Spionage-VerdachtWeiterer Ballon aus China taucht über Costa Rica auf
dpa, amo
7.2.2023 - 13:02
Die Ballon-Affäre dauert an: China setzt seine Kritik an den USA fort, während die USA die Gemüter beruhigen wollen. Peking bedauert einen Ballon-Flug auch über Costa Rica.
DPA, dpa, amo
07.02.2023, 13:02
dpa, amo
Über Mittelamerika ist ein weiterer mutmasslicher Spionageballon aus China unterwegs. Nach Kolumbien und Venezuela wurde nun auch aus Costa Rica berichtet, dass ein chinesischer Ballon gesichtet worden sei. Das Aussenministerium des mittelamerikanischen Landes teilte am Montag (Ortszeit) mit, die chinesische Botschaft in San José habe den Vorfall bedauert. Ein erster Ballon tauchte am Samstag über Nordamerika auf. Die USA haben diesen am Montag über dem Atlantik abgeschossen.
Der Ballon diene ausschliesslich wissenschaftlichen Zwecken, habe die Botschaft argumentiert. Er sei wegen der Wetterverhältnisse und aufgrund mangelnder Steuerungsfähigkeit von seiner ursprünglich geplanten Route abgekommen. Nach dem Zwischenfall mit dem ersten Ballon über den USA hatte am Vortag bereits das Aussenministerium in Peking eingeräumt, dass ein zweiter «ziviler» Ballon bei einem «Flugversuch» auf Abwege gekommen sei und über Lateinamerika fliege.
Das US-Militär hatte den ersten chinesischen Beobachtungsballon vor der Küste von South Carolina über dem Atlantik abgeschossen. Peking kritisierte die «offensichtliche Überreaktion». Washington warf China vor, mit dem Ballon Militäreinrichtungen ausspionieren zu wollen. Die Regierung in Peking sprach dagegen von einem zivilen Forschungsballon, der durch die Westwinddrift und wegen unzureichender Navigationsmöglichkeiten weit vom Kurs abgekommen sei.
Während in China die Kritik an den USA unvermindert anhielt, will die US-Regierung eine Verschärfung der Spannungen zwischen beiden Ländern vermeiden. «Es gibt keinen Grund dafür, dass sich die Spannungen in unseren bilateralen Beziehungen zu einer Art Konflikt auswachsen», sagte der Kommunikationsdirektor des nationalen Sicherheitsrats der US-Regierung, John Kirby. Die USA hätten im Einklang mit internationalem Recht gehandelt, den Ballon über ihrem Staatsgebiet abzuschiessen. Die USA hätten ihren Luftraum und ihr Land verteidigt.
China beklagt sich über amerikanische Inkompetenz
Nach Auftauchen des Ballons über den USA vergangene Woche hatte Aussenminister Antony Blinken seine Reise nach Peking abgesagt. Es wäre die erste Visite eines US-Aussenministers in China seit mehr als vier Jahren gewesen. Beide Seiten hatten vorher ihr Interesse zu erkennen gegeben, mit den Gesprächen von Blinken in Peking das stark angeschlagene Verhältnis zu stabilisieren.
China stellte sich als Opfer der innenpolitischen Auseinandersetzung in den USA dar. Der Abschuss habe die Ballon-Affäre nicht beendet, da US-Politiker ihre Rhetorik über eine «Bedrohung durch China» fortsetzten und die politische Auseinandersetzung zwischen Republikanern und Demokraten anfachten – ungeachtet der Auswirkungen auf die Beziehungen zu China beklagte die vom Parteiorgan «Volkszeitung» herausgegebene «Global Times».
«Einen Unfall durch höhere Gewalt in eine Farce umzuwandeln, wirft ein Schlaglicht auf die Inkompetenz der USA, mit einer Krise umzugehen», kommentierte das Blatt, das auch als englischsprachiges Sprachrohr der Propaganda benutzt wird. «Der rüde Umgang mit dem Ballon-Zwischenfall durch die USA ist eine ernste Provokation, die riskiert, dass die Beziehungen zwischen den China und den USA aus der Bahn geworfen werden.»
Zuvor hatte Vizeaussenminister Xie Feng argumentiert, die USA hätten mit dem Ballon-Abschuss die Bemühungen und Fortschritte auf beiden Seiten, die Beziehungen seit dem Treffen von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping und US-Präsident Joe Biden im November zu stabilisieren, «ernsthaft beeinträchtigt und beschädigt». Xie Feng wird als neuer chinesischer Botschafter in Washington gehandelt.
Bergung in 15 Metern Wassertiefe
Nach dem Abschuss des Ballons über den USA läuft vor der Küste South Carolinas die Bergung der Trümmerteile. Am Montag wurden weitere Details zu dem Flugobjekt bekannt. Der Ballon sei rund 61 Meter hoch gewesen und habe vermutlich so viel wie ein kleines Linienflugzeug gewogen, sagte der Befehlshaber des Nördlichen Kommandos der Vereinigten Staaten, Glen VanHerck. Die Ermittler wollen so viel wie möglich bergen – auch um die Geräte an Bord auszuwerten.
Das Trümmerfeld habe eine ungefähre Grösse von 1500 mal 1500 Metern, sagte VanHerck. Aufgrund des Seegangs seien die Arbeiten unter Wasser zunächst erschwert worden. Der Einsatz finde in rund 15 Metern Wassertiefe statt.
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