Der FC Bayern München rutscht immer tiefer in die Krise. Nach dem 1:3 beim FSV Mainz 05 sprechen die Bosse. Die Kritik geht klar gegen die Mannschaft, die Tabellenführung ist weg.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Die Bayern kassieren in Mainz eine 1:3-Pleite und verlieren die Tabellenführung an den BVB.
- Oliver Kahn stellt sich vor Trainer Thomas Tuchel, während der Bayern-Boss die Spieler scharf kritisiert.
- Thomas Tuchel vermisst die Energie und findet, seine Mannschaft wirke ausgelaugt.
Oliver Kahn senkte den Kopf und verharrte so einen Augenblick, bis er lospolterte.
«Ich weiss nicht, wer hier deutscher Meister werden wollte? Es gab rote Trikots auf dem Platz, aber das war ganz bestimmt nicht unsere Mannschaft», schimpfte der Vorstandschef von Bayern München nach der 1:3 (1:0)- Blamage am Samstag beim FSV Mainz 05, durch die sich die Krise des Rekordmeisters weiter zuspitzt. Wenige Stunden später übernahm Borussia Dortmund die Tabellenführung – der BVB ist jetzt einen Punkt vor den Bayern. «Mit so einer Ausstrahlung wird es ganz schwer, Meister zu werden, aber wir werden keinen Millimeter nachgeben, auch nicht in dieser Saison», sagte Kahn.
Kahn nimmt in erster Linie die Spieler in die Pflicht: «Zum Schluss sind es elf Mann, die da auf dem Platz stehen und die sich für die Ziele dieses Klubs einfach den Hintern aufreissen müssen. Um das geht es im Fussball – und um nichts anderes.» Thomas Tuchel, der nach sieben Pflichtspielen nur zwei Siege vorweisen kann und in der Champions League und im DFB-Pokal im Viertelfinal ausschied, nimmt Kahn dagegen aus der Schusslinie: «Thomas Tuchel ist der Letzte, über den wir diskutieren müssen. Er tut mit seinem Trainerteam alles, taktisch und psychologisch, um den Jungs klarzumachen, dass es sich lohnt, diesen deutschen Meistertitel zu holen.»
Dass nach dem Aus in den Viertelfinals der Champions League und des DFB-Pokals das Aufbäumen fehlt, die desaströse Saison zumindest mit dem elften nationalen Titelgewinn in Serie zu beenden, machte Trainer Thomas Tuchel ratlos. «Die Mannschaft wirkt, als hätte sie schon 80 Spiele gemacht. Sie wirkt ausgelaugt», meinte der 49 Jahre alte Ex-Mainzer, der hier von 2009 bis 2014 seinen ersten Bundesliga-Trainerjob hatte und eine bittere Rückkehr erlebte.
Tuchel und Müller wirken ratlos
Eine wirkliche Erklärung hatte er für den widerstandslosen Absturz in der zweiten Halbzeit, nach einer passablen ersten Hälfte mit dem Führungstor von Sadio Mané (29. Minute) nicht. «Ich weiss es nicht. Muss man mal abwarten, was das bedeutet, aber wir tun uns wahnsinnig schwer, Spiele zu gewinnen», sagte Tuchel. «Die Punkte weg, wie Sand durch die Hände.» Es sei einfach zu viel passiert für die Mannschaft, «die kann sich nicht mehr auflehnen dagegen, wenn Dinge schieflaufen».
Statt Standpauken und Krisengesprächen verordnete er seinen Spieler eine dreitägige Pause bis Mittwoch, die «dringend für alle» gebraucht würde, betonte Tuchel: «Weil Energie fehlt, und die holen wir uns nicht, wenn wir alle einbestellen und weitermachen.» Auch Kapitän Thomas Müller begrüsste diese Auszeit, um sich von «der eigenen Familie wieder aufpäppeln» zu lassen. Denn: «Ich spüre eine gewisse Leere und Ratslosigkeit.»
Lothar Matthäus poltert
Bayern-Legende Lothar Matthäus geht in seiner Rolle als Experte von Sky hart ins Gericht mit dem FCB: «Es stimmt vorne und hinten nicht. Das war schlecht, es war nicht der Kampfgeist da, es war nicht der Wille da. Das ist keine Mannschaft. Vielleicht werden auch gewisse Positionen im Verein geändert – nicht nur auf dem Platz.» So müssten sich auch Oliver Kahn und Hassan Salihamidzic hinterfragen. «Was haben wir falsch gemacht? Was läuft zurzeit nicht? War der Trainerwechsel zum richtigen Zeitpunkt? Sie haben meiner Meinung nach zu viele Sachen schleifen lassen.»