Flughafen Zürich «Die Verlängerung dieser Pisten ist sicherheitsrelevant»

gbi/SDA

3.6.2021

Eine Luftaufnahme der Piste 10/28 des Flughafens Zürich vom September 2019.
Eine Luftaufnahme der Piste 10/28 des Flughafens Zürich vom September 2019.
Bild: Flughafen Zuerich/Ralph Bensberg

Am Flughafen Zürich sollen zwei Pisten verlängert werden, um die Sicherheit zu verbessern. Fluglärmgegner*innen schenken den Argumenten der Verantwortlichen aber keinen Glauben.

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Es sei eine «kleine Anpassung», die aber grosse Auswirkungen auf den Betrieb am Flughafen Zürich habe: So beschrieb Geschäftsführer Stephan Widrig am Donnerstag vor den Medien die Ausbaupläne am Flughafen. 

Und darum geht's: Die Flughafen Zürich AG will die Ost-West-Piste 10/28 in Richtung Westen (Rümlang) um 400 auf 2900 Meter verlängern. Die Piste 14/32 soll in Richtung Norden (Niederglatt/Höri) um 280 auf 3580 Meter ausgebaut werden. Die Kosten für das Projekt werden mit 250 Millionen Franken billanziert. 

Der Zürcher Regierungsrat befürwortet das Vorhaben, wie die verantwortliche Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh beim gemeinsamen Auftritt mit Widrig betonte. So werde mit längeren Lande- und Startbahnen die Sicherheit am Flughafen massiv verbessert, da sich weniger Maschinen kreuzen würden. Auch bei der Stabilität des Flugbetriebs und damit auch der Pünktlichkeit würden Verbesserungen erreicht.

Zum Reizthema Fluglärm verwiesen Walker Späh und Widrig auf eine Untersuchung, die die Empa durchgeführt habe: Demnach sei insgesamt mit einer Abnahme der Fluglärmbelastung zu rechnen, vor allem im Süden. Auch die Zahl der nach 23 Uhr startenden Flugzeuge könne reduziert werden, zeigte sich Widrig zuversichtlich.



Fluglärmgegner*innen glauben den Beteuerungen aber nicht: «Argumentiert wird mit Sicherheit – gemeint ist Kapazitätserweiterung», kritisiert beispielweise die Gruppe «Fair in Air» in einer Mitteilung. Das heutige Pistensystem decke alle Bedürfnisse der Schweiz ab, nur nicht «den Grössenwahn der Flughafenverantwortlichen.»

Definitiv entschieden ist ohnehin noch nichts: Als Nächstes wird der Zürcher Kantonsrat, also das Parlament, zum Grundsatzentscheid des Regierungsrates Stellung nehmen. Sowohl bei einem zustimmenden als auch bei einem ablehnenden Entscheid ist ein fakultatives Referendum und damit eine Volksabstimmung möglich.

Der Flughafen-CEO rechnet bereits mit längeren juristischen Prozessen. Ein Baubeginn sei nicht vor 2030 zu erwarten. Und auch Walker Späh betonte: «Bis die ersten Bagger auffahren, wird es noch lange dauern.»

Grüne dagegen, SVP dafür

Die Reaktionen der politischen Parteien fallen wenig überraschend auf: Die linke Seite kritisiert die Ausbaupläne des Flughafens, auf bürgerlicher Seite werden sie begrüsst.

Die Zeit für Ausbauphantasien sei definitiv vorbei, halten beispielsweise die Grünen mit Verweis auf die Klimakrise fest. Die SVP schreibt demgegenüber, dass der Flughafen Zürich für die internationale Anbindung ein wichtiges Drehkreuz sei und dank der Pistenverlängerungen konkurrenzfähig bleibe.

Die Zürcher Regierungsrätin Carmen Walker Spaeh und Stephan Widrig, CEO der Flughafen Zürich AG bei einer früheren Medienkonferenz (Archivbild). 
Die Zürcher Regierungsrätin Carmen Walker Spaeh und Stephan Widrig, CEO der Flughafen Zürich AG bei einer früheren Medienkonferenz (Archivbild). 
Bild: Keystone

Der heutige Betrieb am Flughafen Zürich gilt wegen sich kreuzender Pisten und den im Tagesverlauf wechselnden Betriebskonzepten als komplex. Eine Sicherheitsüberprüfung hatte bereits früher Handlungsbedarf aufgezeigt; entsprechende Massnahmen sind auch in den Planungsgrundlagen enthalten.

Die Medienkonferenz zum Nachlesen: 

  • Liveticker
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  • 10.26 Uhr

    Das war's

    Da keine weiteren Fragen auftauchen, erklärt Walker Späh die Medienkonferenz für beendet: «Wir freuen uns auf Ihre Berichterstattung», gibt sie den Journalist*innen noch mit auf den Weg. 

  • 10.18 Uhr

    Was ist mit Fluglärm in der Sperrzeit?

    Flüge zwischen 23 Uhr und 23.30 Uhr seien die Regel, obwohl das die Ausnahme sein solle. Wie will man das lösen? Walker Späh erwidert, dass mit den Ausbauplänen eine Verbesserung erreicht werden könne. In dieser «sensiblen Zeit» wolle man die Bevölkerung besser schützen. Die Journalistin hakt nach: Aber eine Zusicherung gibt es nicht? Der Flughafen-CEO erklärt, dass man zusätzliche Kapazitäten «nicht missbrauchen» wolle, um abends mehr Flüge einzuplanen. 

    Sie verstehe die Bedenken der Bevölkerung, ergänzt Walker Späh. Man wolle darum auch transparent und offen kommunizieren. Sie hoffe daher auch auf Vertrauen, dass alles korrekt ablaufe. 

  • 10.13 Uhr

    Mehr Sicherheit – mehr Flüge?

    Werde die Kapazität am Flughafen damit nicht generell erhöht? Das bejaht Walker Späh. Es gebe ein Problem mit spätabends startenden Flugzeugen – der Flughafen sei angehalten, zusätzliche Kapazitäten für eine Verbesserung in diesem Bereich zu brauchen. 

  • 10.10 Uhr

    Fragerunde

    Eine Journalistin will wissen: Wer sichert denn den Bewohner*innen östlich des Flughafens zu, dass nicht künftig nur noch über ihre Häuser hinweg geflogen wird? An den Betriebskonzepten ändere sich nichts, so CEO Widrig. Solange die Politik nicht die Rahmenbedingungen ändere, könne der Flughafen von sich aus auch nichts ändern. 

  • 10.06 Uhr

    Weniger Lärm

    Auch die Volkswirtschaftsdirektorin wiederholt, dass die Empa zum Schluss gelangt sei, dass die Lärmbelastung für die Bevölkerung – gerade in der Nacht – abnehmen werde. Der Regierungsrat habe ein grosses Interesse an diesem Ausbauprojekt, die Kreuzungen von Flugzeugen sei ein Sicherheitsrisiko, das eliminiert werden solle. Nun müsse sich das Parlament damit befassen. 

  • 10.03 Uhr

    Projekt des Flughafens, nicht des Kantons

    Walker Späh betont: Es handle sich nicht um ein Projekt des Kantons, sonder der Flughafen Zürich AG. Das gelte auch für die Finanzierung. 

  • 10.00 Uhr

    So läuft der Prozess ab

    Walker Späh erklärt nun den Ablauf des Verfahrens. Die drei Abgeordneten des Kantons im Verwaltungsrat der Flughafen Zürich AG müssten erst wissen, ob sie diesem Ausbau zustimmen dürfen oder nicht. Im vorliegenden Fall habe der Regierungsrat am 19. Mai die Zustimmung beschlossen. Nun müsse der Kantonsrat darüber bestimmen, und dessen Beschluss unterliege dem fakultativen Referendum. Das Stimmvolk habe also sowieso das letzte Wort. Sie beteuert: Erst dann werde mit der Detailplanung begonnen. 

  • 9.56 Uhr

    Schlussfolgerungen

    Das Fazit des Flughafen-CEOs: Im Osten des Flughafens dürfte die Lärmbelastung zunehmen, dafür nehme sie im dichter besiedelten Süden ab. Die Sicherheit könne erhöht und die Zuverlässigkeit verbessert werden, auch bei widrigen Bedingungen. 

  • 9.54 Uhr

    Baubeginn frühestens 2030

    Mit einem Baubeginn sei nicht vor 2030 zu rechnen, so Widrig. Er rechnet damit, dass man den Gang durch alle gerichtlichen Instanzen gehen müsse. «Es macht daher keinen Sinn, jetzt aufgrund der Pandemie zuzuwarten.»

  • 9.52 Uhr

    Weniger Kreuzungen

    Auf Piste 32 könnten mit einer Verlängerung Starts mit fast allen Flugzeugtypen ermöglicht werden. Ein Vorteil sei ausserdem, dass abends weniger Kreuzungen von Langstreckenflügen nötig würden. Bisher würden vier Kreuzungen nötig. «Diese kleine Anpassung hat grosse Auswirkungen.»

  • 9.46 Uhr

    «Reden nicht über einen Neubau»

    Nun geht es um die konkreten Details: Pisten 28 und Piste 32 sollen verlängert werden. «Wir reden nicht über einen Neubau», betont der CEO. Doch auch mit diesen vergleichsweise kleinen Ausbauschritten seien grosse Verbesserungen möglich. Zuerst geht es um Piste 28: Dort werde das Risiko, dass eine landende Maschine über die Piste hinausgerät, verringert. Südanflüge am Abend könnten weitgehend gestrichen werden – das würde auch die Anwohner weniger Lärm ausführen. 

  • 9.43 Uhr

    Pisten seit 45 Jahren gleich

    Das heutige Pistensystem sei seit 45 Jahren unverändert, ausserdem seien nicht alle Pisten gleich lang. Es gebe sowohl am Boden als auch in der Luft viele Kreuzungen, so Widrig. Mit dem Ausbauprojekt werde hier angesetzt. Und er verspricht: Mit einem Ausbau würden weniger Nachtflüge nötig und die Zahl der Lärmbetroffenen werde sinken. 

  • 9.40 Uhr

    Der CEO spricht

    Nun hat der Flughafen-CEO Stephan Widrig das Wort. Der Kanton Zürich habe den grössten Nutzen vom Flughafen, wobei man positive und negative Aspekte stets abwägen müsse. Zur Rolle der Flughafenbetreiber sagt er: Das oberste Ziel müsse stets sein, die Sicherheit für Passagiere zu gewähren. Aus diesem Grund und zur Erhöhung der Verlässlichkeit bei allen Wetterbedingungen wolle man nun zwei Pisten verlängern.

  • 9.34 Uhr

    Sicherheitsgründe

    Verlängert werden sollen die Pisten 28 und 32, erläutert Walker Späh. Über die Gründe dafür und die Rolle der einzelnen Akteure werde nun informiert. «Die Verlängerung dieser beiden Pisten ist sicherheitsrelevant», hält sie fest. Deshalb sei Aufschieben keine Option, auch wenn die Situation für die Luftfahrtbranche wegen der Corona-Krise aktuell alles andere als einfach sei. 

  • 9.33 Uhr

    Das Stimmvolk hat das letzte Wort

    Sie blickt zuerst zurück: Seit einer Abstimmung vor fünf Jahren stehe fest, dass das Stimmvolk bei Verlängerungen von Pisten am Flughafen Zürich das letzte Wort haben soll. Diesen Prozess wolle man nur erstmals durchspielen. 

  • 9.30 Uhr

    Es geht los

    Die Medienkonferenz ist eröffnet, Carmen Walker Späh ergreift als Erste das Wort.

Ab 9.30 Uhr werden die Ausbaupläne am Flughafen Zürich vor den Medien erläutert. Informieren werden die Zürcher Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh und Stephan Widrig, CEO der Flughafen Zürich AG. 

«blue News» begleitet die Medienkonferenz im Ticker.