Abwehr-Mission im All Asteroid getroffen, Auswirkung noch unklar

dpa

27.9.2022 - 04:58

NASA plant Bruchlandung

NASA plant Bruchlandung

Lässt sich ein auf die Erde zufliegender Asteroid ablenken, wenn ein Flugobjekt diesen mit grosser Geschwindigkeit rammt? Das will die Nasa-Mission DART herausfinden und plant die Bruchlandung einer Sonde auf einem 170 Meter langen Asteroiden.

15.09.2022

Klingt wie Hollywood, ist aber eine echte Nasa-Mission: Erstmals hat die US-Raumfahrtbehörde absichtlich eine Sonde in einen Asteroiden gesteuert, um zu testen, ob so im Ernstfall eine Abwehr möglich wäre.

Erstmals ist eine Sonde der US-Raumfahrtbehörde Nasa bei einem Abwehr-Test im Weltraum absichtlich in einen Asteroiden gekracht. Die nur mit einer Kamera ausgestattete unbemannte Sonde der Mission «Dart» (Double Asteroid Redirection Test) steuerte wie geplant in den Asteroiden Dimorphos, wie Live-Bilder der Nasa zeigten.

Es handelt sich dabei um einen ersten Versuch, um herauszufinden, ob es möglich sein könnte, die Flugbahn eines Asteroiden auf diese Weise abzuändern. Die Mission habe Geschichte geschrieben, sagte Nasa-Managerin Lori Glaze. «Wir brechen jetzt in eine neue Ära der Menschheit auf, in der wir die Möglichkeit haben könnten, uns gegen den Einschlag eines Asteroiden zu schützen.» 

Bild zeigt rote Störung

Auf den von der Kamera der Sonde zur Erde übertragenen Bildern wurde der Asteroid Dimorphos erst rund eine Stunde vor dem Einschlag als heller Punkt sichtbar, wurde dann immer grösser und war schliesslich mit Oberflächendetails und Schattierungen zu sehen – bis die Kamera beim Einschlag zerstört wurde und das Bild eine rote Störung anzeigte.

Im Kontrollzentrum der Nasa brach daraufhin Jubel aus, das Team klatschte und umarmte sich gegenseitig. Bis kurz vor Aufprall war nicht ganz sicher gewesen, ob die mit einer Geschwindigkeit von rund 6,6 Kilometern pro Sekunde fliegende Sonde von der Grösse eines Getränkeautomaten, die die letzten Minuten im Autopilot unterwegs war, den Asteroiden von der Grösse eines Fussballstadions auch wirklich treffen würde.

«Wir haben diesen Moment schon so lange geplant und so viel darüber gesprochen – aber die Bilder haben meine Erwartungen übertroffen», sagte Nasa-Managerin Nancy Chabot. Nasa-Chef Bill Nelson gratulierte seinem Team. «Das habt ihr richtig gut gemacht.» Die würfelförmige «Dart»-Sonde war im November mithilfe einer «Falcon 9»-Rakete von Kalifornien aus gestartet.

Der Asteroid Didymos (oben links) and sein Mini-Mond Dimorphos, rund 2,5 Minuten vor dem Aufprall der Dart-Sonde.
Der Asteroid Didymos (oben links) and sein Mini-Mond Dimorphos, rund 2,5 Minuten vor dem Aufprall der Dart-Sonde.
Bild: Nasa/Johns Hopkins APL

Keine Gefahr für die Erde

Dimorphos, eine Art Mond des Asteroiden Didymos, stellt Berechnungen der Nasa zufolge derzeit keine Gefahr für die Erde dar – und die Mission ist so angelegt, dass der Asteroid auch nach dem Aufprall der Sonde keine Gefahr darstellen soll. Von der rund 330 Millionen Dollar teuren Mission erhofft sich die Nasa Erkenntnisse darüber, wie die Erde vor herannahenden Asteroiden geschützt werden könnte.

Mit dieser Frage beschäftigen sich die Nasa und Forscher auf der ganzen Welt schon seit vielen Jahren. Ein Asteroideneinschlag vor rund 66 Millionen Jahren gilt unter Wissenschaftlern beispielsweise als führende Theorie dazu, warum die Dinosaurier ausstarben. Derzeit wissen Wissenschaftler von keinem Asteroiden, der in absehbarer Zeit direkt auf die Erde zurasen könnte – aber Forscher haben rund 27'000 Asteroiden in der Nähe unseres Planeten identifiziert, davon rund 10'000 mit einem Durchmesser von mehr als 140 Metern.

Abbildung der NASA-Raumsonde «Dart» und des «LICIACube» (rechte untere Ecke) der italienischen Raumfahrtagentur (ASI) vor dem Einschlag.
Abbildung der NASA-Raumsonde «Dart» und des «LICIACube» (rechte untere Ecke) der italienischen Raumfahrtagentur (ASI) vor dem Einschlag.
Bild: Keystone/EPA/Nasa/Johns Hopkins APL/Steve Gribben

Nach dem erfolgreichen Aufprall beginne nun die eigentliche wissenschaftliche Arbeit, sagte Nasa-Managerin Glaze. Die Forscher müssen nun untersuchen, ob sich die rund zwölfstündige Umlaufbahn des Dimorphos durch den Einschlag der Sonde verändert hat – und wenn ja, inwiefern sie sich verändert hat. 2024 soll zur noch genaueren Erforschung dieser Frage die Mission «Hera» der Europäischen Raumfahrtagentur Esa starten.

dpa