Lobeshymnen von allen Seiten Hat Musiala wirklich das Zeug zum Weltfussballer?

Von Martin Abgottspon

16.8.2022

Bayerns Jamal Musiala ist aktuell der Mann der Stunde.
Bayerns Jamal Musiala ist aktuell der Mann der Stunde.
Getty Images

Robert Lewandowski ist weg und jetzt blüht Bayerns Jungmannschaft so richtig auf. Vor allem Jamal Musiala verzückt nicht nur die eigenen Fans. Doch wird er tatsächlich schon zurecht als Weltfussballer gehandelt?

Von Martin Abgottspon

«Magic Musiala» ist der neue Übername von Bayerns 19-jährigem Mega-Talent. Eine Bezeichnung, die sich Jamal Musiala mit seinen bisherigen Auftritten in der noch jungen Saison schon mehr als verdient hat. Bisher war er praktisch in jeder Partie der Münchner der auffälligste Spieler, egal ob beim Supercup in Leipzig, beim Saisonauftakt in Frankfurt oder zuletzt bei der Heimpremiere gegen Wolfsburg.

Vier Tore und eine Vorlage hat der in Stuttgart geborene Offensiv-Spieler bereits geliefert. Ausserdem ist er der jüngste Deutsche mit 14 Bundesliga-Treffern. Und so erstaunt es auch nicht, dass in München bereits niemand mehr von Robert Lewandowski redet. Musiala ist der Mann der Stunde und für einige Experten noch viel mehr.

Wie geht Musiala mit dem Druck um?

Lothar Matthäus preist Musiala bereits als den nächsten Weltfussballer an. Auch Michael Ballack und Oliver Kahn überschütten die Nachwuchshoffnung mit Lobeshymnen. Doch ist es dafür nicht etwas zu früh? Und setzt man Musiala mit solchen Superlativen nicht unnötig unter Druck?

Fussballerisch bringt Musiala definitiv alles mit, was einen absoluten Ausnahmespieler ausmacht: seine Ballannahme, seine technische Eleganz, seine Geschwindigkeit, sein 1-gegen-1-Spiel, seine Torgefährlichkeit, sein instinktives Raumspiel.

Fast entscheidender ist aus Sicht von Oliver Kahn aber, dass Musiala auch charakterlich und menschlich auf dem höchsten Level spielt. Er habe die «Ruhe im Kopf». Wo andere nervös werden, bleibt Musiala oft völlig klar und Herr der Lage. Das hat man zuletzt auch sehr schön beim 1:0 gegen Wolfsburg gesehen. Trotz aller Bedrängnis lässt sich das Bayern-Juwel nicht aus der Ruhe bringen. Am Ende überrascht er nicht nur seinen direkten Gegenspieler, sondern auch den gegnerischen Torhüter, der bei seinem Schuss aus mehr als 16 Metern machtlos ist.

Lewandowskis Abgang öffnete neue Türen

Natürlich ist es noch sehr früh, Musiala mit Fussball-Ikonen wie Cristiano Ronaldo, Lionel Messi oder Kylian Mbappé zu vergleichen. Und dennoch verkörpert der Deutsche alles, was einen modernen Fussballer ausmacht. Dass dies ausgerechnet jetzt so richtig zur Geltung kommt, ist wahrscheinlich auch kein Zufall.

Mit dem Weggang von Robert Lewandowski haben sich für andere Spieler Räume geöffnet. Wo früher das ganze Spiel auf den Ausnahme-Stürmer ausgerichtet war, kann jetzt die gesamte Mannschaft als Kollektiv glänzen. Und hier ist sich Musiala eben auch nicht zu schade, sich in den Dienst seines Teams zu stellen. Er drängt sich nicht als Torschütze auf, schlägt aber eiskalt zu, wenn er die Chance dazu bekommt. Genauso überzeugt er aber auch als Spielmacher, als Raumöffner und Passgeber.

Sogar noch Luft nach oben

So scheint die Weltfussballer-Prognose tatsächlich nicht sonderlich abwegig. Spielt Musiala auf diesem Niveau weiter, wäre eine Nicht-Nomination schon fast ein Affront. Doch die Saison ist noch lang und wer bei den ganz Grossen mitspielen will, muss diese Leistung erst einmal auch in der Champions League und in der Nationalmannschaft auf den Rasen zaubern.

Der Bayern-Vorstand rechnet jetzt schon fest damit. Denn Musiala sei mehr als ein Talent. Und einer, der sogar noch viel Luft nach oben hat, wie Nagelsmann anmerkt: «Er ist ein äusserst bescheidener Spieler, der immer lernen und sich verbessern will.» Gewisse Dinge kann man zwar nicht lernen, doch vielleicht hat Musiala das auch gar nicht nötig.