«Bin kein Egoist» Lewandowski wirbt um Verständnis für seinen Transferwunsch 

SB10

9.6.2022

Will sein Kapitel nach acht Jahren bei den Bayern beenden: Robert Lewandowski.
Will sein Kapitel nach acht Jahren bei den Bayern beenden: Robert Lewandowski.
Bild: Getty

Das Tischtuch zwischen Robert Lewandowski und Bayern München ist zerschnitten. Die Methoden des Stürmerstars, um einen Wechsel zu erzwingen, stossen dabei viele Leute vor den Kopf. Der Pole versucht nun Verständnis für seine Vorgehensweise zu wecken. 

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Am Dienstag hatte der abwanderungswillige Bayern-Star Robert Lewandowski beim Poker um seinen Wechsel nachgelegt. Der Weltfussballer bekräftigte seinen Wechselwunsch und sagte: «In meinem Inneren ist etwas erloschen. Ich will mehr Emotionen in meinem Leben.»



Schon zuvor hatten Lewandowski und sein Berater Pini Zahavi erklärt, das Thema Bayern München sei beendet. Doch in der Öffentlichkeit kommt der 33-Jährige mit seinen angriffigen Aussagen durchs Band schlecht weg. Schliesslich hat Lewa einerseits noch einen gültigen Vertrag bis 2023, andererseits lässt es sich mit einem Jahresgehalt von geschätzt 24 Millionen Euro auch nur sehr schwer jammern. 

Trennung ist «beste Lösung»

In einem Interview mit der «Bild» versucht Lewandowski nun, etwas Werbung in eigener Sache zu machen. «Ich habe immer versucht, mein Bestes für den FC Bayern zu geben, um die Erwartungen der Mannschaft und der Fans zu erfüllen. Ich schätze die Bayern-Fans, sie haben mich immer unterstützt. Wenn ich in Bezug auf meine Situation nicht ehrlich wäre, würde ich das Gefühl haben, dass ich den Fans gegenüber nicht fair bin», hält er fest. Er wisse um die viele Emotionen, hoffe aber, dass die Fans ihn irgendwann verstehen würden.

«Ich bin kein Egoist. Ich weiss, was ich am FC Bayern hatte und schätze es sehr. Ich weiss auch, dass ich seit acht Jahren mein Bestes gebe, den Verein und die Fans nicht zu enttäuschen. Nach dieser Zeit fühle ich, dass es Zeit ist für eine neue Etappe», so Lewandowski weiter. 

Seinen eigentlich noch gültigen Vertrag versucht er folgendermassen abzuschwächen. Veränderungen würden zum Leben des Vereins und des Spielers gehören, was ja hoffentlich nicht als Egoismus angesehen werde. Sein Wechselwunsch sei in dieser Situation «die beste Lösung», speziell «da der Verein noch eine Ablöse für mich bekommen kann.» Und sein Herzenswunsch könnte in Erfüllung gehen: «Ich würde die Chance bekommen, mich noch einige Jahre bei einem anderen Verein einer neuen Herausforderung zu stellen.» FC Barcelona statt Bayern München also.

Streik als Option?

Immerhin bot er seinem Noch-Arbeitgeber an, die Friedenspfeife zu rauchen und keine öffentliche Schlammschlacht mehr zu führen. «Die Emotionen müssen sich abkühlen, ich will ruhig sprechen, nicht über die Medien. Ich weiss, dass ein Konflikt viele Schlagzeilen liefert. Aber der FC Bayern und ich sind keine Feinde.»

Ob dieses Interview genügt, um die Bayern-Chefetage zu einer Umkehr zu bewegen, wird man sehen. Klar ist: Sein Ruf hat definitiv gelitten. Inzwischen halten es viele gar für möglich, dass Lewandowski auch zu einem Streik greift, wenn man ihn nicht ziehen lässt. Mit Ousmane Dembélé, Philippe Coutinho oder Antoine Griezmann haben schon andere Stars mit dieser unschönen Methode Erfolg gehabt – am Ende kamen sie alle beim FC Barcelona unter.  

Selbst in der Heimat, wo der polnische Nationalmannschaftscaptain quasi Heldenstatus geniesst, sieht man die ganze Affäre kritisch. «Ich finde es peinlich, wie er sich gegenüber dem eigenen Verein äussert. Robert Lewandowski wird in dem Moment sehr schlecht beraten», findet der Ex-Internationale Artur Wichniarek bei «Sky». «Ob es ein gutes taktisches Verhalten von Robert ist, daran zweifele ich sehr.»

Lewandowski ist Wiederholungstäter

Zumal der Torjäger bereits in der Vergangenheit auf einen Wechsel pochte. Gefühlt im Drei-Monate-Takt gab es Abwanderungsgerüchte, speziell seine öffentlichen Flirts mit Real Madrid waren den Bayern lange ein Dorn im Auge. 2018 etwa meinte sein Berater Zahavi: «Robert fühlt, dass er eine Veränderung und eine neue Herausforderung in seiner Karriere braucht. Die Verantwortlichen des FC Bayern wissen darüber Bescheid.» Die Worte kommen einem bekannt vor. 

Das Wechsel-Theater lässt deshalb erfahrene Profis wie Teamkollege Thomas Müller unberührt. «Für mich ist das irgendwo auch immer Teil des Geschäfts», so der deutsche Nationalspieler. «Was die Bundesliga und den Vereinsfussball betrifft, ist es das Sommerloch. Es schadet ja nicht, wenn da ein bisschen Bewegung drin ist.»

«Mich stört es nicht, wenn das Süppchen weiterkocht», resümiert Müller. Er antwortet auf die Frage nach immer neuen Aussagen zu dem Thema: «Oder immer wieder das Alte – nur einfach neu aufgewärmt, aber das kann auch gut schmecken, muss man ja sagen, aus der Mikrowelle.»