Spitäler Spital Zofingen AG gehört per sofort einer privaten Spitalgruppe

ga, sda

12.12.2024 - 13:24

Das Spital Zofingen AG hat eine Zukunft gefunden: Die Swiss Medial Network hat das Spital dem Kantonsspital Aarau abgekauft. Alle am Deal beteiligten geben sich sehr zuversichtlich.
Das Spital Zofingen AG hat eine Zukunft gefunden: Die Swiss Medial Network hat das Spital dem Kantonsspital Aarau abgekauft. Alle am Deal beteiligten geben sich sehr zuversichtlich.
Keystone

Das Spital Zofingen im Kanton Aargau hat seit Donnerstag einen neuen Besitzer. Das Kantonsspital Aarau (KSA) verkaufte seine Tochtergesellschaft an die zur Aevis Victoria-Gruppe gehörende Swiss Medical Network (SMN). Die neue Besitzerin übernimmt alle 770 Mitarbeitenden und geht mit dem KSA eine strategische Partnerschaft ein.

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Konkret verkaufte das KSA im Rahmen eines Aktientausches das Spital Zofingen, zu dem auch ein neueres Pflegeheim gehört, für 50 Millionen Franken an das private Gesundheitsunternehmen SMN. Dieses übernimmt auch die bestehenden Schulden des Spitals Zofingen von 70 Millionen Franken.

Die SMN, die eine Versorgungsregion Mittelland aufbauen will, plant Investitionen am Standort Zofingen von 15 bis 20 Millionen Franken in den nächsten fünf Jahren, wie es an einer Medienkonferenz der SMN, des KSA und des Kantons am Donnerstag in Zofingen hiess.

Kanton an privater Spitalgruppe beteiligt

Das KSA wird als Teil des Deals neu Aktionär von SMN mit einem Anteil von 3,57 Prozent und gleichzeitig im Verwaltungsrat vertreten sein. Der Kanton Aargau ist alleiniger Eigentümer des KSA, welches das Spital Zofingen 2011 übernommen hatte.

Im vergangenen Jahr erzielte das Spital ein Defizit von rund 4 Millionen Franken und belastete damit die Jahresrechnung des KSA. In Zofingen ging daher die Angst um, dass das Spital geschlossen wird oder die Angebote stark reduziert werden.

In der aktuellen Form hätte das Spital Zofingen Schwierigkeiten bekommen, den Dienst in bisheriger Form aufrecht zu erhalten, sagte KSA-Verwaltungsratspräsident Daniel Lüscher. Im Tagesgeschäft stehe das Spital jedoch «sehr gut da». Aber die Finanzverbindlichkeiten aus der Vergangenheit seien zu einer Hypothek geworden.

Alle geben sich zuversichtlich

Lüscher sprach von einem «glücklichen Tag für die Region Zofingen», auch für die Angestellten. «Für die Mitarbeitenden ändert sich nichts. Die Arbeitsplätze bleiben erhalten.» Der Gesamtregierungsrat habe die Idee eines Verkaufs an die SMN von Beginn an unterstützt.

«Wir haben das Vertrauen, dass wir einen sehr soliden Vertragspartner gefunden haben», sagte Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati (SVP) vor den Medien. Auch die 29 Leistungsaufträge des Kantons würden am Spital Zofingen weitergeführt. «Die Aufträge gelten auch in Zukunft.» Der Verkauf sei die «beste Option», schrieb der Kanton in einer Medienmitteilung.

Mit dem Deal wird das Zentrumsspital KSA, das bald einen Neubau bezieht, zum so genannten Referenzspital der Privatklinikgruppe, wie KSA-CEO Markus Meier sagte. Es handle sich um ein «wegweisendes Projekt», weil eine private Spitalgruppe mit einem öffentlichen Spital zusammenarbeiten werde.

Die SMN betreibt in der Zofinger Nachbargemeinde Rothrist bereits ein kleines Privatspital sowie die Schmerzklinik in Basel und die Privatklinik Obach im Kanton Solothurn.

Versorgung im Mittelland

Das Spital Zofingen werde Teil der Mittellandregion sein, sagte Raymond Loretan, VR-Präsident der SMN. Für die private Spitalgruppe wird es die erste Versorgungsregion in der Deutschschweiz sein. Die kantonale Spitalplanung sei überholt, man müsse in Regionen denken. Mit der Übernahme des Spitals Zofingen erwartete man einen Synergieeffekt in der Zusammenarbeit mit den weiteren Regionalspitälern der Gruppe.

«Wir setzen auf Kontinuität», sagte Fabrice Zumbrunnen, Delegierter des Verwaltungsrats der SMN. «Wir werden auch investieren und von Netzwerk-Effekten profitieren.» Die Zusammenarbeit mit dem KSA sei «extrem wichtig».

Die SMN ist nach eigenen Angaben einer der beiden führenden privaten Klinik- und Spitalgruppen in der Schweiz. Sie zählt rund 2300 Ärztinnen und Ärzte sowie 4100 Mitarbeitende in den 21 Kliniken und Spitälern sowie in den über 60 ambulanten Zentren. Die SMN ist in 15 Kantonen in allen Landesteilen tätig.