Fragen und Antworten Das müssen Sie zu den Corona-Impfungen wissen

gbi/uri, mit Material der SDA

9.1.2021

Eine junge Frau erhält bei einem Probelauf in einem deutschen Spital eine fingierte Impfung. (Symbolbild)
Eine junge Frau erhält bei einem Probelauf in einem deutschen Spital eine fingierte Impfung. (Symbolbild)
Bild: Keystone

Die Impfkampagne der Schweiz nimmt Fahrt auf. Wem sich zum Impfstoff und dem weiteren Prozedere noch Fragen stellen, findet hier die wichtigsten Antworten. 

Dieser Artikel wird bei neuen Entwicklungen jeweils aufdatiert. Aktueller Stand: 12. Januar.

Welcher Impfstoff ist in der Schweiz zugelassen?

Die Schweizer Zulassungsstelle Swissmedic hat am 12. Januar grünes Licht für den Impfstoff von Moderna gegeben, der auch im Wallis bei Lonza produziert wird. Bereits im Dezember wurde die Zulassung für das Vakzin Comirnaty (BNT162b2) von Pfizer/Biontech erteilt. Bei beiden Mitteln handelt es sich um sogenannte Boten-RNA-Impfstoffe. Zwei weitere Vakzine sind zur Prüfung bei Swissmedic eingereicht. 

Wer kann sich impfen lassen – und wer nicht?

Der Impfstoff von Pfizer/Biontech ist für Personen über 16 Jahren, jener von Moderna ab 18 Jahren zugelassen. Von einer Impfung abgeraten wird bei beiden Präparaten, wenn jemand eine schwere Allergie gegen einen Bestandteil des Impfstoffs (insbesondere PEG) hat. Auch Schwangere sollten sich nicht impfen lassen.

Wer sich krank fühlt oder noch auf das Ergebnis eines Covid-Tests wartet, sollte sich ebenfalls nicht impfen lassen – das BAG rät in einem solchen Fall, den Impftermin zu verschieben. Wo und wann Sie sich in Ihrem Kanton impfen lassen können, zeigt diese Übersicht des BAG.

Wer wird zuerst geimpft?

Weil der Impfstoff erst in limitierter Menge vorhanden ist, werden zuerst Angehörige von Risikogruppen (ausser Schwangere) geimpft sowie Personen, die mit diesen beruflich oder privat engen Kontakt haben. Die Kantone haben im Dezember 2020 mit ihren Impfaktionen begonnen.

Bewohner im Seniorenheim Casa di Riposa Solarium in Gordola TI warten am 4. Januar 2021 auf ihre Impfung gegen Covid-19.
Bewohner im Seniorenheim Casa di Riposa Solarium in Gordola TI warten am 4. Januar 2021 auf ihre Impfung gegen Covid-19.
Bild: Keystone

Muss ich mich auch nach der Impfung an die Hygieneregeln halten?

Ja, denn vieles ist immer noch unbekannt. So ist noch unklar, ob die Impfung auch eine Ansteckung anderer Personen verhindert. Auch Quarantäne- und Isolationsanweisungen bleiben trotz Impfung bis auf Weiteres bestehen und müssen eingehalten werden, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) festhält. Das Ziel sei aber, dass hier Lockerungen gemacht werden könnten. «Dies ist abhängig davon, ob und wie gut die Impfung vor einer Übertragung des Coronavirus schützt, wie viele Personen geimpft sein werden und ob die Fallzahlen zurückgehen.»

Wie wird der Impfstoff gelagert?

Der Impfstoff von Biontech/Pfizer muss bei minus 70 Grad gelagert werden. In speziell entwickelten Versandboxen kann das Präparat bis zu 15 Tage transportiert werden. Beim Moderna-Impfstoff muss es mit etwa minus 20 Grad Celsius nicht ganz so kalt sein.

Unterschiede gibt es auch nach dem Auftauen: Der Pfizer-Impfstoff kann im Kühlschrank gelagert, muss aber innerhalb von fünf Tagen aufgebraucht werden. Der Moderna-Impfstoff ist 30 Tage bei Kühlschranktemperatur und zwölf Stunden bei Raumtemperatur stabil. Beide Impfstoffe müssen nach der ersten Benutzung innerhalb von sechs Stunden verbraucht werden.

Wie erfolgt die Impfung?

Die Impfung wird durch zwei Spritzen in den Oberarm verabreicht. Bei Biontech/Pfizer erfolgen diese im Abstand von etwa drei Wochen, beim Produkt von Moderna sind es rund vier Wochen.

Einige Experten regen dazu an, von dieser Praxis abzuweichen und die zweite Dosis später zu spritzen, damit ein Grundschutz für mehr Menschen ermöglicht wäre. So wird es in Grossbritannien gemacht. Gemäss einer Auskunft des BAG gegenüber «blue News» wird diese Option für die Schweiz aber derzeit nicht geprüft. (Stand: 6. Januar)

Wie viel Impfstoff hat die Schweiz bestellt?

Insgesamt hat die Schweiz bisher Verträge für rund 15 Millionen Impfstoffdosen abgeschlossen. Von Biontech/Pfizer erhält die Schweiz über mehrere Monate hinweg drei Millionen Impfdosen. Bei Moderna bestellte die Eidgenossenschaft insgesamt 7,5 Millionen Dosen. Von dem – noch nicht zugelassenen – Wirkstoff von Astrazeneca erwartet die Schweiz bis zu 5,3 Millionen Dosen.

Bietet die Impfung hundertprozentigen Schutz?

Nein. «Einen vollständigen Schutz gibt es nicht», hält das BAG fest. Einige Personen könnten trotz Impfung an Covid-19 erkranken. Mit dem Impfstoff von Pfizer/Biontech wird laut Studien aber ein Impfschutz von 95 Prozent erreicht. Der Schutz vor einer Infektion beginnt zwei Wochen nach der ersten Dosis und ist eine Woche nach der zweiten Dosis voll entfaltet.

Mit der Impfung sinkt aber das Risiko eines schweren Covid-Krankheitsverlaufs, was letzlich auch zu einer Entlastung des Gesundheitswesens beiträgt und Todesfälle verhindert. Seit Beginn der Corona-Pandemie mussten in der Schweiz schon über 19'000 Personen wegen des Virus hospitalisiert werden, über 7'400 Todesfälle stehen in Zusammenhang mit dem Virus. (Stand: 6. Januar 2021).



Wie lange wirkt die Impfung?

Auch das ist noch unklar und wird durch die Hersteller untersucht. Möglich ist aber alles. So könnte die Wirksamkeit von Boten-RNA-Impfstoffen über Jahre hinweg sehr hoch bleiben (bei 95 Prozent); oder sie nimmt nach drei bis vier Monaten ab und stabilisiert sich auf tieferem Niveau; oder aber sie nimmt kontinuierlich ab. Das heisst es bei Infovac, einem Informationsportal, das die Uni Genf zusammen mit dem Bund betreibt. Daher sei auch nicht ausgeschlossen, dass Personen aus Risikogruppen regelmässig geimpft werden müssten wie bei der Grippe auch.

Gibt es Risiken?

Wie es verschiedentlich in Medienberichten heisst, seien während des Testlaufs sechs Personen gestorben. Hierbei dürfte es sich aber um Panikmache handeln, denn diese sechs Toten kommen laut der US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA auf die 43'448 Teilnehmer in der Studien-Phase. Die Todesrate liegt damit bei lediglich 0,01 Prozent.

Zudem stammen vier der Toten aus der Vergleichsgruppe – sie hatten also gar keinen Impfstoff verabreicht bekommen und starben laut FDA unter anderem an einem Herzinfarkt oder an anderen typischen Krankheiten in ihrem Alter.

Einer der beiden verstorbenen, tatsächlich geimpften Teilnehmer hatte ebenfalls einen Infarkt, die zweite Person hatte eine Vorerkrankung. Diese Angaben stammen aus einer sogenannten Phase-3-Studie, also einem Test des Impfstoffs im Vorfeld der Zulassung.

Unter den Empfängern der BNT162b2-Impfung wurden vier schwerwiegende «unerwünschte Ereignisse» registriert. Jeweils eine Person meldete eine Schulterverletzung, Herzrhythmusstörungen, eine schwere Lymphknotenschwellung in der rechten Achselhöhle sowie Taubheitsgefühle (Parästhesie) im Bein.

Was sind die Nebenwirkungen?

Im «New England Journal of Medicine» haben an der Studie beteiligte Wissenschaftler auch über Erkenntnisse zu Nebenwirkungen berichtet: Am häufigsten kann es dem Fachartikel zufolge lokale Schmerzen an der Einstichstelle geben – nach der ersten Dosis bei 83 Prozent der Jüngeren und 71 Prozent der Älteren. Solche Symptome sind Experten zufolge nach einer Impfung üblich.

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Fieber sei nach der zweiten von zwei Impfdosen bei 16 Prozent der jüngeren (zwischen 16 und 55 Jahren) und bei 11 Prozent der älteren Studienteilnehmer (älter als 55 Jahre) aufgetreten. Muskelschmerzen traten laut der Studie bei 37 Prozent der Jüngeren und bei 29 Prozent der Älteren auf. Schüttelfrost hatten 35 Prozent der Jüngeren und 23 Prozent der Älteren.

Kopfschmerzen wurden bei rund der Hälfte der jüngeren Teilnehmer nach der zweiten Impfung festgestellt: bei 52 Prozent. Bei den älteren war dies bei 39 Prozent der Fall. Allerdings traten Kopfschmerzen auch in der Vergleichsgruppe relativ häufig auf: 24 Prozent bei den Jüngeren, 14 Prozent bei den Älteren nach der zweiten Placebo-Impfung.

Genannt werden von 21'720 geimpften Teilnehmern vier, bei denen «starke» («severe») Nebenwirkungen auftraten. 64 Geimpfte beklagten Schwellungen der Lymphknoten, was zumeist allerdings nicht als schwere Nebenwirkung eingestuft wurde.

Was ist das Ziel der Impfaktion?

Das primäre Ziel der Impfung in der Schweiz sei nicht die Ausrottung des neuartigen Coronavirus, wie etwa bei Polio oder Masern, sondern der Schutz von Menschen mit einem grossen Risiko für Komplikationen, so infovac.ch. Ziel sei daher eine hohe Impfrate bei älteren Personen, bei Menschen mit Risikofaktoren wie Diabetes oder Bluthochdruck sowie bei Personen, die diesen Risikogruppen nahestehen. «Wenn genügend Impfstoffe zur Verfügung stehen, können auch gesunde Erwachsene, die Covid-19 vermeiden möchten, geimpft werden.»

Kann man auswählen, welchen Impfstoff man erhält?

Das ist nicht vorgesehen. «Es wird kein Wunschkonzert geben», sagte der Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen, Christoph Berger, im Dezember an einer Medienkonferenz. Impfwillige sollten jeweils zwei Dosen desselben Impfstoffes verabreicht bekommen, doch diese würden von den Behörden zugeteilt. Massgebend dürften hierbei organisatorische Fragen sein.

Ist die Impfung freiwillig?

Ja, und das soll auch so bleiben. «Eine allgemeine Impfflicht für die Bevölkerung ist rechtlich grundsätzlich ausgeschlossen», hält das BAG fest.

Wer bezahlt für die Impfung?

Die Covid-19-Impfung ist für alle mit obligatorischer Krankenversicherung gratis. Jene Kosten, die nicht gedeckt sind, werden vom Bund und den Kantonen getragen.

Kann man auch durch die Impfung am Coronavirus erkranken?

Dazu schreibt das BAG klar: Nein. Der Grund: «Im Impfstoff gibt es keine Coronaviren.» Denn das Vakzin von Pfizer/Biontech ist ein sogenannter Boten-RNA-Impfstoff. Dieses Verfahren wird seit rund zehn Jahren angewendet und funktioniert – vereinfacht gesagt – wie folgt: Statt toter Viren oder Virenbestandteilen (wie bei einer Grippeimpfung) wird dem Körper lediglich der nötige Bauplan eingespeist, anhand dessen er dann selber das typische Spike-Protein des Coronavirus baut. Das Immunsystem erkennt dieses als fremd und bildet Antikörper dagegen. 

Der österreichische Epidemiologe Herwig Kollaritsch erklärt das Prinzip in einem Ratgeber wie folgt: «Bei einer RNA-Impfung passiert im Grunde genau dasselbe wie bei anderen Impfungen auch: Sie bringt ein Antigen in den Körper und regt damit das Immunsystem dazu an, Antikörper zu produzieren. Der wesentliche Unterschied besteht darin, wie das Antigen in den Körper gelangt. Während es andere Impfungen dem Körper einfach zuführen, sorgt die RNA-Impfung dafür, dass er es selbst produziert.»

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