Flammenwerfer TOS-1 Russlands gefährlichste konventionelle Waffe

phi

22.1.2022

Feuer! Eine TOS-1 am 16. Dezember bei einem Manöver nahe Orenburg.
Feuer! Eine TOS-1 am 16. Dezember bei einem Manöver nahe Orenburg.
KEYSTONE

An der Grenze zur Ukraine hat Russland eine Waffe platziert, die der Horror jedes Infanteristen ist: Der TOS-1-Raketenwerfer besprüht ein Gebiet erst mit Chemikalien, die dann entzündet werden. Nicht mal Bunker sind sicher.

phi

22.1.2022

Das Fahrzeug sieht fast ein bisschen drollig aus – so als hätte jemand den Anschluss eines Scart-Kabels herausgenommen und auf einen Panzer gesetzt. Doch mit der TOS-1 ist beileibe nicht zu spassen: Der Raketenwerfer der russischen Armee sucht seinesgleichen.

Das schwere Flammenwerfersystem TOS-1 Buratino – Buratino ist das russische Pinocchio-Pendant – und TOS-1A «Sonnenhitze», das hier zu sehen ist, sind die Angst jedes Infanteristen.
Das schwere Flammenwerfersystem TOS-1 Buratino – Buratino ist das russische Pinocchio-Pendant – und TOS-1A «Sonnenhitze», das hier zu sehen ist, sind die Angst jedes Infanteristen.
Bild: WikiCommons/Goodvint

Natürlich ist dieses Artilleriesystem auch jetzt im Einsatz, wenn Russland an der Grenze zur Ukraine den politischen Druck durch militärischen Aufmarsch erhöht. Sollte es tatsächlich zu einem Einmarsch kommen, wäre die TOS-1 an vorderster Front.

Das hat gleich mehre Gründe. Erstens: Die Reichweite beträgt maximal lediglich 10 Kilometer. Zweitens: Die Waffe eignet sich ideal zum Minenräumen – das ukrainische Grenzgebiet ist voll von Sprengfallen. Und drittens: Die TOS-1 eignet sich perfekt, um eingegrabene Infanterie und Bunker zu eliminieren.

Schon das Abfeuern bei Nacht sieht sehr eindrücklich aus – dabei sind die Einschläge noch vielfach explosiver.

Wie das geht? Der Raketenwerfer ruht auf dem Chassis eines T-72-Panzers und kann je nach Variante 30 oder 24 Projektile mit Brandladungen oder thermobarischen Sprengköpfen abfeuern. Sprich: Das Projektil verteilt im Zielgebiet erst eine feine Aerosolwolke einer leicht brennbaren Chemikalie, die dann im nächsten Schritt gezündet wird.

Ein einzelnes Fahrzeug setzt so eine Fläche von 200 mal 400 Meter in glühendes Feuer. Bei Projektilen mit theromobarischem Sprengkopf wird die Hitzewirkung noch gesteigert und verstärkt mit dem ausgelösten Druck die ohnehin schon verheerenden Folgen des Angriffs.

Keine Luft zum Atmen

Dass auf diesem Weg grossflächig Minenfelder geräumt werden und Soldaten in Gräben ausgeschaltet werden können, leuchtet ein. Doch auch in einem Bunker wäre niemand sicher: Die Hitze des Feuers und der Druck schaffen im Zielgebiet ein kurzzeitiges Vakuum, weil ein Grossteil des Sauerstoffs verbraucht wird.

Selbst in Unterständen, Kellern oder Schutzräumen verursacht das kurzzeitige Vakuum Risse in der Lunge oder das Platzen von Organen. Mindestens 44 TOS-1 sollen im Arsenal der russischen Armee stehen, die auch schon im Einsatz standen: Die Premiere hatte das System Ende der 80er Jahre, als damit Afghanen im berüchtigten Pandschir-Tal bekämpft wurden.

Ende der 90er Jahre soll Moskau den Mega-Flammenwerfer im Kampf um Grosny im Zweiten Tschetschenienkrieg eingesetzt haben, während der Irak im Jahr 2014 mit den TOS-1 gegen den sogenannten Islamischen Staat bekämpft hat. 2016 soll Syrien mit dem System gegen Aufständische in Aleppo vorgegangen sein.

Und: Angeblich verfügen auch die russischen Separatisten in der Ukraine über die Waffe. Es bleibt zu hoffen, dass die TOS-1 2021 nicht Schlagzeilen macht.

Passgenau und treffsicher – so wird das System beladen.