«Life on the Edge», «Leben am Abgrund», nennt der israelische Fotograf Amit Eshel den Kampf zweier nubischer Steinböcke. Was dramatisch aussah, ging glimpflich aus. Ein Steinbockmännchen kapitulierte und zog sich zurück. Anders als zu erwarten, ist das Foto mit einem Weitwinkelobjektiv aufgenommen. Die Tiere waren so abgelenkt, dass sich Eshel sehr nah an die Szene heranpirschen konnte.
In der Nähe seines Camps im brasilianischen Regenwald fand Vishnu Gopal Fussabdrücke auf einem Waldweg und legte sich auf die Lauer. Und tatsächlich: Eine Stunde später erschien ein Tapir. Kaum zu glauben: Der indische Fotograf schoss den Eindringling mit einer Langzeitbelichtung und leuchtete die Szene mithilfe einer Taschenlampe aus. Vermutlich wurde das Tier von dem Geruch der Lebensmittel angelockt.
Was im ersten Moment wie abstrakte Kunst aussieht, hat einen traurigen Hintergrund: Ein frisch geschlüpfter Spatz ist aus seinem Nest gesprungen und in einen Teich gefallen. Ein gefundenes Fressen für die Kaulquappen, die den Kadaver von allen Seiten anknabbern. Und genau diesen Moment abzuwarten, war laut Fotograf Juan Jesús Gonzalez Ahumada die grosse Herausforderung für «Das Kaulquappenbankett».
Als würde der Dschungel unwirklich leuchten: Sriram Murali kombinierte 50 einzelne 19-Sekunden-Aufnahmen für sein Gewinnerbild «Lights Fantastic». Für das Leuchten sorgen unzählige Glühwürmchen, die in den Wäldern des Anamalai-Tigerreservats in Indien heimisch sind. «In diesem Foto steckt die ganze Erhabenheit und Magie des Tropenwaldes», kommentierte einer der Wettbewerbsrichter.
Der Fotografin Rachel Bigsby gelang es, zwei Tölpel vor den hoch aufragenden Klippen der Isle of Noss zu fotografieren, und das, obwohl sie aus einem Boot in turbulentem Wellengang abdrückte. Das Vogelpaar lag abseits der Kolonie auf einem tiefen Felsvorsprung, «die Hälse ineinander verschlungen». Jeden Sommer kommen etliche Tölpel zu der Insel in Schottland, um auf den Felsen zu brüten.
Der griechische Fotograf Agorastos Papatsanis schoss den Parasolpilz am Fusse des Olymps unter ziemlich widrigen Bedingungen: Mit einem Fotoschirm hielt er seine Kamera trocken, den Blitz musste er in eine Plastiktüte packen. Die farbigen Akzente entstanden durch das brechende Blitzlicht in Kombination mit den vorherrschenden Witterungsbedingungen mit viel Regen und Wind. Klar ist auch zu erkennen, wie der Pilz seine Sporen durch die Luft verteilt.
Wie treffend: «Kita für Hippos» nennt Mike Korostelev seine spektakuläre Unterwasser-Aufnahme zweier junger Nilpferde. Seit mehr als zwei Jahren besucht Mike Korostelev die Nilpferdfamilie regelmässig in Kosi Bay in Südafrika. Mittlerweile hätten sich die Tiere an das Boot des Fotografen gewöhnt. Dieses Mal beschloss Korostelev aber zu tauchen. Für das Foto war er gut 20 Sekunden unter Wasser.
Traurig die Szene, die die Naturfotojournalistin Karine Aigner in Texas einfing. Beim West Texas Big Bobcat Contest, dem bestbezahlten Raubtierjagd-Wettbewerb in den USA, stehen die Jäger an, um ihre Beute wiegen zu lassen. Für manche Menschen in den Vereinigten Staaten ist die Jagd auf Wildtiere ein Zeitvertreib. In Texas gelten zwar strenge Vorschriften für bestimmte «Wild»-Arten, Raubtiere wie Rotluchse, Berglöwen und Kojoten geniessen jedoch keinen Schutz.
Der Steinbocks im Eis hätte auch in der Schweiz fotografiert worden sein können. Tatsächlich entstand das Bild von Luca Melcarne in den französischen Alpen. Um sehr früh in das Steinbockrevier aufsteigen zu können, verbrachte Melcarne eine bitterkalte Nacht in einer provisorischen Unterkunft. Um dann am frühen morgen überhaupt abdrücken zu können, musste er seine Kamera zuerst mit seinem Atem auftauen. Sein Bild zeigt, wie unerlässlich Geduld, Ausdauer und Leidenschaft für die dramatische Tierfotografie sind.
«Es war erstaunlich, einen Pfeilschwanzkrebs in seinem natürlichen Lebensraum auf eine so unheimlich schöne Weise lebendig zu sehen», sagt ein Jurymitglied zu dem Foto von Laurent Ballesta. Ein dreistacheliger Pfeilschwanzkrebs bewegt sich langsam über den Schlamm. Über dem Pfeilschwanzkrebs sind drei junge Goldmakrelen dabei, nach Essbarem zu schnappen. Laurent Ballesta gelang die Aufnahme in den geschützten Gewässern der Insel Pangatalan auf den Philippinen. Der Meeresbiologe und Fotograf widmet sein Leben der Erforschung der Ozeane und brilliert immer wieder mit sensationellen Bildern. Mit dem Foto des lebenden Fossils gewann der Franzose den Titel «Wildlife Photographer of the Year 2023».
Wildlife Photographer of the Year 2023
«Life on the Edge», «Leben am Abgrund», nennt der israelische Fotograf Amit Eshel den Kampf zweier nubischer Steinböcke. Was dramatisch aussah, ging glimpflich aus. Ein Steinbockmännchen kapitulierte und zog sich zurück. Anders als zu erwarten, ist das Foto mit einem Weitwinkelobjektiv aufgenommen. Die Tiere waren so abgelenkt, dass sich Eshel sehr nah an die Szene heranpirschen konnte.
In der Nähe seines Camps im brasilianischen Regenwald fand Vishnu Gopal Fussabdrücke auf einem Waldweg und legte sich auf die Lauer. Und tatsächlich: Eine Stunde später erschien ein Tapir. Kaum zu glauben: Der indische Fotograf schoss den Eindringling mit einer Langzeitbelichtung und leuchtete die Szene mithilfe einer Taschenlampe aus. Vermutlich wurde das Tier von dem Geruch der Lebensmittel angelockt.
Was im ersten Moment wie abstrakte Kunst aussieht, hat einen traurigen Hintergrund: Ein frisch geschlüpfter Spatz ist aus seinem Nest gesprungen und in einen Teich gefallen. Ein gefundenes Fressen für die Kaulquappen, die den Kadaver von allen Seiten anknabbern. Und genau diesen Moment abzuwarten, war laut Fotograf Juan Jesús Gonzalez Ahumada die grosse Herausforderung für «Das Kaulquappenbankett».
Als würde der Dschungel unwirklich leuchten: Sriram Murali kombinierte 50 einzelne 19-Sekunden-Aufnahmen für sein Gewinnerbild «Lights Fantastic». Für das Leuchten sorgen unzählige Glühwürmchen, die in den Wäldern des Anamalai-Tigerreservats in Indien heimisch sind. «In diesem Foto steckt die ganze Erhabenheit und Magie des Tropenwaldes», kommentierte einer der Wettbewerbsrichter.
Der Fotografin Rachel Bigsby gelang es, zwei Tölpel vor den hoch aufragenden Klippen der Isle of Noss zu fotografieren, und das, obwohl sie aus einem Boot in turbulentem Wellengang abdrückte. Das Vogelpaar lag abseits der Kolonie auf einem tiefen Felsvorsprung, «die Hälse ineinander verschlungen». Jeden Sommer kommen etliche Tölpel zu der Insel in Schottland, um auf den Felsen zu brüten.
Der griechische Fotograf Agorastos Papatsanis schoss den Parasolpilz am Fusse des Olymps unter ziemlich widrigen Bedingungen: Mit einem Fotoschirm hielt er seine Kamera trocken, den Blitz musste er in eine Plastiktüte packen. Die farbigen Akzente entstanden durch das brechende Blitzlicht in Kombination mit den vorherrschenden Witterungsbedingungen mit viel Regen und Wind. Klar ist auch zu erkennen, wie der Pilz seine Sporen durch die Luft verteilt.
Wie treffend: «Kita für Hippos» nennt Mike Korostelev seine spektakuläre Unterwasser-Aufnahme zweier junger Nilpferde. Seit mehr als zwei Jahren besucht Mike Korostelev die Nilpferdfamilie regelmässig in Kosi Bay in Südafrika. Mittlerweile hätten sich die Tiere an das Boot des Fotografen gewöhnt. Dieses Mal beschloss Korostelev aber zu tauchen. Für das Foto war er gut 20 Sekunden unter Wasser.
Traurig die Szene, die die Naturfotojournalistin Karine Aigner in Texas einfing. Beim West Texas Big Bobcat Contest, dem bestbezahlten Raubtierjagd-Wettbewerb in den USA, stehen die Jäger an, um ihre Beute wiegen zu lassen. Für manche Menschen in den Vereinigten Staaten ist die Jagd auf Wildtiere ein Zeitvertreib. In Texas gelten zwar strenge Vorschriften für bestimmte «Wild»-Arten, Raubtiere wie Rotluchse, Berglöwen und Kojoten geniessen jedoch keinen Schutz.
Der Steinbocks im Eis hätte auch in der Schweiz fotografiert worden sein können. Tatsächlich entstand das Bild von Luca Melcarne in den französischen Alpen. Um sehr früh in das Steinbockrevier aufsteigen zu können, verbrachte Melcarne eine bitterkalte Nacht in einer provisorischen Unterkunft. Um dann am frühen morgen überhaupt abdrücken zu können, musste er seine Kamera zuerst mit seinem Atem auftauen. Sein Bild zeigt, wie unerlässlich Geduld, Ausdauer und Leidenschaft für die dramatische Tierfotografie sind.
«Es war erstaunlich, einen Pfeilschwanzkrebs in seinem natürlichen Lebensraum auf eine so unheimlich schöne Weise lebendig zu sehen», sagt ein Jurymitglied zu dem Foto von Laurent Ballesta. Ein dreistacheliger Pfeilschwanzkrebs bewegt sich langsam über den Schlamm. Über dem Pfeilschwanzkrebs sind drei junge Goldmakrelen dabei, nach Essbarem zu schnappen. Laurent Ballesta gelang die Aufnahme in den geschützten Gewässern der Insel Pangatalan auf den Philippinen. Der Meeresbiologe und Fotograf widmet sein Leben der Erforschung der Ozeane und brilliert immer wieder mit sensationellen Bildern. Mit dem Foto des lebenden Fossils gewann der Franzose den Titel «Wildlife Photographer of the Year 2023».
Steinböcke kämpfen am Abgrund, Kaulquappen machen sich über einen Spatzen her und Tausende Glühwürmchen erhellen den Regenwald: Das sind die besten Fotos des «Wildlife Photographer of the Year»-Awards.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Jedes Jahr werden die eindrücklichsten und spektakulärsten Fotografien von wilden Tieren beim «Wildlife Photographer of the Year»-Award ausgezeichnet.
- Der Wettbewerb wird vom Natural History Museum in London ausgetragen. Im Wettbewerbsjahr 2023 bewertete die Jury 50'000 Fotografien aus 95 Ländern.
- «Wildlife Photographer of the Year 2023» ist der Franzose Laurent Ballesta. Seine Aufnahme eines goldschimmernden Exemplars eines Pfeilschwanzkrebses wurde unter 50'000 Einsendungen als Gewinner ausgewählt.
Foodnerds: Kaviar kommt vom Stör – und aus Frutigen im Berner Oberland
Störzucht und Kaviarproduktion inmitten der Schweizer Alpen? Im Kandertal ist das seit 12 Jahren Wirklichkeit. Mittlerweile gelten Kaviar und Störfilet aus Frutigen als Delikatessen, auch über die Schweiz hinaus.
27.08.2021