Zürich Zürcher Regierung startet weitere Massnahmen gegen häusliche Gewalt

olgr, sda

18.12.2024 - 14:42

Rund 20 Mal am Tag rückt die Zürcher Kantonspolizei wegen häuslicher Gewalt aus: Der Zürcher Regierungsrat kündigte weitere Massnahmen an, damit diese Taten zurückgehen. (Symbolbild)
Rund 20 Mal am Tag rückt die Zürcher Kantonspolizei wegen häuslicher Gewalt aus: Der Zürcher Regierungsrat kündigte weitere Massnahmen an, damit diese Taten zurückgehen. (Symbolbild)
Keystone

Der Zürcher Regierungsrat zieht bei seinen Massnahmen im Kampf gegen häusliche und sexualisierte Gewalt eine positive Bilanz – es bleibe aber ein «ewiger Kampf». Er lanciert deshalb weitere Massnahmen, unter anderem bei den Lernprogrammen für Täter und der Unterstützung für Opfer.

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An der Ausgangslage habe sich leider nichts geändert, sagte Sicherheitsdirektor Mario Fehr (parteilos) am Mittwoch vor den Medien. Nach wie vor müsse die Zürcher Kantonspolizei täglich rund 20 Mal wegen Fällen von häuslicher Gewalt ausrücken.

Dennoch ist im Kanton in den vergangenen Jahren einiges gegangen. Die sogenannte Istanbul-Konvention des Europarates verpflichtet die Schweiz und die Kantone seit 2018, strukturiert und wirksam gegen häusliche und sexualisierte Gewalt vorzugehen, wie es Justizdirektorin Jacqueline Fehr (SP) zusammenfasste.

Die Grundhaltung sei klar, sagte Sicherheitsdirektor Fehr: «Es gilt Nulltoleranz gegenüber jeder Form von Gewalt an Frauen.» Der Regierungsrat habe die Bemühungen gegen häusliche Gewalt zum dritten Mal als Schwerpunkt definiert. Es handle sich um einer Daueraufgabe. Der Regierungsrat habe deshalb Folgemassnahmen beschlossen.

Gesellschaftlicher Schulterschluss gefordert

Der Regierungsrat setze im Kampf gegen häusliche und sexualisierte Gewalt auf zwei Stossrichtungen, führte Justizdirektorin Fehr (SP) weiter aus. Es gelte einerseits Gewalt zu verhindern, andererseits die Anzeigequote zu erhöhen.

Zur Gewaltprävention brauche es einen gesellschaftlichen Wandel; häusliche und sexualisierte Gewalt sei nur durch einen breiten gesellschaftlichen Schulterschluss zu bekämpfen und beginne mit der Gleichstellung der Geschlechter, sagte Fehr.

Sie verwies auch auf das eingeführte Lernprogramm «Partnerschaft ohne Gewalt», in dem Täter für Stresssituationen neue Verhaltensweisen und das Übernehmen von Verantwortung übten. Indem mit den Tätern gearbeitet werde, könnten Rückfälle und neue Gewalttaten verhindert werden, sagte Regina Carstensen, Co-Fachverantwortliche Interventionsstelle gegen Häusliche Gewalt. Das Programm soll deshalb weiter ausgebaut werden.

Hilfe für die Opfer

Die zweite Stossrichtung, die Erhöhung der Anzeigequote, ist für Jacqueline Fehr wichtig, da es bei häuslicher und sexualisierter Gewalt noch immer ein grosses Dunkelfeld gebe. Viele Fälle blieben verborgen, weil sie nicht bekannt werden – und damit kämen Täter straffrei davon.

Hier könnte das im April gestartete Pilotprojekt der rund um die Uhr bereitstehenden «Forensic Nurses» helfen; diese suchen im Spital Opfer auf und sichern – unabhängig vom Beizug der Polizei – Spuren für ein allfälliges Strafverfahren. Betroffene müssten damit nicht bereits im Spital über eine Anzeige entscheiden, erläuterte Jacqueline Fehr. Es bliebe mehr Zeit für Beratung und Hilfe.

Zudem will der Regierungsrat auf weitere Sensibilisierungskampagnen setzen, in denen auf Hilfsangebote aufmerksam gemacht wird. Im November 2025 soll zudem ein rund um die Uhr betreuter Telefondienst für Opfer seinen Betrieb aufnehmen, wie Sandra Müller Gmünder, Leiterin Kantonale Opferhilfestelle, sagte.