Steile These Physiker behauptet: Kontakt mit Aliens wäre unser Ende – oder ihres

tafi

6.12.2019

Eine Mumie aus der Wüste Atacama in Chile erinnert an gängige Vorstellungen von Ausserirdischen: Dabei hatten wir mit denen noch gar keinen erwiesenen Kontakt.
Eine Mumie aus der Wüste Atacama in Chile erinnert an gängige Vorstellungen von Ausserirdischen: Dabei hatten wir mit denen noch gar keinen erwiesenen Kontakt.
Bhattacharya S et al./COLD SPRING HARBOR LABORATORY/dpa

Ein russischer Physiker will herausgefunden haben, warum wir noch keine Aliens getroffen haben. Seine These ist ziemlich beunruhigend – und sagt der Menschheit ein düsteres Schicksal vorher.

Wenn es fremdes Leben im Universum gibt, warum haben wir es dann nicht längst gefunden? Mit diesem als Fermi-Paradoxon bekannten Gedankengang setzen sich Wissenschaftler seit fast 70 Jahren auseinander. Ein russischer Physiker hat nun eine Antwort gefunden, die alles andere als schmeichelhaft für die menschliche Zivilisation ist.

Allein unsere Galaxie enthält 100 bis 300 Milliarden Sterne. Und sie ist so alt, dass selbst vergleichbar langsame Raumschiffe oder Sonden ausserirdischer Zivilisationen uns längst erreicht haben könnten. Doch weder haben Radiosignale fremder Kulturen den Weg zur Erde gefunden, noch konnten wir irgendwelche Spuren extraterrestrischer Technik entdecken.

Dieses Paradoxon zwischen der scheinbar endlosen Möglichkeit fremden Lebens im Weltall und dem völligen Fehlen konkreter Hinweise darauf beschrieb der Physiker Enrico Fermi schon im Jahr 1950. Der Physiker Alexander Berezin von der Nationalen Forschungsuniversität für Elektronische Technologie (MIET) in Moskau behauptet nun, das Fermi-Paradoxon aufgelöst zu haben.

Dem Untergang geweiht

Berezin geht in einer auf der Wissenschaftler-Plattform Arxiv zur Diskussion gestellten These davon aus, dass eine Zivilisation, sobald sie die Fähigkeiten zu interstellaren oder intergalaktischen Reisen erworben hat, unweigerlich alle anderen Zivilisationen auslöschen wird. Er nennt dieses Prinzip «First in, last out». Auf Deutsch sinngemäss: Die Ersten, die da sind, und die letzten, die gehen.

Dabei unterstellt Berezin in seiner kontroversen These den Weltenzerstörern keine böse Absicht. Die auf maximale Expansion ausgerichtete Zivilisation würde weniger entwickelte Lebensformen schlicht und einfach nicht bemerken.



Was Berezin dann schreibt, erinnert an Douglas Adams' satirischen Roman «Per Anhalter durch die Galaxis», in dem die Erde einer intergalaktischen Schnellstrasse weichen musste. «Wahrscheinlich würde uns eine hochentwickelte Lebensform einfach nicht wahrnehmen, so wie ein Bauarbeiter einen Ameisenhaufen, den er zerstört, nicht als schützenswert wahrnimmt, wenn er ein Haus baut.»

Verdammte Menschheit

Denkt man diese steile These weiter, kann sich die Menschheit glücklich schätzen, noch nicht ausgelöscht worden zu sein. Der Physiker geht allerdings noch einen Schritt weiter und sagt unserer Spezies eine Zukunft voraus, die «schlimmer ist als die komplette Vernichtung unserer Zivilisation.»



Denn Berezin benennt den Grund dafür, dass wir noch keinen Kontakt mit Ausserirdischen hatten, wie folgt: Andere Lebensformen hätten sich noch nicht auf unser Niveau entwickelt. Das heisst, sie haben keine Raumfahrtprogramme und können keine interstellaren Kommunikationssignale senden.

In der Schlussfolgerung bedeutet das für Berezin: Wir Menschen sind die ersten, die technisch in der Lage sein werden, das Universum zu kolonialisieren – und sind demzufolge dazu verdammt, in den nächsten Milliarden von Jahren alle anderen Zivilisationen auszulöschen.

Vereinfachte Annahmen

Die Menschheit als böse Supermacht des Universums? Skepsis mag durchaus angebracht sein: Berezins These wartet seit geraumer Zeit darauf, wissenschaftlich überprüft zu werden. Bislang haben sich keine Kollegen gefunden, die sich mit der vermeintlichen Lösung des Fermi-Paradoxons auseinandersetzen möchten.

Das mag auch daran liegen, dass der russische Physiker mehrere Vereinfachungen in seinen Annahmen vorgenommen hat. Unter anderem reduziert er die Definition von Leben auf den Kernpunkt Wachstum, den er als Drang bezeichnet, sich über den Ursprungsplaneten hinaus auszudehnen. Wird dieser Drang die dominante Kraft, ist alles andere Leben im Universum in Gefahr.



Obwohl es allein in der Geschichte der Menschheit genügend Beispiele gegeben hat, wie tödlich ein unkontrollierter Kolonisationsdrang ist, hofft Berenzin, dass das von ihm skizzierte Schicksal der Menschheit (und aller anderen Lebensformen im Universum) nicht in Stein gemeisselt ist.

«Ich hoffe, dass meine Vorhersagen falsch sind», beschliesst er seine These. Die einzige Möglichkeit, das herauszufinden, sei es, das Universum weiter nach anderen Lebensformen abzusuchen. Hoffentklich können wir mit ihnen reden, bevor die ersten intergalaktischen Raumschiffe die Erde auf dem Pfad der Zerstörung verlassen.

Mysteriöse Wesen und Kreaturen

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