Erde in der Eifel hebt sich Vulkanisches System in Deutschland gibt Rätsel auf

Von Birgit Reichert, dpa

22.4.2024 - 00:00

Der Eifel-Vulkanismus ist noch aktiv. Im Bild der Laacher See, eine Caldera, die von einem grossen Ausbruch vor über 10'000 Jahren zeugt. 
Der Eifel-Vulkanismus ist noch aktiv. Im Bild der Laacher See, eine Caldera, die von einem grossen Ausbruch vor über 10'000 Jahren zeugt. 
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Der Vulkanismus in der deutschen Eifel ist noch aktiv. Wie stark und wo genau – das versuchen Forscher herauszufinden. Dabei sehen sie nicht nur mögliche Gefahren, sondern auch Chancen.

22.4.2024 - 00:00

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  • In der Eifel, einem deutschen Mittelgebirge, befindet sich das grösste Vulkangebiet Mitteleuropas — und es ist noch aktiv.
  • In einer Studie wiesen Forscher 2019 erstmals nach, dass sich die Erde um rund einen Millimeter pro Jahr hebt.
  • Zudem wurden Serien von sogenannten niederfrequenten Erdbeben in 10 bis 45 Kilometern Tiefe gemessen.

Der noch aktive Vulkanismus in der deutschen Eifel gibt Forschern weiter Rätsel auf. Nach Studien aus den vergangenen Jahren weiss man bereits, dass sich die Erde dort hebt. Nur ganz leicht, um einen Millimeter pro Jahr. Gemessen hat man auch über Jahre Serien von sogenannten niederfrequenten Erdbeben in 10 bis 45 Kilometern Tiefe. Und am Laacher See, wo der letzte Vulkan-Ausbruch knapp 13'000 Jahre zurückliegt, zeugen aufsteigende Gase aus grosser Tiefe von magmatischer Aktivität.

«Der Vulkanismus in der Eifel ist jung. Man kann nicht ausschliessen, dass es irgendwann wieder zu einem Ausbruch kommt», sagt Torsten Dahm vom Deutschen Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam. Ob das in 100 oder 1000 Jahren der Fall sein wird, könne keiner sagen. «Deshalb ist es auch wichtig, besser zu beobachten, weil wir damit rechnen, dass, wenn sich etwas ändern würde, wir das an den Messdaten sehen könnten.»

Magma sammelt sich

Der grosse Ausbruch vor 13'000 Jahren hatte laut Forschern eine Wucht wie der philippinische Vulkan Pinatubo, der 1991 fünf Milliarden Kubikmeter Asche und Staub in die Luft katapultierte. Man gehe davon aus, dass sich unter der Eifel Magma in einer Tiefe von rund 50 Kilometern ansammle, schrieben Wissenschaftler in einer 2019 präsentierten Studie. Das Hebungsgebiet mit dem Zentrum Eifel umfasst auch Luxemburg, Ostbelgien und den Süden der Niederlande.

Unter der Erde schlummert noch viel Unbekanntes. «Wir wissen, dass es irgendwo unter dem Laacher See ein altes magmatisches Reservoir gibt, aber wir wissen nicht, wo das genau sitzt», sagt Dahm. Es aufzuspüren und mehr über Erdkruste und Mantelstruktur zu erfahren, waren Ziele einer Untersuchung, die das GFZ mit Partnern bis Herbst 2023 leitete.

Mögliche Nutzung für Geothermie

Mehr als 350 seismische Stationen seien dafür temporär um die Vulkanfelder der Eifel aufgebaut und ein Jahr lang Erdbeben und Hintergrundrauschen registriert worden, erklärt Dahm, der Projektverantwortliche. Die Daten würden nun ausgewertet. «Wenn wir wüssten, wo das Reservoir ist, könnten wir gezielt untersuchen, in welchem Zustand es heute ist. Es kann ja auch noch warm sein und möglicherweise für Geothermie genutzt werden.»

Der Vulkanismus in der Eifel sei der Einzige in ganz Deutschland, der noch aktiv sei, sagt Dahm, der beim GFZ die Sektion Erdbeben- und Vulkanphysik leitet. Um Beben dort besser erfassen zu können, werde das Messnetz ausgeweitet. Mittelfristig sollen elf neue Messstationen über die Eifel verteilt errichtet werden. Auch wie sich der Boden hebt, nehmen Wissenschaftler genauer in den Blick. «Von 24 geplanten GPS-Stationen sind in den vergangenen Jahren bereits 20 um den Laacher See aufgebaut worden, um mögliche Bodenbewegungen zu messen», erklärt Zhiguo Deng vom GFZ.

Dass die Eifel nach wie vor ein aktives vulkanisches System ist, hatten Forscher Anfang 2019 berichtet. Sie stellten seit 2013 unter dem Laacher See acht Serien von niederfrequenten Erdbeben in bis zu 45 Kilometer Tiefe fest. Dies seien Anhaltspunkte dafür, dass magmatische Fluide aus dem oberen Erdmantel in die Erdkruste aufsteigen könnten, schrieben sie im «Geophysical Journal International».

Von Birgit Reichert, dpa