Empfohlen, aber nicht zugelassenSchweizer kommen nicht an die Corona-Pille Paxlovid
lpe
22.4.2022
Paxlovid soll Risikopatienten vor schweren Verläufen schützen. In der EU ist die «Anti-Corona-Pille» seit Monaten im Einsatz, in der Schweiz haben weder Swissmedic noch BAG Nägel mit Köpfen gemacht.
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22.04.2022, 12:37
22.04.2022, 12:41
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Wie funktioniert Paxlovid?
Das Medikament sollte in einem möglichst frühen Stadium einer Covid-19-Erkrankung eingenommen werden, und zwar laut Angaben des Herstellers Pfizer während fünf Tagen zweimal täglich je drei Tabletten.
Warum ist das Medikament so gefragt?
Laut Studien schützt Paxlovid zu knapp 90 Prozent vor einem schweren oder tödlichen Verlauf – das Medikament gilt als besonders geeignet für Menschen, die sich aufgrund einer Krankheit nicht impfen lassen können. In der Schweiz sind dies gemäss Schätzungen zwischen 100'000 und 200'000 Menschen. Da das Medikament in Tablettenform verabreicht wird, ist es sehr praktisch: Es kann zu Hause ohne ärztliche Überwachung eingenommen werden.
Paxlovid soll jedoch nicht nur Hospitalisationen verhindern, sondern könnte gemäss ersten Erfahrungsberichten auch gegen Long Covid helfen. Dies meldet die Nachrichtenagentur Reuters, die sich auf zwei noch unveröffentlichte Studien aus den USA beruft. Klinische Studien sind zu diesem Thema noch nicht verfügbar.
Der Expertenrat WHO hat heute die Empfehlung des Medikaments bekannt gegeben, zumindest für Betagte, Ungeimpfte sowie Personen mit Vorerkrankungen.
Paxlovid muss möglichst schnell nach der Infektion eingenommen werden, nach Angaben der WHO innert der ersten fünf Tage nach Auftreten von Symptomen. Ob es auch bei Schwerkranken noch Wirkung zeige, gehe aus den bisherigen Studien nicht hervor.
Das Medikament ist vor «allem» für Risikopatienten vorgesehen, die meist wegen Vorerkrankungen bereits auf andere Medikamente angewiesen sind. Da es zu Wechselwirkungen kommen kann, empfiehlt die WHO, die Einnahme mit dem behandelnden Arzt abzuklären.
Ist das Medikament eine Alternative zur Impfung?
Das Medikament sei keine Alternative zur Impfung, betonte WHO-Expertin Janet Diaz heute. Zur Verhinderung einer schweren Erkrankung und Minderung des Infektionsrisikos sei die Impfung weiterhin das wichtigste Mittel. Auch milde Infektionen könnten zu langfristigen Gesundheitsbeeinträchtigungen führen.
Das Medikament darf laut Swissmedic auf Empfehlung des Bundesamts für BAG verschrieben werden. Das Medikament zu erhalten, ist jedoch schwierig: Paxlovid ist in der Schweiz weder zugelassen, noch hat das BAG das Medikament beim Hersteller Pfizer bestellt. Der Antrag auf Zulassung ist seit Mitte Januar bei Swissmedic hängig. Verhandlungen zwischen BAG und Pfizer, die seit Ende Dezember laufen, blieben bisher ohne Resultat.
An das Medikament zu gelangen, ist mühsam, wie die Erfahrungen der Interessengemeinschaft Risikogruppe Schweiz zeigen. Die IG versuchte in Deutschland das Medikament zu erwerben – jedoch ohne Erfolg, da die Abgabe ins Ausland nicht erlaubt sei, wie sie auf Twitter meldet.
Wir haben versucht, einen Weg zu finden, Paxlovid via Deutschland zu erhalten (Privatrezept für Selbstzahler). Gestern Nachmittag wurde klar: Es ist nicht erlaubt. #IGRisikogruppe#YesWeCarepic.twitter.com/gRmfYv8IGD
— IG Risikogruppe Schweiz (@IGRisikogruppe) April 7, 2022
In der EU ist das Medikament seit Ende Februar verfügbar. Bedingt zugelassen wurde es bereits ein Monat zuvor, nur wenige Wochen nach dem Zulassungsantrag durch die Herstellerfirma Pfizer.
Welche Alternativen gibt es?
In der Schweiz sind fünf Covid-Medikamente zugelassen, fünf weitere Medikamente befinden sich noch unter Begutachtung durch Swissmedic. Problem bei den zugänglichen Medikamenten: Es kann noch nicht abschliessend beurteilt werden, wie gut sie auch gegen die neuen Varianten wirken. Positive Erfahrungen wurden mit dem Medikament Xevudy der Tessiner Firma «Humabs Bio Med» sowie Remdesivir gemacht, das seit Ende 2020 befristet für Erwachsene zum Schutz gegen Corona zugelassen ist.
Ebenfalls effektiv gegen die neusten Varianten soll laut Hersteller AstraZeneca das Medikament Evusheld wirken. Es kommt auch präventiv zum Einsatz. Dieses Medikament ist jedoch in der Schweiz ebenfalls noch nicht zugelassen.