Studie zu Extremwetter Die Hitze in Nordamerika ist ziemlich sicher eine Folge der Erderwärmung

dpa

8.7.2021 - 10:01

Waldbrände beim kanadischen Ort Lytton am 1. Juli 2021. 
Waldbrände beim kanadischen Ort Lytton am 1. Juli 2021. 
Bild: Keystone

Kanada und Teile der USA ächzten und einer extremen Hitzewelle: Eine aktuelle Studie kommt zu dem Schluss, dass die Erderwärmung das Ereignis 150 Mal wahrscheinlicher gemacht hat. Künftig könnte es sich statt alle 1000 Jahre alle fünf bis zehn Jahre ereignen. 

Die Extremhitze der vergangenen Tage in Kanada und dem Nordwesten der USA mit bis knapp 50 Grad wäre ohne den Klimawandel so gut wie unmöglich gewesen. Eine hochrangig besetzten internationalen Gruppe von Klimaforschern kommt zu dem Schluss, dass die durch Treibhausgase verursachte Erderwärmung die Hitzewelle 150 Mal wahrscheinlicher gemacht hat. Die Studie des Projekts World Weather Attribution (WWA) wurde bislang allerdings in keinem Fachjournal veröffentlicht.



Die Wissenschaftler verglichen die Temperaturen von Ende Juni und Anfang Juli mit historischen Daten seit dem Jahr 1800. Dabei kamen sie zu dem Schluss, dass die Hitzewelle selbst angesichts des derzeitigen Fortschritts beim Klimawandel ein Ereignis war, das wohl nur in einem von 1000 Jahren vorkommen dürfte. «Das statistische Äquivalent von wirklichem Pech», wie in einer Mitteilung steht. Die beteiligte Forscherin Friederike Otto von der Uni Oxford sagte: «Was wir sehen, ist beispiellos. Es ist nicht normal, dass Wärmerekorde um vier oder fünf Grad Celsius gebrochen werden».

Welchen Grund gibt es für die Hitze?

Vor allem Kanada, aber auch der Nordwesten der USA war in den vergangenen Wochen von einer ungekannten Hitze erfasst worden. Rund 260 Kilometer nordöstlich von Vancouver waren in der kanadischen Gemeinde Lytton 49,6 Grad gemessen worden – zuvor hatte der Rekord in Kanada bei 45 Grad gelegen. Wenige Tage danach war die Ortschaft in einem Flammeninferno fast vollständig zerstört worden. In der Provinz British Columbia wurden innerhalb einer Woche zudem über 700 plötzliche und unerwartete Todesfälle gemeldet.

Satelliten-Grafik des sogenannten Omega-Blocks von Ende Mai 2020 über Kalifornien: Extreme Hitzeereignisse werden laut einer aktuellen Studie durch die Erderwärmung immer häufiger. (Archiv)
Satelliten-Grafik des sogenannten Omega-Blocks von Ende Mai 2020 über Kalifornien: Extreme Hitzeereignisse werden laut einer aktuellen Studie durch die Erderwärmung immer häufiger. (Archiv)
NOAA

Dabei betonen die Forscher, dass es zwar sehr unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich scheint, dass es neben dem Zufall gepaart mit der Erderwärmung noch einen anderen Grund für die Hitze geben könnte: Nämlich, dass der Klimawandel eine Schwelle erreicht habe, bei der sich bislang nicht für möglich gehaltene extreme Wetterphänomene sprunghaft häufen. Darauf deuteten die gesammelten Daten allerdings bislang nicht hin.

Der Studie zufolge könnten die aussergewöhnlichen Vorkommnisse nur ein Vorgeschmack auf die Zukunft auch in nördlichen Breiten wie in Deutschland sein: Eine globale Erderwärmung um zwei Grad Celsius, die bei derzeitigen Emissionen in wenigen Jahrzehnten erreicht würde, könnte Ereignisse wie die Hitze in Nordamerika statt im Schnitt einmal in 1000 Jahren alle fünf bis zehn Jahre geschehen lassen.

dpa