reisen nicht an, weil unser Sechser nicht da ist.» Andere Verein dürften bei Ausfällen deutlich mehr jammern: «Wir bei Bayern München sollten es nicht tun.»

Von Klaus Bergmann, dpa