Sensation in SibirienForscher finden drei Wochen altes Säbelzahnkätzchen im ewigen Eis
tafi / dpa
18.11.2024
Der Fund einer Mumie eines kleinen Säbelzahntigers in Sibirien ist eine Sensation: Die Überreste des prähistorischen Raubtiers sind aussergewöhnlich gut erhalten – bis hin zu den Schnurrhaaren.
tafi / dpa
18.11.2024, 22:34
Andreas Fischer
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Forschende haben im ewigen Eis Sibiriens die Mumie einer Säbelzahnkatze entdeckt, die im Alter von drei Wochen verendet war.
Der Fund gilt als wissenschaftliche Sensation.
Die Überreste des Tieres waren aussergewöhnlich gut erhalten und liessen Vergleiche mit heutigen Raubkatzen zu.
Kugelige Pfoten, runder Kopf und plüschiges dunkles Fell: Ein russisches Forschungsteam hat in Sibirien Überreste eines jungen Säbelzahntigers gefunden. Die Mumie ist aussergewöhnlich gut erhalten.
Furchteinflössend wirkt der urzeitliche Räuber allerdings nicht. Bei seinem Tod war das Kätzchen gerade einmal drei Wochen alt.
Wie die Forschungsgruppe im Fachblatt «Scientifc Reports» berichtet, wurde das Tier bereits 2020 in der Nähe des Flusses Badjaricha in der Region Jakutien oberhalb des Polarkreises entdeckt. Dort war es Jahrtausende in einem Eisbrocken konserviert.
Mittels Radiokarbonmethode ermittelten die Wissenschaftler, dass die Säbelzahnkatze vor etwa 35'500 bis 37'000 Jahren lebte, also im späten Pleistozän. Das Kätzchen gehörte zur inzwischen ausgestorbenen Art Homotherium latidens: Die oft als Säbelzahntiger bezeichneten Tiere sind korrekterweise Säbelzahnkatzen.
Kleine Ohren und ein dicker Hals
Im Detail erhalten sind bei dem Kätzchen der Kopf und sogar einzelne Schnurrhaare, die Vorderbeine mit den krallenbewehrten Pfoten sowie der Vorderkörper des Tieres. Auch Knochen der Hüfte und der Hinterbeine wurden gefunden.
Das Forschungsteam verglich die Überreste mit der Anatomie heutiger Löwenjungen gleichen Alters und stellte dabei einige Unterschiede fest. In der Studie heben die Autoren vor allem die dickere, muskulöse Halsregion, die kleineren Ohren und längeren Vorderbeine der Säbelzahnkatze sowie die stark verkürzte und verbreiterte Nase hervor.
Ausserdem hatte das prähistorische Jungtier ein dichteres, dunkleres Fell und breitere, abgerundete Pfoten. Vermutlich handelt es dabei um eine Anpassung an die kalte Umgebung und das Laufen im Schnee.
Insgesamt erweitere die Entdeckung der Mumie von Homotherium latidens in Jakutien das Verständnis über die Verbreitung der Gattung und bestätige ihre Präsenz im späten Pleistozän Asiens, heisst es in der Studie: «Zum ersten Mal in der Geschichte der paläontologischen Forschung wurde das äussere Erscheinungsbild eines ausgestorbenen Säugetiers, das keine Entsprechung in der modernen Fauna hat, direkt untersucht.»