Beginn einer Serie? Vulkanausbrüche auf Island könnten noch Jahrzehnte dauern

dpa/toko

28.6.2024 - 00:00

Die Sonne geht über dem aktiven Krater eines  Vulkans bei Grindavik auf Island auf.
Die Sonne geht über dem aktiven Krater eines Vulkans bei Grindavik auf Island auf.
dpa

Der Südwesten Islands wird von zahlreichen Vulkanausbrüchen heimgesucht. Forscher vermuten, dass die jüngsten Lavaströme erst der Anfang einer lang anhaltenden Serie sind.

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28.6.2024 - 00:00

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Auf Island gab es zuletzt immer wieder Vulkanausbrüche.
  • Einer neuen Studie zufolge könnten diese nur den Beginn einer jahrzehntelangen Serie sein.
  • Die am dichtesten besiedelte Region des Landes sowie die lebenswichtige Infrastruktur ist demnach möglicherweise noch lange bedroht
  • Allein seit Dezember vergangenen Jahres kam es zu fünf grösseren Vulkanausbrüchen. In der betroffenen Region lebt ein Grossteil der Bevölkerung der Nordatlantik-Insel.

Die jüngsten Vulkanausbrüche auf Island könnten Forschenden zufolge noch Jahrzehnte dauern. Die am dichtesten besiedelte Region des Landes sowie die lebenswichtige Infrastruktur ist dadurch möglicherweise noch lange bedroht, wie aus einer Studie internationaler Forschender hervorgeht, die am Mittwoch im Fachblatt «Terra Nova» veröffentlicht wurde. 

Im Jahr 2021 begann die Ausbruchsserie auf der Reykjanes-Halbinsel im Südwesten der Insel, nur rund 55 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Reykjavik. Allein seit Dezember vergangenen Jahres kam es zu fünf grösseren Vulkanausbrüchen. Dabei strömte Lava aus länglichen Rissen in der Erde hervor, weshalb man diese Art von Ausbrüchen auch als Spalteneruption bezeichnet. Einige Häuser wurden dabei von Lava erfasst.

Betroffene Region verhältnismässig stark besiedelt

In der betroffenen Region lebt ein Grossteil der Bevölkerung der Nordatlantik-Insel. Zudem liegen dort der einzige internationale Flughafen und mehrere geothermische Kraftwerke, die Warmwasser und Strom für das Land liefern. Zuletzt sei die Halbinsel vor knapp 800 Jahren vulkanisch inaktiv gewesen, heisst es in der Studie.

Für ihre Untersuchung haben die Forschenden Erdbebendaten der vergangenen drei Jahre ausgewertet und Lava-Proben von mehreren Orten genommen. Sie verglichen das flüssige Gestein, das an verschiedenen Orten aus der Erde strömte, in Bezug auf die chemischen und physikalischen Eigenschaften. So wollten sie darauf schliessen, ob es von der gleichen Magma-Kammer im Untergrund stammt oder von verschiedenen Kammern. 

Gesamtansicht der Eruptionsstelle des Vulkans bei Grindavik.
Gesamtansicht der Eruptionsstelle des Vulkans bei Grindavik.
Marco Di Marco/AP/dpa

Die petrografischen Eigenschaften des Magma

Tatsächlich handelt es sich den Untersuchungen zufolge um Magma mit ähnlichen petrografischen Eigenschaften. Das lasse auf ein zusammenhängendes unterirdisches Magma-System schliessen, schreiben die Forschenden. Zusammen mit den seismischen Daten kommen sie zu dem Schluss, dass es sich um eine moderat grosse Magma-Ansammlung in einer Tiefe von etwa neun bis elf Kilometern handelt, die sich über eine Breite von zehn Kilometern erstreckt. Herausgebildet habe sie sich zwischen den Jahren 2002 und 2020.

Das Forschungsteam kommt zu dem Schluss, dass die aktuelle Ausbruchsserie der Beginn einer langen Episode sein könnte. Aber wie lange die Serie wirklich dauere, könnten sie nicht vorhersagen. «Die Natur ist nie regelmässig», sagte Co-Autor Ilya Bindeman, Vulkanologe und Professor für Geowissenschaften an der Universität von Oregon in den USA. «Wir wissen nicht, wie lange und wie häufig sie in den nächsten zehn oder gar hundert Jahren anhalten wird. Es wird sich ein Muster herausbilden, aber die Natur weist immer Ausnahmen und Unregelmässigkeiten auf.»

Island liegt auf dem Mittelatlantischen Rücken, also der tektonischen Plattengrenze, an der sich die nordamerikanische und die eurasische Platte auseinanderschieben. In Island kommt es deswegen häufig zu Vulkanausbrüchen, doch dauern die Ausbrüche der zentraler gelegenen Vulkane meist nur wenige Tage oder Wochen, so wie im Jahr 2010 der Ausbruch des Vulkangletschers Eyjafjallajökull. Die Spalteneruptionen hingegen können viel länger dauern.

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