Neuer Bluttest und ImpfungForscher feiern zwei wichtige Erfolge im Kampf gegen Krebs
dmu
15.12.2023
In der Krebsforschung sind Wissenschaftler*innen zwei Durchbrüche geglückt: Ein neuer Bluttest des Paul Scherrer Instituts soll Tumore früher erkennen. Und Moderna setzt Hoffnungen in eine mRNA-Krebsimpfung.
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15.12.2023, 12:07
15.12.2023, 15:49
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Im Kampf gegen Krebs vermelden am Donnerstag sowohl das Schweizer Paul Scherrer Institut (PSI) als auch das amerikanische Biotech-Unternehmen Moderna Erfolge.
Forschende am PSI haben einen neuen Bluttest entwickelt, mit dem Tumore früher erkannt werden sollen.
Moderna veröffentlichte Studiendaten: Eine neue mRNA-Impfung soll in Kombination mit einem Antikörpermedikament gegen schwarzen Hautkrebs wirken.
Kürzlich präsentierte das Bundesamt für Statistik (BFS) die häufigsten Todesursachen in der Schweiz im Jahr 2022: Nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen starben am meisten Menschen an Krebs (23,1 Prozent aller Todesfälle).
Aus der Wissenschaft gibt es nun gleich zwei Durchbrüche in der Krebsforschung zu vermelden: Schweizer Forscher*innen könnten bald dank einem neuen Bluttest Krebs früher entdecken. Und der amerikanische Corona-Impfstoffhersteller Moderna veröffentlichte vielversprechende Daten zu einer mRNA-Krebsimpfung.
Treffsicherheit von 85 Prozent
Blutzellen verraten Tumore im Körper. Einen entstehenden Tumor in einem sehr frühen Stadium zu erkennen, ist für das Überleben von Patientinnen und Patienten entscheidend. Das Schweizer Paul Scherrer Institut (PSI) hat laut einer Medienmitteilung vom Donnerstag in diesem Punkt einen Durchbruch erzielt: Forschende konnten belegen, dass Veränderungen in der Organisation des Zellkerns mancher Blutzellen einen sicheren Hinweis auf einen Tumor im Körper liefern können.
Mit ihrer Technik – unter Einsatz von künstlicher Intelligenz – hätten die Wissenschaftler*innen demnach Gesunde und Erkrankte mit einer Treffsicherheit von rund 85 Prozent unterscheiden können. Ausserdem sei es ihnen gelungen, die Art der Tumor-Erkrankung – Melanom, Gliom oder Kopf-Hals-Tumor – korrekt zu bestimmen. «Das ist das erste Mal weltweit, dass dies jemand geschafft hat», wird PSI-Forschungsgruppenleiter G.V. Shivashankar zitiert.
Aus Sicht der Forschenden sei das neue Verfahren nicht nur auf die untersuchten Tumore anwendbar, sondern auf zahlreiche Krebsarten.
mRNA-Wirkstoff gegen Hautkrebs
Ebenfalls am Donnerstag kommunizierte das amerikanische Biotech-Unternehmen Moderna verheissungsvolle Studienergebnisse. Moderna hofft darauf, in zwei Jahren einen Impfstoff gegen schwarzen Hautkrebs auf den Markt zu bringen. «Wir gehen davon aus, dass das Produkt in einigen Ländern bis 2025 mit einer beschleunigten Zulassung auf den Markt kommen könnte», sagte CEO Stéphane Bancel der Nachrichtenagentur AFP.
Mit dem Impfstoff soll das sogenannte maligne Melanom behandelt werden, die bösartigste Form von Hautkrebs. Der Impfstoff basiert auf der mRNA-Technologie, die auch schon bei den Corona-Impfstoffen zum Einsatz kam. Dabei soll das Immunsystem aktiviert werden. Der Krebs-Impfstoff richtet sich aber nicht gegen einen Krankheitserreger wie das Coronavirus, sondern gegen körpereigene Krebszellen.
Behandelt werden sollen dem Unternehmen zufolge Patientinnen und Patienten, die bereits an Hautkrebs erkrankt sind und denen Melanome entfernt wurden. Der Impfstoff solle dafür sorgen, dass der Krebs nicht zurückkommt.
Kombination aus Medikament und Impfstoff
Bei der bisher üblichen Immuntherapie wird den Patient*innen ein Antikörpermedikament verabreicht, etwa das Mittel Keytruda des US-Pharmakonzerns MSD. In einer klinischen Studie sei nun 157 Proband*innen mit fortgeschrittenen Melanomen Keytruda zusammen mit dem mRNA-Wirkstoff verabreicht worden.
Das Risiko, dass der Krebs zurückkehrt oder die Patient*innen sterben, habe mit der Kombination im Vergleich zu einer Behandlung nur mit Keytruda um 49 Prozent gesenkt werden können.
9310 Männer und 7910 Frauen starben in der Schweiz gemäss BFS im letzten Jahr an Krebs. Beide mit einem Durchschnittsalter von 75 Jahren. Erweisen sich die kürzlich vermeldeten Durchbrüche als so Erfolg bringend wie von den Forschenden erwartet, könnten diese Zahlen mittelfristig tiefer ausfallen.