Forscher verblüfft Altarstein von Stonehenge kommt aus Schottland

dpa

15.8.2024 - 00:00

Wie Stonehenge erbaut wurde, bleibt zu grossen Teilen noch immer ein Rätsel. 
Wie Stonehenge erbaut wurde, bleibt zu grossen Teilen noch immer ein Rätsel. 
Espa Photo Agency/CSM via ZUMA Wire/dpa

Lange wurde angenommen, der Stein in der Mitte des Bauwerks stamme aus Wales. Warum und wie er über eine deutlich weitere Strecke transportiert wurde, bleibt ungeklärt.

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Altarstein von Stonehenge stammt nicht wie bisher angenommen aus Wales, sondern aus Schottland.
  • Er wurde aus dem Nordosten von Schottland zu der Stätte in Südengland gebracht, wie Wissenschaftler in der Zeitschrift «Nature» berichteten.
  • Noch immer ist unklar, wie der fünf Meter grosse Stein transportiert wurde.

Die rituelle Bedeutung von Stonehenge ist immer noch ein Rätsel, aber Forscher sind bei der Untersuchung der Entstehung des berühmten Steinkreises einen Schritt weiter gekommen. Der sogenannte Altarstein, der flach in der Mitte des Bauwerks liegt, wurde aus dem Nordosten von Schottland zu der Stätte in Südengland gebracht, wie Wissenschaftler am Mittwoch in der Zeitschrift «Nature» berichteten. Ob der fünf Meter grosse Stein per Boot oder auf dem Landweg transportiert wurde, ist unklar – immerhin eine Reise von mehr als 740 Kilometern.

«Es ist eine Überraschung, dass er von so weit her kommt», sagte die Archäologin Susan Greaney von der University of Exeter, die nicht an der Studie beteiligt war. Mehr als hundert Jahre lang glaubten Wissenschaftler, dass die zentrale Sandsteinplatte von Stonehenge – als Altarstein bezeichnet – aus dem viel näher gelegenen Wales stammt. Eine Studie, die im vergangenen Jahr von denselben Forschern durchgeführt wurde, zeigte jedoch, dass der Stein nicht mit der Geologie der Sandsteinformationen in Wales übereinstimmt. Die tatsächliche Herkunft des Steins blieb bis jetzt unbekannt.

Das Team durfte für seine Untersuchung kein Gestein an dem Monument abtragen, sondern analysierte stattdessen Mineralien in Gesteinsbrocken, die bei früheren Ausgrabungen gesammelt worden waren und teilweise aus den 1840er Jahren stammten. Sie fanden eine Übereinstimmung mit den Sandsteinformationen der Orkadischen Seen im Nordosten Schottlands, einer Region, die Teile der Spitze der schottischen Halbinsel sowie die Orkney-Inseln umfasst.

Vor 5000 Jahren errichtet

«Dieser geologische Fingerabdruck findet sich in keinem anderen Sedimentgebiet Grossbritanniens», sagte der Geologe Nick Pearce von der Universität Aberystwyth, ein Mitautor der Studie. Greaney erklärte, die Logistik eines Transports des Steins über eine so weite Strecke verdeutliche ein hohes Mass an Koordination und kultureller Verbindung zwischen diesen beiden Regionen des alten Britanniens.

Stonehenge wurde vor etwa 5000 Jahren errichtet. Die Steine, die mehrere Kreise bilden, wurden zu verschiedenen Zeiten an den Ort gebracht. Die Anordnung der Steine ermöglicht es, dass die Sonne während der Sommersonnenwende durch ein steinernes «Fenster» aufgeht. Der Zweck des Altarsteins – der flach im Herzen von Stonehenge liegt, jetzt unter anderen Steinen – bleibt ein Rätsel.

«Das Besondere ist die Entfernung»

«Stonehenge ist keine Siedlungsstätte, sondern ein Ort der Zeremonie oder des Rituals», sagte Heather Sebire, leitende Kuratorin bei English Heritage, die nicht an der Studie beteiligt war. Frühere archäologische Ausgrabungen hätten keine Hinweise auf Festmahle oder ein tägliches Leben an der Stätte erbracht.

Frühere Forschungen zeigten kulturelle Verbindungen – etwa Ähnlichkeiten in der Keramik – zwischen dem Gebiet um Stonehenge und den schottischen Orkney-Inseln. Andere Steine in Stonehenge stammen aus Westwales.

Zwar gibt es in Grossbritannien noch weitere neolithische Steinkreise, aber «das Besondere an Stonehenge ist die Entfernung, aus der die Steine stammen», erklärt Richard Bevins von der Universität Aberystwyth, einer der Mitautoren der Studie.

dpa