Novum im Profifussball Bundesligist St. Pauli startet eine Genossenschaft

dpa

8.11.2024 - 22:13

Start der FCSP-Genossenschaft: Peter Tschentscher (SPD, l), Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, und Oke Göttlich, Präsident des FC St. Pauli.
Start der FCSP-Genossenschaft: Peter Tschentscher (SPD, l), Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, und Oke Göttlich, Präsident des FC St. Pauli.
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Der FC St. Pauli hat den Startschuss für ein Genossenschaftsmodell gegeben. Es ist das erste dieser Art im deutschen Profifussball.

Der FC St. Pauli macht sich auf einem, im deutschen Profifussball einmaligen Finanzierungsweg. Mit einer Feier im Beisein unter andere von Hamburgs erstem Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) startete der Bundesliga-Aufsteiger sein Genossenschaftsmodell.

«Sankt Pauli will und lebt Mitbestimmung», sagte Vereinspräsident Oke Göttlich im Ballsaal in der Südtribüne des Millerntor-Stadions und fügte später hinzu: «Lasst uns Geschichte schreiben.» Tschentscher bezeichnete das Modell als «geniale, naheliegende Idee». Sie passe «wie die Faust aufs Auge zum FC St. Pauli».

Ziel: 30 Millionen Euro

Offiziell beginnt die Zeichnung der Anteile am Sonntag um 10.00 Uhr. Die vom Verein gegründete Genossenschaft «Football Cooperative Sankt Pauli» (FCSP eG) wird sich mehrheitlich an der Stadiongesellschaft beteiligen, die Anteilseigner werden somit Mitbesitzer am Millerntor-Stadion. Pro Anteil müssen Interessierte 850 Euro zahlen, davon sind 100 Euro Gebühren. Das ambitionierte Ziel des Vereins ist es, 30 Millionen Euro einzunehmen. 

Diese Art der Finanzierung gilt als krisensicher und demokratisch. «Wir sind nicht auf die Idee angewiesen, sie macht uns aber handlungsfähiger», meinte Göttlich einen Tag vor dem Bundesliga-Spiel am Samstag gegen den Rekordmeister Bayern München. «Wir wollen eine Idee lostreten.»

Entschuldung und Weiterentwicklung 

Die Genossinnen und Genossen – sprich die Anteilseigner – haben unabhängig von der Zahl ihrer Anteile jeweils nur eine Stimme. Ein wesentlicher Unterschied zu den üblichen Wirtschaftsformen im Profifussball wie die AG, die GmbH oder die Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA). 

Auch aus der Profi-Mannschaft wurde Interesse an Anteilen laut. Neben Trainer Alexander Blessin kündigte Kapitän Jackson Irvine in der «Süddeutschen Zeitung» an: «Klar! Ich starte mal mit einem Anteilsschein, dadurch wird mir ein Stimmrecht garantiert. Das ist das Wichtigste. Den Rest sehen wir.»

Durch den Verkauf der Anteile will der FC St. Pauli unter anderem Darlehen für das Stadion und die Corona-Darlehen zurückzuzahlen. Zudem soll Geld für die Modernisierung des Stadions, für das Nachwuchsleistungszentrum und die Erweiterung der Trainingsanlage an der Kollaustrasse und zur Stärkung der Fussballerinnen verwendet werden. Durch die Entschuldung würde der FC St. Pauli finanziell wieder flexibler werden, müsste Kredite nicht mehr tilgen und könnte bessere Bedingungen bei Banken aushandeln.

dpa