Ein beliebtes Hobby könnte sich auch zur Stromerzeugung eignen: Erste Unternehmen setzen auf Drachen zur Energiegewinnung.
Von Dirk Jacquemien
16.04.2022, 20:58
17.04.2022, 09:36
Dirk Jacquemien
Drachen könnten bald dafür sorgen, dass die Lichter brennen und Klimaanlagen kühl laufen. Nein, nicht die Art von Drachen, die Feuer speien und die Feinde von Daenerys Targaryen pulverisieren. Sondern Drachen mit Segeln, die man gern sonntags mit Windkraft in die Höhe steigen lässt.
Mehrere Anbieter arbeiten an verschiedenen Konzepten, bei denen Drachen in die Luft geschickt werden, um Strom zu erzeugen. Der Vorteil gegenüber konventionellen Windkraftwerken liegt vor allem darin, dass die Drachen in viel grösserer Höhe operieren können. Und je höher die Lage, desto mehr Wind herrscht üblicherweise.
Strom wird in der Luft oder am Boden erzeugt
Zu Stromerzeugungen per Drachen gibt es im Prinzip zwei Ansätze: Beim einen werden die Drachensegel mit Windturbinen ausgestattet, die dann direkt in der Höhe Strom erzeugen, der per Kabel zur Erde geschickt wird.
Beim zweiten Ansatz sind die Seile des Drachen an einen Generator am Boden angeschlossen. Die durch die Seile weitergegebenen Bewegungen des Drachens erzeugen hierbei den Strom.
Strom generierende Drachen stehen jedoch vor denselben Herausforderungen, die auch bereits die weitere Verbreitung von konventionellen Windkraftwerken erschweren. So könnten sie eine Gefahr für Vögel darstellen sowie Anwohner*innen durch Lärm stören.
Dann gibt es noch zusätzliche, Drachen-spezifische Herausforderungen. So müssen die Drachen ständig gesteuert werden, um immer die optimale Position im Wind einnehmen zu können. Nötig ist also eine komplexe Steuerungssoftware, die dynamisch Kurskorrekturen vornehmen kann. Zudem muss es möglich sein, dass sich die Drachen bei Sturmlage einziehen lassen und danach wieder aufsteigen, idealerweise vollautomatisch.
Im grossflächigen kommerziellen Einsatz sind die Drachen-Kraftwerke noch nicht. Das deutsche Unternehmen SkySails Power bietet aber beispielsweise eine Anlage an, die durchschnittlich 100 Kilowatt erzeugen und damit in etwa den Bedarf von rund 50 Haushalten decken kann.
Das ist noch deutlich weniger, als klassische Windkraftanlagen liefern. Die Drachen könnten jedoch besonders für entlegene Orte geeignet sein, da sich eine Anlage einfach in einem Standard-Container transportieren lässt. Auf Mauritius wurde erstmals eine solche Anlage in Betrieb genommen.