Streicheln erlaubtKann das Coronavirus tatsächlich auch Haustiere befallen?
tafi
4.3.2020
Sie sind die besten Freunde des Menschen: Nachdem vorige Woche erstmals ein Hund positiv auf das Coronavirus getestet worden sein soll, geben Experten Entwarnung.
Trotz der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus droht nach Einschätzung eines Experten kaum eine Gefahr durch Haustiere.
Der Fall in Hongkong, wo der Erreger Sars-CoV-2 bei einem Hund nachgewiesen worden sein soll, sei in der wissenschaftlichen Literatur nicht bestätigt, sagte Albert Osterhaus, Virologe an der Tierärztlichen Hochschule Hannover, Deutschland. «Sehr zurückhaltend» betrachte er den Fall deshalb, so der Experte Osterhaus.
Ende vergangener Woche hatte das Hongkonger Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei und Naturschutz (AFCD) informiert, dass Proben aus der Nasen- und Mundhöhle eines Hundes «schwach positiv» auf das neue Coronavirus getestet worden seien. Es sei vermutlich das erste Mal, dass ein Hund weltweit positiv auf das Virus getestet wurde.
Der Hund, so berichtet CNN, habe keinerlei Symptome gehabt, sei aber vorsorglich unter Quarantäne gestellt worden und soll regelmässig getestet werden, bis das Ergebnis negativ sei. Obwohl die Behörde rät, Haustiere von Menschen, die mit dem Coronavirus infiziert sind, für 14 Tage unter Quarantäne zu stellen, betonen AFCD und die Weltgesundheitsorganisation WHO, dass es keinen Beweis dafür gibt, dass Haustiere wie Katzen oder Hunde mit dem Coronavirus infiziert werden können.
Hunde so gefährlich wie Türklinken
Hunde können zwar positiv auf das Virus getestet werden, müssen aber nicht infiziert sein. Fakt ist, dass Coronaviren auf Oberflächen und Gegenständen einige Zeit überleben – wie lange genau, das wissen Forscher noch nicht exakt.
«Die vorliegenden Beweise deuten darauf hin, dass Hunde das Coronovirus nicht stärker verbreiten als leblose Gegenstände wie etwa Türklinken», schrieb Sheila McClelland, die Gründerin der in Hongkong ansässigen Lifelong Animal Protection Charity (LAP), in einem Brief an die Behörden von Hongkong.
Auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) weist darauf hin, dass es «keine Hinweise auf das neue Coronavirus bei Haustieren (Hunden, Katzen usw.) oder in der Schweiz häufig vorkommenden Nutztieren» gibt.
Der Ursprung des Virus sei noch nicht bestimmt, «daher können wir momentan nicht einschätzen, welche Tierart – wenn überhaupt – betroffen sein könnte.» Es gelten laut BAG nach Kontakt mit Tieren weiterhin die üblichen Hygienemassnahmen wie beispielsweise Hände gründlich waschen.
Haustiere spielen bei der Übertragung keine Rolle
Wie der deutsche Virologe Albert Osterhaus gehen die meisten Experten davon aus, dass es unwahrscheinlich sei, dass Haustiere bei der Übertragung des Virus auf den Menschen eine Rolle spielten. Zwar gebe es auch bei Hunden und Katzen Coronaviren. Dies seien aber andere Erreger als Sars-CoV-2, die keinerlei Atemprobleme verursachen, wie Hongkongs Chefveterinärin Jane Gray CNN sagte.
Dass einige Haustierbesitzer in China ihre Hunde mit Atemmasken ausrüsteten, sei völlig sinnlos und würde die Tiere nur stressen. Besorgte Hundehalter sollten allenfalls die Pfoten ihrer Tiere mit Desinfektionstüchern reinigen. «Aber nicht zu häufig, da die Ballen sonst austrocknen», warnt Gray.
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02.03.2020
Tiere leiden unter der Panik
Die derzeit grassierenden Ängste ähnelten der Panik beim SARS-Ausbruch 2003. Auch damals fanden Wissenschaftler keine Beweise, dass Hunde und Katzen das Virus übertragen. Wie 2003 sei auch heute zu beobachten, dass die Tiere unter der generellen Angst ihrer Besitzer litten.
Die Zahl der ausgesetzten Tiere sei in Hongkong seit dem Ausbruch der Coronavirus-Epidemie signifikant gestiegen, berichtet die Tierschützerin McClelland – sie befürchtet Zustände wie bei der SARS-Epidemie: Damals hatte es vor allem aus Peking Berichte gegeben, dass Katzen ihren Besitzern von angsterfüllten Nachbarn weggenommen würden. Auch sollen damals viele Katzen getötet worden sein.
Im Vergleich zu Bakterien sind Viren winzig klein. Bakterien haben einen Durchmesser von 0,6 bis 1,0 Mikrometer. Viren kommen gerade einmal auf 22 bis 330 Nanometer. Ein Nanometer entspricht dem Millionstel eines Millimeters.
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Da sie nicht wie etwa Bakterien über einen eigenen Stoffwechsel verfügen, zählen Viren per Definition nicht zu den Lebewesen. Sie bestehen aus genetischem Material und Proteinen. Vermehren können sie sich nur mithilfe eines Wirts. Ob ein Virus in eine Zelle eindringen kann, hängt von den Oberflächenstrukturen des jeweiligen Virus beziehungsweise von der Beschaffenheit der Körperzellenhülle ab.
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Unsere Zellen verfügen über einen Zellkern und eine Hülle aus Proteinen, auch Rezeptoren genannt. Das Aussehen der Rezeptoren ist davon abhängig, um welchen Zelltypen es sich handelt.
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So unterscheiden sich Hautzellen von Zellen im Gehirn oder der Lunge. Passen die Aussenstrukturen des (für uns schädlichen) Virus und der Zelle zueinander, kann das Virus an die Zelle andocken (Adsorptionsphase).
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Jetzt ist es dem Virus möglich, sein Erbgut in die spezifische Körperzelle einzuschleusen (Injektionsphase). Nun beginnt sich das Virus, vereinfacht ausgedrückt, in der Wirtszelle zu vermehren.
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Werden zu viele Viren produziert (Latenzphase), platzt die Wirtszelle und die freigesetzten Viren (Lytische Phase) suchen sich neue, passende Wirtszellen.
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So vielfältig wie die Virenwelt, so unterschiedlich ist ihr Übertragungsweg. Erkältungs- oder Influenzaviren verbreiten sich zum einen über Schmierinfektionen. Das geschieht zum Beispiel, indem sie über das Händeschütteln oder einen gemeinsam genutzten Gebrauchsgegenstand zu einer anderen Person wandern und dann in die Nasen-Rachenschleimhäute gelangen.
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Zum anderen können sie via Tröpfcheninfektion weitergegeben werden. Das geschieht, indem kleine Speicheltröpfchen, wie sie beim Niesen oder Husten entstehen, an die Raumluft abgegeben und von anderen Personen eingeatmet werden.
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Damit infektiöse Tröpfchen beim Husten oder Niesen in möglichst geringem Masse herumwirbeln, macht es Sinn, in die (bekleidete) Armbeuge zu Husten oder zu niesen.
Vor einer «echten» Grippe schützt eine Impfung, die jährlich aufgefrischt werden muss. Wer sich darüber hinaus regelmässig gründlich die Hände mit Wasser und Seife wäscht und den Kontakt zu Menschen mit Erkältungssymptomen meidet, hat gute Chancen, gesund durch die Grippe- und «Pfnüselsaison» zu kommen.
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Andere Viren wie etwa das HI- oder das HBV-Virus (Hepatitis B) werden ausschliesslich über Blut oder Körperflüssigkeiten übertragen.
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Im Zusammenhang mit kursierenden Viruserkrankungen wie der Grippe (Influenza) oder SARS- beziehungsweise Coronavirus-Infektionen, tauchen die Begriffe Ausbruch, Epidemie oder Pandemie auf.
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Von einem Ausbruch spricht man dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) zufolge, wenn eine Krankheit innerhalb einer begrenzten Gemeinschaft, Region oder Saison vermehrt auftritt. Ein Beispiel dafür ist das Norovirus, das den Magen-Darmtrakt befällt.
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Tritt eine Infektionskrankheit stark gehäuft, örtlich oder zeitlich begrenzt auf, wie etwa die saisonale Grippe, spricht man von einer Epidemie.
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Ist von einer Pandemie die Rede, so hat sich eine Infektionskrankheit über mehrere Länder beziehungsweise Kontinente verbreitet. Dann besteht (unter gewissen Umständen) Gefahr für einen grossen Teil der Weltbevölkerung.
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