100'000 Fälle in den USANach dem Zeckenstich sind sie plötzlich allergisch auf Fleisch
dpa/uri
28.7.2023 - 14:33
Nesselsucht, Bauchschmerzen, Atembeschwerden und Schwindel sind nur einige Symptome: In den USA haben zigtausende Menschen eine Allergie auf Fleisch entwickelt. Auslöser sollen Zeckenstiche sein.
28.07.2023, 14:33
28.07.2023, 14:35
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Der Stich von Zecken hat in den USA womöglich bei Hunderttausenden Menschen zu einer Allergie gegen Fleisch geführt.
Personen, die nach einem Zeckenstich rotes Fleisch konsumieren, zeigen demnach teils folgende Symptome: Nesselsucht, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, starke Bauchschmerzen, Atembeschwerden.
Verantwortlich ist ein Zucker im Zeckenspeichel, der bei den Betroffenen eine Immunreaktion auslöst.
Immer mehr Menschen in den USA entwickeln eine Allergie gegen rotes Fleisch. Ein am Donnerstag vom Center for Disease Control and Prevention veröffentlichter Bericht spricht von mehr als 100'000 Menschen, bei denen die Allergie seit 2010 nachgewiesen wurde.
Auslöser sind demnach Stiche einer Zeckenart. Die Forscher gehen davon aus, dass sogar bis zu 450'000 Amerikaner von der Allergie betroffen seien könnten, ohne es zu wissen. Damit wäre sie die zehnthäufigste Nahrungsmittelallergie in den USA, sagte Scott Commins, Forscher der Universität von North Carolina und Mitverfasser des Berichts.
Es gebe keine bestätigten Todesfälle im Zusammenhang mit der Allergie. Patienten hätten die Symptome aber als erschreckend beschrieben. Dazu zählen Nesselsucht, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, starke Bauchschmerzen, Atembeschwerden, Schwindel sowie Schwellungen der Lippen, des Rachens, der Zunge oder der Augenlider. Die Reaktionen treten erst Stunden nach dem Fleischverzehr auf.
Zucker im Zeckenspeichel löst Allergie aus
Die als Alpha-Gal-Syndrom bezeichnete Reaktion tritt auf, wenn eine durch einen Zeckenstich infizierte Person Rind-, Schweine-, Wild- oder anderes Fleisch von Säugetieren isst oder Milch zu sich nimmt.
Es wird nicht durch einen Keim verursacht, sondern durch einen Zucker, Alpha-Gal, der in Fleisch enthalten ist – und in Zeckenspeichel. Wenn der Zucker über die Haut in den Körper gelangt, löst er eine Immunreaktion aus und kann zu einer schweren allergischen Reaktion führen.
Forscher bringen die Allergie mit der Lone-Star-Zecke in Verbindung, die überwiegend im Nordosten und im Süden der USA verbreitet ist. Den Experten zufolge könnte die Zahl der Fälle gestiegen sein, weil sich die Zecken in andere Regionen ausbreiten. In der Schweiz ist die Zeckenart bislang noch nicht in Erscheinung getreten.
Tropische Zecke überwintert erstmals in Deutschland
Allerdings wurde hierzulande seit 1975 bereits mehrmals die tropische Zeckenart Hyalomma gefunden, die nun erstmals auch in Deutschland überwintert hat, wie «20 Minuten» berichtet.
Hyalomma kann das gefährliche Krim-Kongo-Fieber übertragen und wurde bislang durch Zugvögel in die Schweiz eingeschleppt, wie Forschende der Universität Neuenburg herausfanden.
«Auch durch die Globalisierung des Tourismus und der Warentransporte können fremde Arten wie die Hyalomma-Zecken ihren Weg in die Schweiz finden», erklärte der Parasitologe Alexander Mathis von der Universität Zürich der Agentur Keystone-SDA.
Eine Ansiedlung dieser tropischen Zeckenarten in der Schweiz hielt der Parasitologe 2020 aber noch für unwahrscheinlich. «Unsere Winter sind zu kalt, als dass sich Hyalomma-Zecken hier etablieren könnten.» Mit dem Klimawandel könnte sich das aber auf lange Sicht ändern.
Experten erwarten künftig mehr übertragbare Krankheiten
«Wir glauben, dass in den kommenden Jahren den von Zecken übertragenen Krankheiten grössere Bedeutung zukommen wird», sagte dazu Franz Allenberger, der Leiter des Bereichs Humanmedizin in der österreichischen Agentur für Ernährungssicherheit (AGES).
«Denn einerseits sorgt der Klimawandel mit milderen Wintern für eine Zunahme der Mäusepopulation», des wichtigsten Wirtes für Zeckenlarven. Und zum zweiten werde ebenfalls der Klimawandel dazu führen, «dass der Fichtenbestand deutlich zurückgehen und jener der Buche ebenso deutlich zunehmen wird», so Allenberger.
Die Frucht des Baumes, die Buchecker, sei die Hauptnahrungsquelle für mäuseähnliche Tiere. «Je mehr Kleinnager, umso mehr Zecken», lautet die Rechnung – und daher die vermehrte Bedeutung der Krankheiten, die von dem spinnenartigen Tier übertragen werden, die sich im Zuge dieser Entwicklung explosionsartig vermehren könnten.