Ehrgeizige PlanungKommt der Hyperloop wirklich schon in zehn Jahren?
tafi
10.7.2019
Die Vorstellung, Passagiere per Hyperloop, also in einer Röhre mit Hochgeschwindigkeit, quer durch Europa zu befördern, beeindruckt. Nicht nur aus Umweltschutzgründen. Aber werden wir die neue Art des Reisens noch erleben?
Wir schreiben das Jahr 2030. Sie befinden sich in einer eleganten, stromlinienförmigen Kapsel, die durch ein Niederdruckstahlrohr schwebt und auf mehr als 1'000 km/h beschleunigt: Das ist der Hyperloop, die Vision einer futuristischen Transportmethode, für die der umstrittene US-Unternehmer Elon Musk vor sechs Jahren eine mehr als 100 Jahre alte Technolgie an die Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts angepasst hat.
Reine Zukunftsmusik ist der Hyperloop nicht mehr. Grosse Unternehmen investieren viel Geld in Projekte, um den Hyperloop buchstäblich und im übertragenen Sinne auf den Weg zu bringen. Teststrecken werden in Dubais Wüsten errichtet und futuristische Kapseln in europäischen Lagerhäusern enthüllt.
Zuletzt hat die niederländische Firma Hardt Hyperloop in Delft die erste europäische Hyperloop-Teststrecke in Betrieb genommen. Die ist zwar nur 30 Meter lang, verfügt aber über alle notwendigen Komponenten, um die Technik zu testen. In zwei Jahren soll nach der Delfter Vorlage das Forschungszentrum European Hyperloop Centre entstehen. Langfristig planen die Niederländer ein 10'000 Kilometer langes Hyperlook-System durch ganz Europa.
Wie weit ist die Technik überhaupt?
Hyperloop-Befürworter weisen immer wieder darauf hin, dass die Technologie nachhaltiger als die Luftfahrt sei und deutlich schneller als Hochgeschwindigkeitszüge. Aber ist der Hyperloop wirklich zukunftsfähig? Wie hoch sind die technischen Hürden, die noch genommen werden müssen? Werden wir in greifbarer Zukunft wirklich in einer halben Stunde von Amsterdam nach Paris reisen können?
«CNN Travel» hat sich die Technologie genauer angeschaut. Neu ist sie jedenfalls nicht, wie der britische Experte Chris Duale erklärt. Schon im späten 19. Jahrhundert habe der britische Ingenieur Isambard Kingdom Brunel an einem ähnlichen System gearbeitet. Er wollte Transportwegen mit Druckluft transportieren.
Mehr als 100 Jahre später hat Elon Musk die Idee aufgegriffen und 2013 in einem White Paper seinen Traum vom Hyperloop als Mischung aus «einer Concorde, einer elektromagnetischen Schienenkanone und einem Airhockey-Tisch» beschrieben. Das System solle sicherer, schneller, nachhaltiger und effizienter als herkömmliche Transportmittel sein.
Musk hat die Vision, die Arbeit machen andere
Der Tesla- und SpaceX-Gründer lieferte die Vision, die viele andere seitdem umzusetzen versuchen. Beim «Hyperloop Pod Contest» etwa versuchen auch Schweizer Studierende, Geschwindigkeitsrekorde zu brechen. Einige Firmen hingegen arbeiten bereits an der konkreten Umsetzung. Dazu gehören Virgin Hyperloop One, eine US-Firma unter der Leitung von Richard Branson; Hyperloop Transportation Technologies (HyperloopTT), ein US-amerikanisches Start-up, das in China eine Vereinbarung zum Bau einer Teststrecke unterzeichnet hat; das kanadische Unternehmen TransPod; und eben die Niederländer von Hardt Hyperloop.
Allerdings: So umtriebig diese Firmen alle sind und so sehr sie auch jeden kleinen Erfolg feiern – den Hyperloop Wirklichkeit werden zu lassen und in ein reales Transportmittel zu verwandeln, dauert lange. Zu viele Unwägbarkeiten liegen noch vor den den Pionieren. Neben den technischen zum Beispiel auch klaustrophobische. Setzen sich Menschen wirklich in eine Kapsel, um damit bei 1'000 km/h durch einen Tunnel zu rasen, ohne nach draussen blicken zu können? Was, wenn doch mal etwas passiert? Wie werden Passagiere evakuiert? Und halten die Röhren Naturkatastrophen stand?
Viele Hindernisse, grosse Ziele
Dass es viele Hindernisse zu überwinden gibt, ist den Ingenieuren klar, die an der konkreten Umsetzung von Hyperloop-Projekten arbeiten. Grosse Ziele haben sie trotzdem. TransPod-CEO Sebastien Gendron etwa träumt von einem U-Bahn-System mit hoher Zugfrequenz zu erschwinglichen Preisen. Und Ryan Kelly von Virgin Hyperloop One betont: «Wir wissen dass die Physik stimmt, die Technologie funktioniert.»
Ob Hyperloop-Systeme Wirklichkeit werden, liege vor allem an der Politik. «Die wahre Herausforderung besteht eher darin, eine Regierung davon zu überzeugen, dass wenn es ihr ernst damit ist, echte Innovation zu unterstützen, auch Risiken eingegangen werden müssen.»
In Indien soll es 2029 konkret werden
In Indien jedenfalls steckt Virgin Hyperloop One bereits tief im Planungsprozess für eine Strecke zwischen den Städten Mumbai und Pune, die etwa 120 Kilometer voneinander entfernt liegen. Diese Route, sagt Kelly bei «CNN Travel», sei «weltweit die längste».
Er hofft, dass das Unternehmen die Zertifizierung bis 2023 abschliessen und bis 2029 den Betrieb aufnehmen kann. Experten sind sich einig, dass die Timeline in etwa realistisch sei. Und wenn erst eine Firma wirklich losschwebt, werden die anderen schnell folgen, ist sich der Londoner Experte Chris Dulake sicher.
Vielleicht können wir in zehn Jahren ja wirklich in einer Metallröhre über die Oberfläche des Planeten rasen. Kurzstreckenflüge wären dann nur noch eine Erinnerung aus der Vergangenheit.
Der Aviatikdesigner Oscar Viñals hat ein Überschallflugzeug mit Namen «Superb ZunZun» (SZZ) entworfen.
Bild: Dukas/Oscar Viñals
Ein graphische Darstellung der aerodynamischen Ströme. Die innovative Form soll den Überschallknall reduzieren.
Bild: Dukas/Oscar Viñals
Die «Superb ZunZun» im Grössenvergleich mit einem Airbus A380.
Bild: Dukas/Oscar Viñals
Die Kabine ist für elf Passagiere ausgelegt.
Bild: Dukas/Oscar Viñals
Der vordere Teil des Flugzeugs mit Cockpit und Kabine kann im Notfall vom Rumpf abgetrennt werden und per Fallschirm sicher zu Boden schweben.
Bild: Dukas/Oscar Viñals
Die «Superb ZunZun» soll mit einer Geschwindigkeit von annähernd 2500 km/h in weniger als drei Stunden von Paris nach New York donnern. Die Entwicklung von Hyperschallflugzeugen für die militärische und zivile Luftfahrt erhält derzeit wieder Auftrieb, wie die folgenden Beispiele in der Bildergalerie zeigen.
Bild: Dukas/Oscar Viñals
Das US-amerikanische Unternehmen Hermeus will ein Flugzeug mit fünffacher Schallgeschwindigkeit entwickeln.
Bild: Hermeus Corporation
Die Nasa arbeitet gemeinsam mit dem US-Flugzeughersteller Lockheed Martin am besonders leisen Hyperschallflugzeug «X-plane».
Bild: NASA/Lockheed Martin
Das Flugzeug soll mit rund 1500 Kilometern pro Stunde fliegen, ohne einen Überschallknall zu erzeugen.
Bild: NASA/Lockheed Martin
Wissenschaftler von der «Chinese Academy of Sciences» haben ein Modell des I-Plane genannten Hyperschallflugzeugs im Windkanal bis zu einer Geschwindigkeit von über 8600 km/h getestet.
Bild: Twitter/aeroTELEGRAPH
Dieses Hyperschall-Flugzeug, die Spike S-512 gibt es nicht nur als Grafik: Der erste Prototyp des Überschall-Privatjet wurde angeblich bereits erfolgreich getestet, wie der Entwickler Spike Aerospace verlautbart hat.
Bild: Dukas/Spike Aerospace
Sollte das Projekt realisiert werden, können eilige und zahlungskräftige Fluggäste voraussichtlich ab dem Jahr 2023 in dreieinhalb Stunden über den Atlantik brettern.
Bild: Dukas/Spike Aerospace
Die Spike S-512 wird den Fotos zufolge ihren bis zu 22 Passagieren grosse Beinfreiheit bieten, dafür aber keine Fenster.
Bild: Dukas/Spike Aerospace
Stattdessen ist das Innere der Kabine mit einer Bildschirmfläche überzogen, auf die durch Kameras die Flugumgebung in Echtzeit oder natürlich auch Filme oder andere Bilder gezeigt werden können. Laut der US-amerikanischen Entwicklerfirma reduziert der Verzicht auf Fenster das Gewicht des Jets und erhöht die Windschlüpfrigkeit der Aussenhülle.
Bild: Dukas/Spike Aerospace
Mit einer Reisegeschwindigkeit von 1,6 Mach, was ungefähr 1700 km/h entspricht, soll die Flugdauer von London nach New York City von sechs bis sieben auf drei bis vier Stunden halbiert werden.
Bild: Dukas/Spike Aerospace
Rund 15 Jahre nach dem Ende der Concorde, plant auch das US-Start-up «Boom» einen neuen Überschalljet. Etliche Bestellungen hat das Unternehmen bereits. Erstkunde ist die britische Fluglinie Virgin Atlantic des Milliardärs Richard Branson.
Bild: Boom Supersonic
Das Überschallflugzeug soll mit Mach 2,2 noch etwas schneller sein als die legendäre Concorde.
Bild: Boom Supersonic
Die Strecke London-New York soll der Flieger dann in 3 Stunden und 15 Minuten schaffen.
Bild: Boom Supersonic
Animation des geplanten «Baby-Boom». Die kleinere Testversion XB-1 soll bereits Ende 2018 zu ihrem Erstflug abheben.
Bild: Boom Supersonic
Animation des Innenraums: Für die Airlines soll sich der Boom-Jet - im Gegensatz zur Concorde - rechnen. Auch, weil er deutlich kleiner ist und auf höchstens 55 Passagiere ausgelegt ist. Dadurch sollen die Maschinen öfter ausgebucht sein.
Bild: Boom Supersonic
Ausserdem soll der Boom-Jet soll deutlich leiser und damit komfortabler sein als die Concorde.
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