Britische StudieImpfstoff von Astrazeneca «hochwirksam» bei Älteren
AFP/SDA/dpa/uri
2.3.2021
Der Impfstoff von Astrazeneca hat ein Imageproblem – in der Schweiz ist er aufgrund fehlender Daten noch nicht einmal zugelassen. Nun gibt es gute Nachrichten: Laut britischen Forschern ist der Impfstoff bei älteren Personen besonders effektiv.
Die Corona-Impfstoffe von Astrazeneca und Pfizer/Biontech haben sich einer Studie zufolge als sehr effektiv erwiesen. Den Daten der britischen Gesundheitsbehörde zufolge wurde die Zahl der Spitaleinweisungen durch eine erste Dosis mit einem der beiden Vakzine drei bis vier Wochen nach der Impfung um 80 Prozent verringert. Der britische Gesundheitsminister Matt Hancock begrüsste die Studienergebnisse als «extrem gute Nachricht».
«Die detaillierten Daten zeigen, dass der Schutz vor einer Corona-Infektion, den man 35 Tage nach der ersten Impfung erhält, für den Oxford-Impfstoff sogar etwas besser ist als für Pfizer», fügte Hancock hinzu. Das Vakzin von Astrazeneca, das unter Beteiligung der Oxford-Universität entwickelt worden war, war zuletzt in einigen Ländern auf Vorbehalte gestossen.
Nach einer Dosis sogar effektiver als Biontech/Pfizer-Vakzin
Der Studie zufolge zeigte eine erste Dosis von Astrazeneca bei älteren Menschen einen Ansteckungsschutz von 60 bis 73 Prozent, während das Vakzin von Pfizer und Biontech zu 57 bis 61 Prozent vor Corona schützte.
«Dies ist ein weiterer Beleg dafür, dass die Impfstoffe funktionieren, um Infektionen zu reduzieren und Leben zu retten», sagte die Leiterin des Bereichs Immunisierung bei der britischen Gesundheitsbehörde, Mary Ramsay. Sie fügte jedoch hinzu, dass weiter unklar sei, ob geimpfte Menschen das Virus weitergeben können, auch wenn sie selbst nicht erkranken.
Auch die Sterblichkeit sei bereits nach einer Impfung deutlich zurückgegangen – um rund 85 Prozent bei den Geimpften ab 70 Jahren im Vergleich zu Ungeimpften dieser Altersgruppe. Für letzteren Wert lagen zunächst nur Daten für den Impfstoff der Unternehmen Biontech und Pfizer vor.
Zulassung in der Schweiz verzögert
Zu berücksichtigen sei bei den Daten aber, dass es sich um Beobachtungsdaten handelt, bei denen eine Reihe von Faktoren die Werte beeinflussen könnte, erläutern die Experten in ihrer Preprint-Studie. So werde die Wahrscheinlichkeit eines positiven Tests wohl dadurch erhöht, dass vielfach zunächst Menschen mit einem höheren Risiko für eine Corona-Infektion geimpft wurden – wie etwa in Spitälern eingelieferte Kranke.
In Grossbritannien haben bereits mehr als 20 Millionen Bürger ihre erste Dosis mit einem der beiden Impfstoffe erhalten. Am Montag meldete das Land 104 Todesfälle und 5455 Neuinfektionen mit dem Coronavirus – fast halb so viele wie vor einer Woche.
Die Zulassung des Covid-19-Impfstoffes von Astrazeneca in der Schweiz hatte sich Anfang Februar verzögert. Bis dato vorliegende Daten reichten Swissmedic für eine Zulassung noch nicht aus. Das Schweizerische Heilmittelinstitut bemängelte vor allem, die aktuellen Daten würden noch keinen positiven Nutzen-Risiko-Entscheid zum Präparat erlauben. Man benötige zuerst noch weitere Angaben zur Sicherheit, Wirksamkeit und Qualität aus einer in Nord- und Südamerika laufenden Phase-III-Studie.
Wann die Impfstoffe von AstraZeneca und Johnson & Johnson zugelassen werden können, hängt von der Qualität der noch fehlenden Unterlagen ab. Eine Prognose ist schwierig. Das rollende Verfahren ermöglicht eine rasche Entscheidung, sobald alle nötigen Angaben vorliegen. pic.twitter.com/ZGi0jsjieW
Deutschland liess den Astrazeneca-Impfstoff wegen fehlender Studien-Daten nur für Personen unter 65 Jahren zu. Aufgrund der negativen Nachrichten zum Produkt stapelten sich hier zuletzt grosse Mengen des Impfstoffs in den Kühlschränken der Bundesländer. Bis Ende Februar wurden laut dem Robert-Koch-Institut lediglich 364'000 Dosen davon geimpft. Laut dem deutschen Bundesgesundheitsministerium wurden indes mehr als 1,4 Millionen Dosen geliefert. Weitere 1,7 Millionen Astrazeneca-Dosen waren seit Samstag für die kommenden Tage geplant.
Die französische Regierung kündigte derweil an, dass der Impfstoff von Astrazeneca künftig für Menschen zwischen 65 und 75 Jahren mit Begleiterkrankungen zugänglich sein soll. Für Menschen über 75 Jahren stehe weiterhin eine Impfung mit den Vakzinen von Pfizer oder Moderna zur Verfügung, sagte Frankreichs Gesundheitsminister Olivier Véran am Montag.
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