Vergleich Was die drei Corona-Impfstoffe können – und wie sie wirken

dpa/tsha

28.1.2021 - 17:55

Seit Dezember wird in der Schweiz gegen das Coronavirus geimpft.
Seit Dezember wird in der Schweiz gegen das Coronavirus geimpft.
Bild: Keystone

Im Kampf gegen Corona darf in der Schweiz künftig voraussichtlich auch der Impfstoff von Astrazeneca genutzt werden. Dann wären es drei zugelassene Präparate. Wo gibt es Unterschiede, wo Gemeinsamkeiten?

Warten auf den dritten Corona-Impfstoff: Nach den Präparaten von Biontech/Pfizer und Moderna will die Schweiz dem schwedisch-britischen Produkt Astrazeneca demnächst die Genehmigung erteilen. Wir erklären, was die drei Impfstoffe unterscheidet und wo ihre Stärken und Schwächen liegen.

Welche Impfstoffe hat die Schweiz bestellt?

Der Bund hat ingesamt mehr als 15 Millionen Impfstoff-Dosen bestellt. Davon entfallen 3 Millionen Dosen auf das Vakzin von Biontech/Pfizer, das von Swissmedic bereits am 19. Dezember zugelassen worden war. Rund 7,5 Millionen Dosen wurden von dem Moderna-Impfstoff geordert, der am 12. Januar seine Zulassung erhielt. Noch nicht zugelassen hingegen ist der Impfstoff von Astrazeneca – dies soll allerdings schon bald passieren. Von diesem Vakzin hat der Bund einen Vertrag über die Lieferung von 5,3 Millionen Impfdosen abgeschlossen.

Wie sind die Impfstoffe gebaut?

Die Präparate von Biontech/Pfizer und Moderna sind sogenannte mRNA-Impfstoffe. «m» steht für messenger (Bote), «RNA» für Ribonucleic acid (Deutsch: Ribonukleinsäure). Die mRNA ist die Bauanleitung für einen Bestandteil des Covid-19-Erregers und gelangt mit Hilfe winziger Fetttröpfchen in die Körperzellen. Diese stellen dann das Virusprotein her, gegen das der Körper seine Immunantwort entwickelt.



Astrazenecas Produkt mit dem Wirkstoff AZD1222 hingegen beruht auf der abgeschwächten Version eines Erkältungsvirus von Schimpansen. Es enthält genetisches Material eines Oberflächenproteins, mit dem der Erreger Sars-CoV-2 an menschliche Zellen andockt. Auch hier bilden die Zellen mit Hilfe der Bauanleitung das Protein und der Körper entwickelt eine Immunantwort dagegen.

Wie gut wirken die Vakzine?

Das US-Unternehmen Moderna hatte Ende November 2020 mitgeteilt, sein Impfstoff besitze eine Wirksamkeit von 94 Prozent – gemessen 14 Tage nach der zweiten Dosis. Comirnaty, der Impfstoff von Biontech und Pfizer, zeigte eine fast identische Wirksamkeit von 95 Prozent – gemessen sieben Tage nach der zweiten Dosis. Das bedeutet, dass unter den Probanden der geimpften Gruppe 95 Prozent weniger Erkrankungen auftraten als unter denen der Kontrollgruppe.

Das Mittel von Astrazeneca wies in Studien eine geringere Wirksamkeit von etwa 70 Prozent auf, ist jedoch vergleichsweise leicht zu handhaben. Die EU-Arzneimittelagentur EMA schloss zunächst allerdings nicht aus, dass das Mittel nur für bestimmte Altersgruppen zugelassen wird, da für Ältere erst wenige Testdaten vorlägen. Bei den Vakzinen von Biontech/Pfizer und Moderna gibt es hingegen belastbarere Daten zu Senioren. So schützt das Mittel von Biontech einer Studie zufolge ältere Menschen ähnlich gut wie jüngere, bei Moderna liegt die Wirksamkeit etwas unter den genannten 94 Prozent.

Der Impfstoff von Biontech/Pfizer muss sehr kalt gelagert werden.
Der Impfstoff von Biontech/Pfizer muss sehr kalt gelagert werden.
Bild: Keystone

Ob die genannten Zahlen jedoch auch bei einem massenhaften Einsatz der Impfstoffe zu erreichen sind, wird sich erst in einigen Monaten zeigen. Unklar ist auch noch, wie lange der Impfschutz anhält und ob der Geimpfte das Virus noch weitergeben kann.

Wie oft wird geimpft?

Hier gibt es grosse Übereinstimmungen: Alle drei Impfstoffe erfordern zwei Wirkstoffgaben. Bei Biontech/Pfizer bekommt der Patient im Abstand von etwa drei Wochen jeweils eine Dosis, beim Produkt von Moderna sind es rund vier, bei Astrazeneca mindestens vier Wochen. Bei beiden Impfungen sollte stets dasselbe Präparat zum Einsatz kommen: «Eine begonnene Impfserie muss mit dem gleichen Impfstoff abgeschlossen werden, auch wenn zwischenzeitlich weitere Impfstoffe zugelassen worden sind», heisst es beim deutschen Robert Koch-Institut (RKI). Bei einem Wechsel des Präparats könne die volle Wirksamkeit derzeit nicht gewährleistet werden, teilte das deutsche Paul-Ehrlich-Institut (PEI) mit. Es gebe noch keine entsprechenden Untersuchungen.



Comirnaty muss vor dem Spritzen mit einer Natriumchlorid-Lösung verdünnt werden. Nach Biontech-Angaben ist der verdünnte Impfstoff maximal sechs Stunden bei 2 bis 30 Grad haltbar. Er könne also bei Bedarf schon im Impfzentrum verdünnt und dann auch als vorbereitete Dosis in der Spritze vorsichtig transportiert werden. Das Produkt von Moderna wird gebrauchsfertig geliefert. Gespritzt wird jeweils in den Oberarm-Muskel. Der Wirkstoff könne für einige Stunden im Muskel bleiben und der Körper habe so Zeit, ihn zu erkennen und darauf zu reagieren, erklärt der Rostocker Virologe Andreas Podbielski.

Welche Nebenwirkungen gibt es?

Dem RKI zufolge waren Schmerzen an der Einstichstelle, Abgeschlagenheit, Kopf- und Gelenkschmerzen sowie Schüttelfrost die nach den bisherigen Impfungen am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen. Im Allgemeinen waren diese aber schwach bis mässig und klangen nach kurzer Zeit wieder ab. Berichte über schwere unerwünschte Folgen gibt es bei allen drei Vakzinen bisher nicht.



Die Ständige Impfkommission beim RKI empfiehlt die Impfung auch für Menschen mit Immunschwäche – also zum Beispiel bei HIV-Infektionen, Krebserkrankungen oder nach Organtransplantationen. «Wenngleich Personen mit geschwächtem Immunsystem möglicherweise nicht so gut auf den Impfstoff ansprechen, bestehen keine besonderen Sicherheitsbedenken», heisst es auch bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA. «Immungeschwächte Personen können trotzdem geimpft werden, da bei ihnen möglicherweise ein höheres Risiko durch Covid-19 besteht.»

Wer soll nicht geimpft werden?

Der Biontech/Pfizer-Impfstoff ist für Menschen ab 16 Jahren vorgesehen. Der von Moderna ist ab 18 Jahren gedacht, obwohl das Unternehmen kürzlich damit begonnen hat, seinen Impfstoff bei Zwölf- bis 17-Jährigen zu testen. Über die Wirkung des Astrazeneca-Präparats auf Kinder und Jugendliche ist nach Angaben der britischen Arzneimittelbehörde MRHA bisher nichts bekannt. 

Einigkeit besteht darin, wer nicht geimpft werden soll: Menschen mit einer allergischen Reaktion auf einen der Inhaltsstoffe oder mit schweren allergischen Reaktionen nach einer vorherigen Dosis.

Schützen die Impfstoffe auch vor Varianten des Virus?

Das ist noch nicht abschliessend geklärt, allerdings sind die Hersteller Moderna und Biontech/Pfizer zuversichtlich. Erste Tests deuten darauf hin, dass ihre Impfstoffe auch vor den beiden zunächst in Grossbritannien und Südafrika nachgewiesenen Mutanten schützen. Allerdings stellten die Unternehmen auch fest, dass Geimpfte gegen die Variante aus Südafrika offenbar eine schwächere Immunantwort aufbauen. Die Hersteller beobachten die Entwicklung sehr genau. Man könne den Impfstoff gegebenenfalls anpassen, teilten Pfizer und Biontech mit. Moderna will unter anderem die Wirkung einer zusätzlichen Auffrischungsdosis testen.

Wie werden die Impfstoffe gelagert?

Der Impfstoff von Biontech/Pfizer wird bei minus 70 Grad aufbewahrt. Beim Moderna-Impfstoff muss es mit etwa minus 20 Grad Celsius im Vergleich nicht ganz so kalt sein. Ein grosser Vorteil bei Astrazeneca ist, dass man das Vakzin bei Kühlschranktemperaturen von zwei bis acht Grad lagern kann.

Unterschiede gibt es auch nach dem Auftauen: Der Pfizer-Impfstoff kann dann im Kühlschrank gelagert, muss aber innerhalb von fünf Tagen aufgebraucht werden. Der Moderna-Impfstoff ist 30 Tage bei Kühlschranktemperatur und zwölf Stunden bei Raumtemperatur stabil.

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dpa/tsha