Pro-Palästina-Post Mainz stellt El Ghazi frei – auch Bayern-Profi Mazraoui steht in der Kritik 

dpa/pat

17.10.2023

Anwar El Ghazi wird künftig nicht mehr für Mainz 05 auflaufen.
Anwar El Ghazi wird künftig nicht mehr für Mainz 05 auflaufen.
Bild: Imago

Die Wege von Mainz 05 und Anwar El Ghazi trennen sich. Der Grund: ein inzwischen wieder gelöschter Pro-Palästina-Post. Derweil muss Noussair Mazraoui bei Bayern München zu einem klärenden Gespräch antraben.

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  • Anwar El Ghazi muss Mainz 05 wegen eines inzwischen gelöschten Pro-Palästina-Posts verlassen.
  • In seinem Post habe El Ghazi «in einer Art und Weise Position zum Konflikt im Nahen Osten bezogen, die für den Verein so nicht tolerierbar war», vermeldete der Klub.
  • Auch Bayern-Profi Noussair Mazraoui hat einen Pro-Palästina-Post abgesetzt. Nach der Länderspielpause muss er zu einem Gespräch antraben, meldete der Rekordmeister.
  • Alon Meyer, der Präsident des deutsch-jüdischen Sportverbandes Makkabi, fordert einen professionelleren Umgang mit den Social-Media-Aktivitäten der Spieler. «Beim FC Bayern wird jedes Gramm Nudeln abgewogen, aber auf dem Social-Media-Gebiet sind Spieler nicht geschult. So ein Posting kann immens viel Schaden anrichten.»

Bundesligist FSV Mainz 05 hat Anwar El Ghazi nach seinem inzwischen wieder gelöschten Pro-Palästina-Post bei Instagram vom Trainings- und Spielbetrieb freigestellt. Das vermeldete der Club am Dienstagabend auf seinen Social-Media-Kanälen. In seinem Post habe El Ghazi «in einer Art und Weise Position zum Konflikt im Nahen Osten bezogen, die für den Verein so nicht tolerierbar war», hiess es vonseiten der Rheinhessen. Der Freistellung sei ein ausführliches Gespräch zwischen Vorstand und Spieler vorangegangen.

«Mainz 05 respektiert, dass es unterschiedliche Perspektiven auf den seit Jahrzehnten währenden komplexen Nahost-Konflikt gibt. Der Verein distanziert sich jedoch von den Inhalten des Posts, da dieser nicht mit den Werten unseres Vereins einhergeht», hiess es weiter.

Bereits am Mittag hatte El Ghazi, der erst Mitte September zu Mainz 05 gekommen war, nicht mehr mittrainiert. Der 28 Jahre alte Niederländer hatte zuvor einen Beitrag geteilt, in dem es unter anderem hiess: «Vom Fluss bis zum Meer, Palästina wird frei sein.» Gemeint ist, dass sich Palästina vom Jordan bis zum Mittelmeer ausdehnen sollte. Damit wird Israel gewissermassen das Existenzrecht abgesprochen. Der Post wurde später wieder gelöscht, bis Montag hatte er zudem ein Profilbild mit dem Schriftzug «I stand with Palestine». Am Dienstag war dieses Foto durch ein Bild von El Ghazis Gesicht ersetzt worden. Zuerst hatte die «Bild» über den Fall berichtet.

Palästinensische Terroristen hatten vor gut einer Woche im Auftrag der Hamas einen verheerenden Angriff auf israelische Zivilisten durchgeführt. Bisher sind in Israel mehr als 1300 Tote zu beklagen. Die Zahl der bei israelischen Angriffen im Gazastreifen getöteten Palästinenser ist laut dem palästinensischen Gesundheitsministerium auf 3000 gestiegen.

Auch ein Bayern-Profi steht in der Kritik

Auch Bayern-Profi Noussair Mazraoui hat einen Pro-Palästina-Post abgesetzt. Der FC Bayern will mit dem Profi ein Gespräch führen, hiess es. Makkabi-Präsident Alon Meyer sieht die Münchner und andere Clubs grundsätzlich in der Pflicht.

Nach dem Pro-Palästina-Beitrag von Mazraoui auf Instagram hat Makkabi-Präsident Alon Meyer vom FC Bayern einen professionelleren Umgang mit den Social-Media-Aktivitäten der Spieler gefordert. «Beim FC Bayern wird jedes Gramm Nudeln abgewogen, aber auf dem Social-Media-Gebiet sind Spieler nicht geschult. So ein Posting kann immens viel Schaden anrichten. Ich erwarte von einem Top-Club, dass man sich auch da professionalisiert», sagte der Präsident des deutsch-jüdischen Sportverbandes Makkabi am Dienstag dem TV-Sender Sky.

Noussair Mazraoui klatscht mit Teamkollege Kingsley Coman ab.
Noussair Mazraoui klatscht mit Teamkollege Kingsley Coman ab.
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Viele Profis könnten nicht abschätzen, welche Wirkung ihre Beiträge in den sozialen Medien hätten, sagte Meyer. «Das Problem ist, dass diese Spieler, die Millionen verdienen, den Sinn von «Free Palestine» nicht verstehen. Die Solidarität mit den Menschen in Palästina, die sie vielleicht mit so einem Post bekunden möchten, ist vollkommen in Ordnung», sagte er. «Free Palestine» bedeute jedoch «ein freies Palästina vom Fluss bis zum Meer gegen das Existenzrecht Israels und das geht nun mal nicht».

Der Marokkaner Mazraoui hatte in den sozialen Netzwerken ein Video verbreitet, in dem den Palästinensern im Konflikt mit Israel ein Sieg gewünscht wird. Der FC Bayern kündigte an, mit dem 25-Jährigen nach dessen Rückkehr von der Länderspielreise ein Gespräch führen zu wollen. Mazraoui erklärte, dass er «nach Frieden und Gerechtigkeit in dieser Welt strebe. Das bedeutet, dass ich immer gegen alle Arten von Terrorismus, Hass und Gewalt sein werde».

Der Duisburger Pädagoge und Autor Burak Yilmaz sagte bei Sky zu dem Fall: «Fussball-Profis sind sich oft ihrer Vorbild-Rolle nicht bewusst. Ich würde mir wünschen, dass sie in so einem Kontext nicht auch noch Öl ins Feuer giessen, sondern beschwichtigen.» Von den Vereinen forderte er eine gründliche Aufarbeitung. «Da reichen nicht ein oder zwei Statements, sondern warum hat man das gemacht oder wie können die Wogen geglättet werden.»

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